Herdecke. Hausbesuch in Herdecke: Louis Köster, Sohn von Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster, spielt für Schalke 04 in der A-Junioren-Bundesliga

Hausbesuch bei einer sehr sportlichen Bürgermeister-Familie:  Louis Köster, Sohn von Herdeckes Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster, spielt Fußball in der A-Junioren-Bundesliga beim FC Schalke 04, Tochter Leni ist erfolgreiche Reiterin.

Erst einmal ist Fototermin, und die beiden Hauptdarsteller müssen deshalb zum Tannenbaum: Louis Köster, der Mittelfeld-Mann des A-Junioren-Bundesligisten FC Schalke 04, und seine Mama, Dr. Katja-Strauss Köster, die Bürgermeisterin der Stadt Herdecke. Rocky, der siebenjährige Mischling, findet das alles sehr spannend, und er schnüffelt vor allem am Fotorucksack. Vater Thomas Köster nutzt die Zeit, um mal kurz auf den Punkt zu bringen, das Glück seines Sohnes zu beschreiben, Norbert Elgert als Trainer zu haben. „Ein genialer Mensch“, sagt er. „Auch für die Jungs ist er genial.“

Die Fotomodelle kommen zurück. Was ist es denn, was diesen Norbert Elgert so besonders macht? „Seine Art. Wie er mit uns umgeht. Er ist sehr offen und kommt auf jeden Spieler zu. Klasse! Ich bin auch sehr dankbar, dass ich unter ihm und seinem Trainerteam trainieren darf“, antwortet Louis Köster. Das klingt nach Geborgenheit. „Ja“, meint er. „So kann man das nennen.“

Louis Köster: „Das tut schon weh, am Rand zu stehen und verletzt zu sein“

Wegen zweier kleiner Verletzungen hat der 17-Jährige die bisherigen vier Bundesliga-Saisonspiele gegen den 1. FC Köln (1:0), beim Wuppertaler SV (2:1), gegen Borussia Dortmund (2:3) sowie bei Fortuna Düsseldorf (4:0) verpasst. „Das tut schon weh, am Rand zu stehen und verletzt zu sein“, sagt Louis Köster, der seinen Coach momentan wegen der Corona-Pandemie wie auch seine Teamkollegen nicht live erleben darf. Trainiert wird in oder vor den eigenen vier Wänden in Herdecke. „Wir haben alle einen Plan für zu Hause bekommen“, erzählt er. Neben ihm sitzt seine Mama und schmunzelt. „Wir haben“, sagt Katja Strauss-Köster, „das große Glück, dass wir einen Garten haben.“ Platz zum Schuften.

Klar: Louis Köster schuftet dafür, endlich wieder Fußball spielen zu dürfen. „Das fehlt natürlich schon total“, sagt er. Doch auch, wenn sie zu Hause sind, ist Norbert Elgert im Prinzip immer oder zumindest vorübergehend bei seinen Spielern. Oder besser: in deren Ohren. Und er vermittelt ihnen auch, für was sie in dieser oft tristen Zeit ackern. „Wir wollen versuchen, gestärkt rauszukommen, wenn’s wieder losgeht“, sagt Louis Köster. Und wann? „Im Januar und Februar wird’s sicherlich schwierig, aber ich denke, dass wir noch ein paar Spiele hinbekommen“, meint er.

Louis Kösters 14-jährige Schwester Leni schwärmt für Islandpferde

Ein paar Meter weiter lässt sich Leni die Weintrauben schmecken, die wie einige andere Leckereien auf dem Tisch stehen. Die hellen seien leckerer als die dunklen, sagt die 14-Jährige. Recht hat sie. Für einen kurzen Moment spielt ihr großer Fußball-Bruder mal keine Rolle bei diesem Gespräch. Und Katja Strauss-Köster erzählt, dass sie auf ihre sportliche Tochter mächtig stolz sei. Leni Köster, die mit Vikingur der erste große Foto-Blickfang ist, wenn man das ländlich gelegene Köster-Haus betritt, gehört beim Islandpferde-Reiter- und Züchterverband zum Nachwuchs-Bundes- und Landeskader. „Das ist“, sagt sie gleich ganz bescheiden, „bei Islandpferden aber leichter als bei Großpferden.“

Nun aber zurück zum Fußball, der sozusagen das Top-Pferd der Deutschen ist. Der Weg auf die große Bundesliga-Bühne ist ein stressiger, ein anstrengender, ja manchmal sogar ein nerviger. „Aber schön!“, sagt Louis Köster sofort und scheint sich auch den großen Rummel bestens vorstellen zu können, den er dann hätte. Deshalb hat er auch trotz seines Planes B – er wird im Jahr 2022 sein betriebswirtschaftliches Abitur machen – sein Ziel klar vor Augen: in der Veltins-Arena im Trikot des FC Schalke 04 aufzulaufen.

Katja Strauss-Köster:  „Die Auswahl an Trainern ist für die Charakterbildung außergewöhnlich gut“

Auf dem Weg dorthin kann sich Louis Köster einer Hilfe gewiss sein: der des Norbert Elgert. „Viele reden ja immer von den Profis. Aber wir wollten erst einmal bis zu Norbert Elgert kommen“, sagt Katja Strauss-Köster. Diese Perspektive war 2016 auch sehr entscheidend dafür, dass der damals 13-Jährige ausgerechnet aus seiner Nachbarstadt nach Gelsenkirchen gegangen ist – von Borussia Dortmund zum FC Schalke 04. „Die Knappenschmiede hat einen großen Namen“, sagt Louis Köster. „Viele große Talente sind da rausgekommen.“ Vier 2014-Weltmeister zum Beispiel: Manuel Neuer, der aktuelle Welttorhüter des Jahres, Benedikt Höwedes, Mesut Özil und Julian Draxler.

Wichtig ist dem 1,89 Meter großen Mittelfeld-Mann aber auch zu betonen, sich bereits vor Norbert Elgert auf Schalke pudelwohl gefühlt zu haben. Willi Landgraf nennt er – oder das Trainergespann in seinem letzten B-Junioren-Jahr: Frank Fahrenhorst und Jörg Behnert. „Die Auswahl an Trainern“, meint Mama Katja Strauss-Köster, „ist für die Charakterbildung und die sportliche Leistung außergewöhnlich gut.“

Und dann ist da jetzt eben noch Norbert Elgert, der 63-jährige Meisterschmied der Knappen, „bei dem wir viel fürs Leben lernen und noch mehr. Er ist einer, der uns viel beibringt“, wie Louis Köster sagt. Seine Mama und Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster formuliert es so: „Demütig zu sein, nicht auf die Kacke zu hauen, bescheiden zu sein.“ Und nicht zuletzt: „Teamgeist.“

Seit 2009 Bürgermeisterin in Herdecke

Seit 2009 ist die 50-Jährige das parteilose Stadtoberhaupt Herdeckes und durfte unter anderem auch schon Jürgen Klopp zu dessen Zeit als BVB-Trainer zu ihren Bürgern zählen. Sie will dann aber auch gleich mal loswerden, dass ihr Sohnemann „nicht für uns spielt“, wie sie sagt. „Er spielt für sich. Wir fragen auch immer mal: Macht’s noch Spaß? Dann wird er schon böse.“ Diesmal nicht: Louis Köster schüttelt den Kopf. Leicht zumindest.

Auf der anderen Seite des Tisches schmunzelt Thomas Köster: der 56-jährige Papa, der Chauffeur ist, wenn sein Sohn in Gelsenkirchen Training hat. „Der fährt jeden Tag, der ist gerne da“, sagt Louis Köster, um mit seinem herrlich trockenen Humor und einem Lächeln fortzufahren: „Er wird traurig sein, wenn ich allein fahren werde.“ Und das wird schon bald der Fall sein – immer vorausgesetzt, dass es die Corona-Bedingungen zulassen werden.

Zwölf Tore und vier Vorlagen in der Saison 2019/20 in der U-17-Bundesliga

Am 25. Januar wird Louis Köster, der in der vergangenen Saison in der U-17-Bundesliga in den 21 Schalker Spielen 20-mal in der Startelf gestanden hat und auf zwölf Tore sowie vier Vorlagen gekommen ist, 18 Jahre alt. „Dann fährt er heimlich nach“, sagt Katja Strauss-Köster. Klar: Sie lacht. „Manchmal werde ich“, meint Louis Köster dann noch, und das muss für Thomas Köster doch beruhigend klingen, „ihn auch fahren lassen.“

Bis es jedoch wieder soweit sein wird, findet Fußball für die Familie Köster nur vorm Fernseher statt – in der Bundesliga. Was jedoch zurzeit nicht unbedingt schön, sondern eher leidvoll ist. „Ich war ja nie ein großer Fußball-Fan. Das bin ich geworden“, sagt Katja Strauss-Köster. Schalke-Fan halt. „Ich werde hibbelig und nervös“, erzählt sie von ihrem Empfinden vor dem TV-Gerät und blickt zu ihrem Mann. „Er kann das ertragen“, sagt sie dann und wünscht sich, dass Fußball-Spiele im Hause Köster schon bald wieder so sein werden wie früher: Hütte voll. Mit 20, 30 Leuten. Und sehr, sehr gerne auch mit Schalker Siegen.

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