Hagen. Nach Kreisliga-Tumulten: Das Kreissportgericht Hagen/EN bestraft einen Fußballer des SSV Hagen. Auch der SSV und Al Seddiq werden sanktioniert.
Das Kreissportgericht Hagen/Ennepe-Ruhr hat eine zweijährige Sperre gegen jenen Fußballer des SSV Hagen verhängt, dessen Schläge und Tritte gegen einen Spieler von Al Seddiq Hagen einen Spielabbruch zur Folge hatten. In der Partie der beiden A-Kreisligisten vom 25. September 2022 kam es vor allem aufgrund dieser gewaltvollen Szene zu einem Platzsturm - auch Zuschauer waren an den Tumulten im Sportzentrum Helfe beteiligt.
Nur wenige Tage nach den Ausschreitungen kündigte der SSV Hagen Konsequenzen für den Platzrüpel an. Dieser bespuckte und schlug einen Fußballer von Al Seddiq, und nachdem er dafür die Rote Karte sah, trat er seinen am Boden liegenden Kontrahenten noch in den Rücken. Nach dem Kreissportgerichtsverfahren werde man diesen Spieler aus dem Verein verbannen, teilte SSV-Klubchef Marcel Rettke Ende September mit. Dieses Verfahren ist nun abgeschlossen.
Glaubwürdige Entschuldigung
Zunächst wurde der SSV-Spieler, der sich zur Tätlichkeit hinreißen lies, bis zum 29. Juli 2024 vom Spielbetrieb des heimischen Kreisfußballs ausgeschlossen. „Der Spieler hat sich bei der Verhandlung glaubwürdig entschuldigt und alles zugegeben, was ihm vorgeworfen wurde. Deshalb sind wir von einer dreijährigen auf eine zweijährige Sperre runtergegangen“, erläutert Peter Mann, Vorsitzender des Kreissportgerichts, das Urteil. Zum anderen wurden die an den Tumulten beteiligten Vereine sanktioniert: Al Seddiq Hagen muss eine Geldstrafe in Höhe von 200 Euro an den Kreisverband zahlen, der SSV Hagen 250 Euro, weil die Gewalt des verurteilten Spielers als Initialzündung für die anschließenden Ausschreitungen angesehen wurden. Und: Für beide Vereine wird das Spiel in der Tabelle aus Niederlage gewertet.
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„Wenn man die Tätlichkeiten betrachtet, ist der Spieler mit einer zweijährigen Sperre gut bedient“, findet Marcel Rettke, der aber auch betont, „dass die Verhandlung sehr harmonisch abgelaufen ist. Vor dem Beginn haben sich die Beteiligten noch in den Arm genommen.“ Und auch der Austausch der beiden Vereine im Vorfeld sei vernünftig und ohne Schuldzuweisungen abgelaufen. Dem SSV-Spieler seien nach einer Beleidigung, laut Rettke, „die Sicherungen durchgebrannt. Er sagte, dass sich da ein Schalter umgelegt hätte und er es sich selbst nicht erklären kann. Vor und nach dieser Aktion haben wir ihn als sehr vernünftigen Menschen kennengelernt.“
Freitas: Das Problem bleibt bestehen
Ob das Urteil des Kreissportgerichts gerecht ist? Martin Freitas, Trainer von Al Seddiq Hagen, will sich mit dieser Frage nicht zu sehr beschäftigen. „Wir führen 3:1 in der 86. Minute… Nun müssen wir eine Niederlage hinnehmen, was für mich und die Spieler frustrierend ist, aber wir müssen es so akzeptieren“, sagt Freitas. Mit dem Urteil bekämpfe man lediglich ein Symptom, nicht aber die Krankheit, und die sei weiterhin gefährlich und sitze fest im Hagener Kreisfußball: „Das Problem ist, dass Leute auf den Sportplatz rennen, die dort nichts zu suchen haben. Und kein Verein schafft es, mit vier bis sechs ehrenamtlichen Ordnern solche Eskalationen zu verhindern. Man kann den Vereinen nicht einfach sagen: Ihr müsst euch selbst kümmern“, sagt Martin Freitas.
Es sei nur eine Frage der Zeit, bis sich die nächsten Ausschreitungen auf einem Hagener Platz abspielen werden. „Das ist schon traurig, aber nach einem Spiel am Sonntag kannst du froh sein, wenn nichts passiert ist.“