Herdecke. Es war ihr Sommer: Zuerst gewann Leni Köster ihre ersten deutschen Titel, dann wurde sie für den Bundeskader nominiert. Und ritt für Deutschland:

Das Leistungssport-Gen scheint in der Familie von Herdeckes Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster fest verankert. Nach Sohn Louis (19), der für den FC Schalke 04 in der Nachwuchs-Bundesliga kickte und nun auf seiner ersten Senioren-Station in Rostock den nächsten Schritt in Richtung einer Profi-Karriere versucht, zeigt dies auch Tochter Leni. Nicht mit dem Fußball, sondern auf Islandpferden. Zwei deutsche Jugendtitel gewann die 16-Jährige im Sommer, wurde daraufhin in den Bundeskader der jungen Reiter berufen. Und ritt kürzlich bereits bei den Mitteleuropäischen Meisterschaften erstmals für Deutschland.

Im heimatlichen Herdecke-Ende trainiert Leni Köster mit „Lilja von Berlar“.
Im heimatlichen Herdecke-Ende trainiert Leni Köster mit „Lilja von Berlar“. © Axel Gaiser

Die Turniersaison 2022 - ihre bisher mit Abstand erfolgreichste - ist vorbei, doch in Sachen Reiten ist Leni Köster nach den Herbstferien wieder unterwegs. „Es findet ein Bundeskadertraining in Kassel statt“, sagt die junge Herdeckerin: „Jetzt steckt man da Arbeit hinein, um im nächsten Jahr erfolgreich zu sein.“ Und das ist ihr Ziel, nachdem mit der Berufung in den Kader Junger Reiter (KDR) des deutschen Islandpferde-Reiter- und Züchterverbands (IPZV) für sie ein Traum in Erfüllung gegangen ist. Die Islandpferde nehmen für die Elftklässlerin des Dortmunder Goethe-Gymnasiums großen Raum ein, neben Schule und Reiten bleibt nicht viel Freizeit. „Leni reitet fast jeden Tag, auf einem, zwei oder drei Pferden“, weiß Mutter Katja Strauss-Köster.

Bei „Futurity Kids“ gefördert

Sie hat an ihre Tochter die Leidenschaft für die vielseitigen Kleinpferde weitergegeben, mittlerweile reitet diese ihre Stute „Lilja von Berlar“. „Wir hatten Islandpferde, seit ich klein bin, ich bin da so reingewachsen“, sagt Leni Köster. Und erklärt, was sie an der Pferderasse fasziniert, die neben Schritt, Trab und Galopp im Gegensatz zu Großpferden zusätzlich die Gangarten Tölt und Pass beherrscht. „Ich mag die Pferde selber, sie sind so freundlich“, sagt sie, „ich mag die Vielfalt. Und Islandpferde sind sehr leistungsbereit.“

Bruder ist Top-Torjäger bei Hansa Rockstock

Louis Köster (19), der ältere Bruder von Leni Köster, ist im Sommer nach sechs Jahren im Bundesliga-Nachwuchs des FC Schalke 04, zu Fußball-Oberligist Hansa Rostock U23 gewechselt. Bei den Rostockern ist der offensive Mittelfeldspieler bei seiner ersten Station im Seniorenfußball sehr erfolgreich und hat sich direkt einen Platz in der Stammformation gesichert. Mit der Rostocker Reserve führt Köster die NOFV-Oberliga Nord nach acht Spieltagen an, mit sieben Treffern ist der junge Herdecker Spitzenreiter in der Torjägerliste der Liga. Auch zuletzt beim 2:1-Sieg im Spitzenspiel gegen Blau-Weiß 90 Berlin holte er den Strafstoß, der zum 1:1-Ausgleich führte, heraus und erzielte den 2:1-Siegtreffer für die Rostocker.

Was Leni Köster mit „Lilja von Berlar“ und Wallach „Víkingur frá Midsitju“ im Sommer beweisen konnte. Schon zuvor hatte die Schülerin, die früh ins Förderprogramm der „Futurity Kids“ für 13- bis 16-jährige Talente berufen wurde, NRW-Meisterschaften und Medaillen bei deutschen Jugendmeisterschaften gewonnen. Deutsche Meisterin kann sie sich aber erst seit Juni nennen, bei den Junioren- und Jugendmeisterschaften auf dem Kronshof in der Lüneburger Heide gewann sie gleich zwei Titel. „In den Prüfungen Tölt T2 und Fünfgang F1“, sagt Leni Köster, während die Mutter ergänzt: „Das sind die höchsten Prüfungen, die man reiten kann, wie die S-Dressur bei Großpferden.“

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Traum von der Weltmeisterschaft

Auch bei den folgenden Deutschen Islandpferde-Meisterschaften auf dem Gestüt Eichenhof in Grothusenkoog/Schleswig-Holstein, eigentlich den Älteren vorbehalten, durfte die 16-Jährige nun reiten - und belegte gute Mittelfeldplätze. Mit der Folge, dass die Kadertrainerin Suzan Beuk sie in den Bundeskader der jungen Reiter berief - und ein Auswahl-Komitee des IPZV die Herdeckerin direkt für die deutsche Equipe bei den Mitteleuropäische Meisterschaften nominierte. Im August ritt Leni Köster auf dem Islandpferdegestüt Hrafnsholt im niedersächsischen Nöpke nahe Hannover so erstmals für Deutschland. In der Junioren-Klasse der 16- bis 21-Jährigen erreichte sie auf „Víkingur frá Miðsitju“ gleich zweimal das A-Finale, belegte bei ihrem internationalen Debüt die Plätze fünf und sechs.

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„Das waren drei große Turniere in nur acht Wochen“, sagt Katja Strauss-Köster, „es ging alles recht schnell in diesem Jahr.“ Für den sportlichen Erfolg betreibt ihre Tochter großen Aufwand. Neben dem Reiten nahe des Elternhauses auf dem Hof Nockemann in Herdecke-Ende, wo „Lilja von Berlar“ und „Víkingur frá Midsitju“ naturnah in einem Offenstall stehen und der Kutschenplatz als Trainingsgelände dient, trainiert Leni Köster mangels der für Islandpferde-Turniere benötigten Ovalbahnen in der Region häufig in Hannover bei Trainerin Lena Maxheimer. Auch weil dort Hengst „Rögnir frá Hvoli“ - ihr mittlerweile drittes Pferd - steht. „Er soll das Nachwuchspferd für die Zukunft werden“, erklärt Katja Strauss-Köster. Vielleicht für noch höhere Ziele. „Mein Traum ist es, dass ich mal international bei der Weltmeisterschaft starten kann“, sagt Leni Köster, „aber das ist noch sehr weit entfernt.“ Die nächste WM ist bereits 2023 in den Niederlanden, da wollen Mutter und Tochter unbedingt hin. Aber wohl eher als Zuschauer.