Hagen. Hagens Basketball-Legende Peter Krüsmann bewertet das neue Phoenix-Team. Für die Kritiker von Trainer Chris Harris findet er deutliche Worte.

Vor dieser Saison versammelten sich die Basketballer von Phoenix Hagen in der Aula des Theodor-Heuss-Gymnasiums. Zu Vorbereitungszwecken. Sie sollten einen Halbkreis formen und gut zuhören, hieß es, aber die meisten wussten immer noch nicht so recht, wer oder was sie erwarten würde.

Nun darf man es den neuen Spielern, gerade denen aus Übersee, nicht zur Last legen, dass sie sich vor ihrem Dienstantritt am Ischeland nicht mit der stolzen Tradition von Phoenix, Brandt und SSV Hagen beschäftigt haben. Aber nach der Präsenzveranstaltung in der THG-Aula wissen sie schon ein bisschen mehr über die Basketball-Geschichte der Volmestadt. Und zwar, dass der Mann, der sich vor den Halbkreis stellte, mit dem SSV Deutscher Meister (1974) und mit Brandt Pokalsieger (1994) wurde. „He’s a legend“, sagte Phoenix-Trainer Chris Harris über Peter Krüsmann. Und dann übernahm die Legende das Wort.

Peter Krüsmann will die Burschen besser machen

Harris hat Krüsmann nicht zum ersten Mal eingeladen, damit der einstige Meisterspieler die Phoenix-Spieler bewertet und das Trainerteam berät. Er nahm den Weg von Herdecke zum Hagener Ischeland aber nicht auf sich, um diese Mannschaft, die erst vor Kurzem zusammengeschustert wurde, zu lobpreisen. Krüsmann sprach die Schwächen der Basketballer offen an: Der eine muss an seinem Wurf feilen, der andere beim Rebound besser ausboxen. Krüsmann macht sowas nicht „aus Boshaftigkeit“, wie er sagt – er will die Burschen besser machen. „Ich habe jedem Einzelnen gesagt, woran er arbeiten muss. Und alle Spieler haben das gut angenommen“, lobt Krüsmann.

Peter Krüsmann, hier bei einem Hagener Allstar-Spiel mit Steven Wriedt (2019).
Peter Krüsmann, hier bei einem Hagener Allstar-Spiel mit Steven Wriedt (2019). © Archiv | Michael Kleinrensing

Zwei Monate später zeigt sich der Pokalsieger von 1994 begeistert von der neuen Phoenix-Mannschaft. Peter Krüsmann schaut sich jede Partie an, bei Heimspielen ist er in der Halle und mitten im Geschehen. Er fachsimpelt dann gerne mit alten Weggefährten wie Manfred „Hasi“ Longerich oder Ralf „X“ Risse. Er gibt dem Trainer seine Einschätzung zum Spiel und rät dem Mann von der Presse, dass er „die Halle vollschreiben“ soll. All das geht wieder, nachdem die Ischelandhalle wegen der Corona-Auflagen zwischenzeitlich leblos war. Jetzt lebt die Halle wieder, und Peter Krüsmann genießt das in vollen Zügen.

Ein Auge auf die Point Guards

Am Frohsinn des langjährigen Trainers hat der Vollgas-Basketball des Phoenix-Teams großen Anteil. „Es gefällt mir sehr gut, dass sie immer als Mannschaft spielen. Sie wollen zusammen gewinnen. Außerdem ist das eine junge Mannschaft, die Emotionen zeigt. Mit Spielern, die in sich hineinhorchen, konnte ich noch nie etwas anfangen“, sagt Peter Krüsmann. Als gelernter Aufbauspieler hat er ein besonderes Auge auf die neue Generation seiner Zunft. Mit den Auftritten der Point Guards Grayson Murphy und Bjarne Kraushaar zeigt sich Krüsmann zufrieden. „Sie machen das Spiel schnell, aber bleiben unter Kontrolle. Wenn du einen der beiden auswechselst, kommt kein Bruch ins Spiel.“

Krüsmann legt aber auch den Finger in die Wunde: Die langen Kerle Marcel Keßen und Tim Uhlemann seien zwar hervorragende Werfer („Marcel kann ein Team im Alleingang erschießen“), aber am Brett mangele es deswegen an Power. Zudem verteidige Phoenix das Pick-and-Roll nicht gut genug. Hier könne man auf Center Luukas Vaara hoffen, der im weiteren Saisonverlauf noch zum Faktor werden könnte.

Sonst noch was? „Die Rebounds!“, ruft Peter Krüsmanns Frau Christiane ins Telefonat und unterstreicht ihre Expertise damit, dass sie einen Trainer-C-Lizenzschein besitzt. „Die Diskussionen hier zu Hause über Phoenix können lebhaft sein“, schmunzelt Peter Krüsmann. Die Rebounds also, da muss Phoenix besser werden.

„Er macht alles, was ein guter Coach machen muss“, sagt Peter Krüsmann über den Phoenix-Coach.
„Er macht alles, was ein guter Coach machen muss“, sagt Peter Krüsmann über den Phoenix-Coach. © Michael Kleinrensing

Den aktuellen Erfolg der Phoenix-Basketballer schreibt der ehemalige Brandt-Trainer auch in hohem Maße dem Wirken von Chris Harris zu. Zum einen habe Harris eine starke Mannschaft zusammengestellt und diese gut geformt, zum anderen werde sein Coaching von Jahr zu Jahr besser. Während Harris seit Jahren von vielen kritischen Stimmen begleitet wird, ist Krüsmann ein Advokat des kanadischen Coaches. „Der Trainer macht hervorragende Arbeit“, sagt Krüsmann und verliert auch ein paar deutliche Worte an Harris‘ Kritiker. „Das sind außenstehende, vermeintliche Fachleute, die sich eine Meinung bilden, obwohl sie noch nicht mal bei einem Training von Phoenix waren. Was Chris mit der Mannschaft macht, ist hoch qualifiziert und wirksam, vom Warm-up hin bis zur Nachbesprechung. Er macht alles, was ein guter Coach machen muss.“

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Chris Harris und seine Belegschaft treten nach einer kurzen Spielpause an diesem Samstag bei einem Spitzenteam an, dem Tabellenzweiten Tigers Tübingen (19.30 Uhr). Ein Hagener Sieg wäre wohl der vorläufige Höhepunkt der Saison. Ob Phoenix das Zeug dazu hat und sich als Topteam etablieren kann? Peter Krüsmann will noch nicht zu sehr in Euphorie verfallen. „Die Playoffs sollten für diese Mannschaft aber drin sein.“