Guadalajara/Herdecke. Wieder bescherte die Auslosung Anna-Lena Frömming bei der Taekwondo-WM die stärkstmögliche Gegnerin. Die Herdeckerin hat schon neue Ziele:
Sie musste als Erste des zehnköpfigen deutschen Teams auf die Matte im „Acuático Code Metropolitano“. Doch als es um die Medaillen ging, war Anna-Lena Frömming nur noch in der Zuschauerrolle. Bei der Taekwondo-Weltmeisterschaft im mexikanischen Guadalajara musste die 27-Jährige - wie schon bei der Europameisterschaft in Manchester und den Grand Prix-Turnieren des Jahres - nach ihrem zweiten Kampf die Segel streichen. Und wieder hatte sie die denkbar schwerste Aufgabe zugelost bekommen, was sich tief in der deutschen Nacht zeigte: Da wurde die Belgierin Sarah Chaari, gegen die Frömming im Achtelfinale knapp verloren hatte, Weltmeisterin. „Ich habe momentan nicht viele Worte“, zeigte sich die Herdeckerin enttäuscht: „Aber es geht weiter. Wenn man so knapp scheitert, möchte man natürlich dran bleiben.“
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Als 18-Jährige gewann Anna-Lena Frömming in Mexiko ganz überraschend die WM-Bronzemedaille, neun Jahre später bei ihrer Rückkehr in den mittelamerikanischen Staat wurde sie wiederum von einer 18-Jährigen gestoppt. Denn Sarah Chaari, Anfang des Jahres in Sofia noch Junioren-Weltmeisterin, war erst in dieser Saison in den Seniorenbereich gewechselt - und hat bereits Europameisterschafts-Bronze gewonnen. In der aktuellen Weltrangliste der Klasse bis 62 Kilogramm hatte sie als Achte bereits Frömming (9.) überholt, doch bei den Titelkämpfen in Guadalajara schieden die Top-Gesetzten ohnehin spätestens im Viertelfinale aus.
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Favoritinnen scheiden früh aus
Was eine Chance für Anna-Lena Frömming gewesen wäre, der auf dem Weg in die erhofften Medaillenränge eigentlich die Weltranglisten-Erste Caroline Santos hätte begegnen sollen. Doch die Brasilianerin, vor Jahresfrist Gegnerin bei der „World Taekwondo Women’s Open Championship“ in Riad/Saudi Arabien, musste sich im Achtelfinale überraschend gegen Zhou Lijun aus China beugen. Auf Court 1 direkt vor dem Duell zwischen der Herdeckerin und Sarah Chaari.
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Mit einem 2:0-Erfolg im ersten Kampf gegen Jui-En Chang aus Taipeh hatte Anna-Lena Frömming das Achtelfinale erreicht. Dabei brachte ihr ein „Gam-Jeon“ - ein Minuspunkt als Strafe für die Kontrahentin - den 1:0-Sieg in der ersten Runde, im zweiten Durchgang punktete die 27-Jährige mit einem ihrer starken Westentritte und siegte mit 2:1. Das nach fünf Stunden Pause folgende Duell mit der 1,90 m messenden und so fast einen Kopf größeren Belgierin war dann von technischen Störungen geprägt, mehrfach mussten die Kampfrichter Korrekturen an Helm oder Weste vornehmen. Folge war eine sehr geringe Punktzahl in diesem Kampf, so sicherte sich Sarah Chaari die erste Runde durch einen Kopftreffer (3:0). In der zweiten Runde führte Frömming lange mit 1:0, ehe die Belgierin 30 Sekunden vor Ende ihre Weste zur 2:1-Führung traf. Zwar glich die Deutsche per „Gam-Jeon“ erneut aus, doch angesichts der häufigeren Westenberührungen wurde auch diese Runde für Chaari gewertet. Die sich nach ihrem 2:0-Sieg auch gegen Zhou Lijun, die Britin Aaliyah Powell und im Finale gegen Theopoula Sarvanaki (Griechenland) durchsetzte - und überraschend Weltmeisterin wurde.
„Das ist außerordentlich unglücklich für Anna gelaufen“, resümierte Ex-Bundestrainer Georg Streif. Auch Vater Frank Frömming, der die Kämpfe in Herdecke am Livestream verfolgt hatte, befand: „Die Glücklichere hat gewonnen, dieses Glück muss sich Anna-Lena erst wieder erarbeiten. Aber sie ist gefestigt und lässt sich nicht beirren.“ Bis zum WM-Ende am Sonntag ist seine Tochter nun in der Zuschauerrolle, am Montag wird sie aus Mexiko zurückerwartet. „Dann geht es weiter an die Arbeit“, sagt sie. Schon im Dezember wartet ein Grand-Prix-Finale in Riad, für das sie - Stand jetzt - qualifiziert ist.