Bad Soden/Herdecke. Eigentlich ist sie Trainerin, diesmal wurde sie selbst nach langer Pause aktiv. Und qualifizierte sich überraschend für europäische Titelkämpfe;

Sie ist stets dabei, wenn die Taekwondo-Techniker des TuS Ende national wie international auftrumpfen. Doch wenn die Athletinnen und Athleten aus Herdecke stolz ihre Medaillen ins Bild halten, steht Anna-Lotta Merfeld meist am Rande. Seit drei Jahren fungiert die Herdeckerin nicht mehr als Aktive, sondern als Trainerin, „mit ganzer Leidenschaft“, wie sie sagt. Jetzt bei den deutschen Hochschulmeisterschaften ging die 25-jährige Studentin aber erstmals seit drei Jahren wieder selbst auf die Matte als Formenläuferin. Mit durchschlagendem Erfolg. Als Silbermedaillen-Gewinnerin darf sie im nächsten Jahr zu den europäischen Hochschulmeisterschaften nach Zagreb Fahren.

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Aus Sicht des TuS Ende war es ein wenig verkehrte Welt. Als bei den deutschen Hochschulmeisterschaften in Bad Soden-Salmünster zwei Studentinnen der Taekwondo-Abteilung im Starterfeld standen, war neben Viktoria Kroes mit Anna-Lotta Merfeld auch die sonstige Trainerin dabei. Und ihre jüngere Schwester Mia Merfeld, sonst als Aktive den Anweisungen lauschend, sprang neben Geschäftsführer Fabian Haas als Coach ein. „Das waren verteilte Rollen. Wir brauchten aber auch zwei Coaches an der Fläche, weil der Wettkampf im Gegensatz zum sonstigen Modus im K.o.-System ausgetragen wurde“, sagt Haas. Zumal prompt Viktoria Kroes und Anna-Lotta Merfeld im Einzel und im Paarkampf aufeinandertrafen. Und beide Male siegte die sonstige Trainerin. „Wegen unseres guten Teamgeists haben wir uns in jedem Fall gefreut, egal wer gewinnt.“

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Ihr letzter Wettkampf als Aktive sei „knapp drei Jahre her“, erinnert sich Anna-Lotta Merfeld, bei den Landesmeisterschaften belegte sie damals den dritten Platz. „Ich war aber nicht wirklich erfolgreich, habe keine Medaillen gesammelt“, zieht sie den Vergleich mit anderen Ender Taekwondoka, etwa ihre Geschwister Mia und Max. So wechselte sie mit 22 endgültig in den Trainerbereich. Schon ein Jahr zuvor war sie als Co-Landestrainerin nominiert worden, begleitete ihre Schützlinge bereits zu zwei Europameisterschaften. „Ich gehe in der Trainer-Rolle auf, das liegt mir noch mehr“, sagt sie, „ich bin leidenschaftlich gern Trainerin.“

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Für die von der Uni Frankfurt ausgerichteten deutschen Hochschulmeisterschaften plante die 25-Jährige, die an der Hochschule Ostfalia in Niedersachsen Berufspädagogik und Management im Rettungsdienst studiert, aber noch mal einen Rollenwechsel - und bereitete sich bei der Übungsarbeit auch darauf vor. „Natürlich sind die Abläufe noch drin“, sagt sie, „aber ich habe schon trainiert, wie es ist, das im Wettkampf zu laufen.“

Goldmedaille mit dem Team

Dabei setzte sich die Herdeckerin in einem starken Teilnehmerinnenfeld im Poomsae-Einzel gegen Lucie Bossert (Uni Stuttgart), Kubollegin Viktoria Kroes (DSHS Köln) und im Halbfinale gegen Marina Geiselmann (Uni Hohenheim) durch, musste sich erst im Finale gegen Laura Heinrich (Uni Ulm) geschlagen geben. Auch im Mixed-Wettbewerb holte sie mit Maurice von Dörinkg (HS Ostfalia) Silber, zudem - allerdings konkurrenzlos - die Goldmedaille im Team-Wettbewerb gemeinsam mit Viktoria Kroes und Luisa-Marie Hauck.

„Ich hatte nie die Erwartung, eine Medaille zu holen“, war auch Anna-Lotta Merfeld selbst überrascht von ihrer starken Bilanz. Zumal sie sich durch ihre Platzierung im Einzel für die „EUSA Combat Championships 2023“ qualifizieren konnte. Vom 20. bis 23. Juli finden diese europäischen Hochschulmeisterschaften im kroatischen Zagreb statt. „Dafür ist Lotta jetzt richtig motiviert“, hat Fabian Haas festgestellt. “Das wird ein Erlebnis“, ist auch Anna-Lotta Merfeld überzeugt - und kündigt an. „Dafür werde ich das Training als Aktive jetzt intensivieren und bei ein paar Wettkämpfen antreten.“ Für die nächste Turnierteilnahme des TuS Ende, die German Open im Februar in Hamburg, gilt das indes nicht, da fungiert sie wieder als Coach. Denn eins ist für die 25-Jährige ungeachtet des jüngsten Erfolgs auf der Matte auch klar: „Ich sehe mich primär als Trainerin.“