Hagen. Nicht alle heimischen Sportler kehren über die Feiertage und den Jahreswechsel zurück in die Heimat. Drei von ihnen erzählen ihre Geschichte.
Weihnachten ist für viele die Zeit, in der sie gemeinsam mit ihrer Familie entspannte Stunden zuhause genießen und den Alltag hinter sich lassen. Weggezogene kehren über die Feiertage nach Hagen zurück – aber das gilt nicht für alle Hagener. Aus den unterschiedlichsten Gründen können manche Weihnachten nicht in der Volmestadt verbringen, sondern stellen sich im Ausland ihren Herausforderungen. Wir haben mit drei von ihnen gesprochen und erfahren, wie es ihnen in den vergangenen Monaten ergangen ist und wie sie die Feiertage verbringen werden.
Lüttich, Belgien (180 Kilometer entfernt)
Seit drei Jahren hat Joseph Laumann (39) keinen Urlaub gemacht. Er klingt selbst überrascht, wenn er das sagt. Zu aufregend war die vergangene Zeit, zu schnell ist sie verflogen. Der Hagener Fußballtrainer hat sich einen Namen gemacht.
Inzwischen ist Laumann in Belgien angekommen und als Cheftrainer für die U23 von Standard Lüttich verantwortlich. Auch wenn die Saison bisher sportlich durchwachsen läuft, fühlt sich der 39-Jährige wohl: „Das Projekt ist komplett neu und ich habe viele Möglichkeiten, mich einzubringen und mitzugestalten.“ Und auch privat ist es ein Fortschritt: Die zwei Stunden Autofahrt nach Hagen, wo seine Familie noch immer wohnt, vergehen wie im Fluge, verglichen mit der aufwendigen Anreise per Flugzeug aus England.
Einen speziellen Verein, ein Land oder eine Liga hat er sich dabei nicht als Ziel gesetzt: „Ich möchte höchstmöglich als Trainer arbeiten, so wie ich dazu im Stande bin. Ich will einen guten Job machen und mit mir zufrieden sein. Es gibt viele schöne Länder und gute Ligen. Da lege ich mich nicht fest.“ Mit dem Pro-Lizenz-Lehrgang, den Laumann noch bis März beim DFB absolviert, sollte ihm künftig die eine oder andere Tür offenstehen. Zum ersten Mal seit drei Jahren wird es für den 39-Jährigen und seine Familie nun in den Urlaub gehen: eine Woche nach Ägypten. Doch schon am 31. Dezember will der Hagener wieder in Lüttich sein – die Arbeit wartet. „Es gibt noch viel zu tun“, blickt er motiviert nach vorne.
Country Station, USA (8626 Kilometer entfernt)
Alessandro Spitale ist momentan viel unterwegs. Das Auslandssemester des Hagener Basketballers neigt sich dem Ende entgegen. Drei Tage Chicago, drei Tage Las Vegas, ein Tag in Boston und Weihnachten in New York: So lautet die Route der vergangenen Tage.
„Es ist das erste Mal, dass ich Weihnachten ohne die Familie verbringe – und manchmal bereue ich die Entscheidung auch etwas.“ Doch auch, wenn seine Liebsten das Fest ohne ihn verbringen werden, haben sie ihn in der Entscheidung bestärkt, „das ist einfach eine einmalige Chance“, weiß der Hagener, der versichert: „Das war das beste halbe Jahr, das ich bisher erlebt habe. Und ich würde es jedem genau so empfehlen.“
Seinen Geburtstag am 10. Januar verbringt Spitale noch in Miami, bevor es am 12. Januar wieder zurück nach Hagen geht. Im Gepäck sind dann nicht nur zahlreiche Erinnerungen an ein aufregendes Auslandssemester, sondern auch Motivation, sich in ein neues Kapitel zu stürzen: „Ich bin momentan im letzten Semester meines Masterstudiums. Nach dieser Zeit fühle ich mich jetzt sehr bereit, mich an die Masterarbeit zu setzen und den Schritt in das Berufsleben zu starten.“
Şanlıurfa (3800 Kilometer entfernt)
Es war das bestimmende Thema in den vergangenen Tagen im türkischen Fußball: Besiktas Istanbul traf im Pokal auf Şanlıurfaspor. Jenes Zweitliga-Team, das sich schon so weit vorgekämpft hatte. Und in der Startelf von Şanlıurfaspor mit dabei war ein Hagener: Mehmet Kurt. Und er erlebte mit, wie seine Mannschaft den ältesten Sportklub der Türkei in der 60. Minute am Rande der Niederlage hatte. Mit 2:0 führte der Zweitligist aus dem Osten. „Viele haben im Vorfeld gesagt: ,Hauptsache ihr bekommt nicht eine 6:0-Klatsche!’ Aber wird sind schon sehr selbstbewusst in das Spiel gegangen. Und waren selbst überrascht wie gut es dann lief“, sagt Kurt.
Am Ende siegte zwar der Favorit, aber nach einer kurzen Phase der Enttäuschung überwog der Stolz: „Wir haben attraktiven Fußball gespielt und in der ganzen Türkei für Aufsehen gesorgt.“ Seit drei Monaten ist Kurt in der Türkei, nachdem er zuvor unter anderem für Drittligist SV Wehen Wiesbaden auflief. Eine Winterpause gibt es für den 26-Jährigen in diesem Jahr nicht. „Sonst konnte man die Winterpause immer mal kurz zum Abschalten nutzen“, sagt er. Verbrachte er sonst Weihnachten mit der Familie und Freunden, geht es dieses Jahr schon am 25. Dezember ins Trainingslager nach Antalya.
Momentan ist Şanlıurfaspor Tabellenführer und geht als Favorit in die Anfang Januar startende Rückrunde. Der Meister der zweiten türkischen Liga steigt direkt auf, die Plätze zwei bis sechs spielen in einem Playoff-Modus. „Unser Ziel ist es, oben zu bleiben. Dann hat man auch länger Urlaub“, sagt Mehmet Kurt mit einem Lachen.