Sanliurfa. Der Hagener Profifußballer Mehmet Kurt stellt die Mannschaft von Oberligist FC Kray zusammen. Das sind seine Pläne:

Hinter Mehmet Kurt liegen turbulente Tage. Der Hagener ist Fußballprofi in der 2. türkischen Liga für Şanlıurfaspor, einem Verein aus dem Osten der Türkei, der sich für diese Saison viel vorgenommen hat. Bis zuletzt stand Şanlıurfaspor an der Tabellenspitze. Aber das reichte den Vereinsverantwortlichen scheinbar nicht, der Trainer musste gehen.

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„In Deutschland wäre das unvorstellbar“, sagt Kurt mit einem Kopfschütteln und ergänzt: „Besonders drei Tage vor dem wahrscheinlich wichtigsten Spiel der ganzen Saison.“ Gemeint ist das Topspiel gegen Amed SK vor 30.000 Zuschauern, das Şanlıurfaspor mit 0:1 (0:1) verloren hat. Durch die Niederlage rutschen Mehmet Kurt und seine Teamkollegen auf den dritten Tabellenplatz. „Es ist ein schlechter Zeitpunkt, um einen Trainer zu wechseln. Der neue Coach will natürlich sein System spielen, das bringt viel Unsicherheit“, hält Kurt nichts von den „zum Teil überhasteten“ Entscheidungen.

Neue Station bei Oberligist FC Kray

Doch nicht nur die zurückliegende, sondern auch die anstehende Zeit wird für Mehmet Kurt turbulent, so viel ist sicher: Zur neuen Saison wird er als Kaderplaner beim Oberligisten FC Kray einsteigen. „Als ich das erste Mal von dieser Idee gehört habe, habe ich es für einen Scherz gehalten und nur gelacht“, sagt Kurt. Aber Christoph Klöpper, der den FC im Dezember als neuer Vorsitzender übernahm und Mehmet Kurt noch aus seiner Zeit beim MSV Duisburg kennt, machte keine Scherze, „also habe ich angefangen, mir intensiv Gedanken zu machen – und habe am Ende zugesagt.“

Doch was bedeutet der Einstieg als Kaderplaner für die fußballerische Zukunft des Mittelfeldspielers? War es das mit der Profikarriere? „Auf keinen Fall“, betont Mehmet Kurt, dass er noch weiter aktiv spielen wolle. Nebenbei soll allerdings ein Standbein für die Zukunft aufgebaut werden: „Ich möchte auch nach meiner Karriere weiter im Fußball aktiv bleiben. Dass ich jetzt erste Erfahrungen im Amateurbereich sammeln kann, ist aus meiner Sicht der ideale Einstieg.“

Fast 4000 Kilometer Entfernung

Doch zwischen seinem Wohnort in der Türkei und dem Essener Stadtteil liegen fast 4000 Kilometer. Eine Distanz, die aktuell vor allem dank der Technik überbrückt werden kann: „Wir halten Zoom-Meetings oder Videotelefonate über WhatsApp ab“, berichtet Mehmet Kurt von seinen wöchentlichen Gesprächen mit dem Kray-Vorstand. „Ich hatte zuerst Bedenken, dass es nicht klappen könnte, aber mein ehemaliger Trainer hat mir Mut gemacht, dass mein Netzwerk groß genug ist. Und er hatte Recht. Ich habe viel im Ruhrgebiet gespielt und kenne viele Leute.“

Und so schreibt der Hagener aktuell täglich mit verschiedensten Spielern, die für den Oberligisten interessant sein könnten – und lernt sich selbst dabei von einer anderen Seite kennen: „Verhandlungen laufen immer gleich ab, ob im Amateurbereich oder bei den Profis: Es geht immer um das Geld. Jetzt sehe ich auch mal, wie schwer ich als Spieler in solchen Verhandlungen bin. Man lernt sich noch einmal neu kennen.“

Höherklassige Spieler holen

Für den Kader der Essener Oberliga-Mannschaft hat Kurt schon genaue Vorstellungen: „Mein Ziel ist es zeitnah, zwei, drei Spieler zu holen, die höherklassig gespielt haben. Das zieht dann auch andere Fußballer an“, verrät Kurt. Und das Ziel des Vereins ist klar: Es soll in die Regionalliga gehen.

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Wo es in der kommenden Saison für den Fußballspieler Kurt hingeht, ist hingegen noch offen. Seinen Wunsch verkündet er offen: „Ich möchte zurück nach Deutschland.“ In der Regionalliga sieht sich der 27-Jährige nicht, viel mehr soll es einen Neuanfang in der dritten Liga geben, „wenn sich etwas Gutes ergibt.“ Dabei geht es ihm gar nicht um das fußballerische Niveau in der Türkei. „Es sind die Strukturen und die Organisation, die fehlen. Das ist nicht einmal auf Regionalliga-Niveau, das muss man so hart sagen.“ Und auch die spontanen Entscheidungen im Kader, wie etwa die Trainerentlassung, machen dem Deutsch-Türken zu schaffen: „Ich spiele seit 20 Jahren Fußball, aber das habe ich noch nicht erlebt. Hier kochen die Emotionen ganz anders hoch.“

Dennoch ist er froh über die Station in der Türkei: „Es sind sehr aufregende Monate und die Stadt ist unglaublich verrückt nach Fußball. Das mitnehmen zu können, ist toll.“