Hagen. Sieg nach Verlängerung und Wahnsinnskulisse: Phoenix Hagen feiert nach dem Heimspiel gegen Kirchheim. Ein Manko ärgert Trainer Chris Harris.

Wichtige Würfe nehmen und treffen: Das ist grob umrissen das, wofür Phoenix Hagen den US-Amerikaner JJ Mann (zurück)geholt hat. Und dann stand Mann am Freitagabend vor der Haupttribüne am Ischeland, die Arme ausgebreitet und triumphal schreiend, nachdem er gerade eines dieser wichtigen Dinger im Korb versenkt hat. So hat man sich das vermutlich vorgestellt, als Phoenix in diesem Sommer um den treffsicheren Flügelspieler buhlte.

79:72 stand es nach Manns Treffer, noch zwei Minuten waren zu absolvieren in der Nachspielzeit eines zähen Basketballspiels gegen die Kirchheim Knights. Vor 2234 Zuschauern versenkte Mann auch noch die beiden Freiwürfe zum 86:77-Endstand – und sicherte Phoenix damit den vierten Sieg im sechsten Saisonspiel. „Die Kirchheimer haben es mir mit ihrer wechselnden Verteidigung sehr schwer gemacht“, sagte JJ Mann angesprochen auf seine gute Performance von 22 Punkten. „Ich habe auch einige daneben gemacht, aber die, die ich reinmachen musste, sind reingefallen. Ich bin total froh, dass wir diesen Sieg geholt haben.“

Vaara macht seinen ersten Feldkorb

Die Zuschauer in der Krollmann Arena wechselten am Freitagabend permanent zwischen Jubeln und Kopfschütteln. Mal kombinierten die Hagener schnell und ansehnlich im Angriff, nur um danach aussichtslose Würfe zu nehmen, die teils nicht mal den Ring berührten. Immerhin die ersten beiden Viertel endeten unter Jubel: Phoenix beendete den ersten Abschnitt mit einem 8:2-Lauf zum 21:16, und in den letzten viereinhalb Minuten vor der Halbzeit enteilte man Kirchheim mit einer 11:2-Serie zum 41:29.

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Die Führung verdankte Phoenix vor allem den Schützen JJ Mann und Kyle Castlin, während Grayson Murphy den Aufbau mit Schnelligkeit und Übersicht lenkte. Bei Kirchheim überzeugte der unterm Korb wühlende Mitch Lightfoot – Phoenix konnte ihm unterm Korb nur wenig Gegenwehr leisten. In den Schlussminuten der ersten Hälfte tat dies immerhin Ersatzcenter Luukas Vaara, der gut reboundete und einen Korbleger zum 38:28 verwandelte – es war die erste zweistellige Führung des Spiels.

Giese und Williams treffen für Kirchheim

Ausruhen konnte sich Phoenix an diesem Abend nicht, das wurde in der zweiten Hälfte klar. Stück für Stück arbeitete sich Kirchheim zurück, und das angeführt von Lightfoot sowie einem Ex-Hagener – allerdings nicht Paul Giese, sondern Richie Williams, der 2016 für das BBL-Team von Phoenix spielte. Der US-Spielmacher brachte seine Mannschaft mit fünf Punkten in Folge auf 65:64 heran (36.), wenig später war es dann Giese, der den 66:66-Ausgleich verwandelte.

Wie schon eine Woche zuvor in Gießen, hat Hagen einen ordentlichen Vorsprung nicht ausgebaut, sondern mit vielen kleinen Fehlern und Unachtsamkeiten verspielt. So konnte man von Glück sprechen, dass physisch stärkere Kirchheimer am Ende der regulären Spielzeit gleich drei Chancen vergaben, die Partie für sich zu entscheiden. Mit 71:71 ging es in die Verlängerung.

Ex-Hagener muss vom Feld

In der Extrazeit herrschte im Hagener Lager Erleichterung, als Williams wegen seines fünften persönlichen Fouls nicht mehr weiterspielen konnte. Ein Dreier vom zuvor glücklosen Tim Uhlemann zum 74:71 brachte das Momentum zurück, und als Mann zwei Minuten vor dem Ende zum 79:72 traf, war die Vorentscheidung gefallen.

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Wie auch schon in Gießen, taten sich die Hagener beim Rebound unheimlich schwer. Das Duell an den Brettern ging mit 52:36 an Kirchheim. „Da wurden wir dominiert“, bekannte Hagens Trainer Chris Harris. „Wir waren undiszipliniert außer Position. In diesem Bereich haben wir noch viel Arbeit vor uns.“

Schon an diesem Sonntag steht Phoenix Hagen das nächste Heimspiel ins Haus: Am zweiten Teil des Doppelspieltags sind die Eisbären Bremerhaven zu Gast (17 Uhr).

Statistik

Phoenix Hagen: Cikara, Murphy (9, 9 Rebounds, 7 Assists), Keßen (16, 8 Rebounds, 5 Steals), Omuvwie (3), Vaara (2), Mann (22, 6 Rebounds), Uhlemann (14), Castlin (16), Bank (1), Krause (4).

Kirchheim: Nash (12), Williams (17, 8 Rebounds, 7 Assists), Flowers (5), Niedermanner (2), Giese (11), Lightfoot (27, 13 Rebounds), Bekteshi (3), Pickett.