Hagen. Sein Karriereende bei Phoenix Hagen ist noch ganz frisch, doch Ex-Basketballer Javon Baumann hat schon große Pläne: Er will ein Café eröffnen.

Café Flores am Landgericht. Javon Baumann staunt und faltet die tellergroßen Hände. „Der Kuchen hier soll exzellent sein“, sagt der 2,03-Mann, der so frisch wie der Käsekuchen vor ihm ist, gerade erst seine Basketball-Karriere bei Phoenix Hagen beendet hat. Man spürt seinen Respekt vor dem Konditorei-Handwerk. So wie man ihn für viele Hagener und diese Stadt im Allgemeinen spürt, die er jetzt auf keinen Fall verlassen will. Würde Hagen noch einen Botschafter suchen, der unverkrampft Werbung für diese Stadt macht – hier wäre er.

Wühler unter den Brettern: Fünf Jahre lang spielte Javon Baumann (Mitte) für Phoenix Hagen.
Wühler unter den Brettern: Fünf Jahre lang spielte Javon Baumann (Mitte) für Phoenix Hagen. © Michael Kleinrensing

In Solms leben etwas mehr als 13.000 Menschen. Aus dem Dorf im Lahn-Dill-Kreis stammt Javon Baumann (29). Ein feiner Geist, der in Wetzlar Abitur macht, früh mit Kunst in Kontakt kommt und während seiner Basketball-Zeit am College Food Marketing studiert. Fünf Jahre spielt er in den USA, dann fünf Jahre für Phoenix Hagen. Hier, das kann man zweifelsohne so sagen, geht er als einer der beliebtesten Spieler in die Clubgeschichte ein.

„Warum, das weiß ich eigentlich gar nicht“, sagt er. Dabei liegt das auf der Hand. Er ist ruhig, wirkt bescheiden, ackert auf dem Feld wie ein Pferd. Lässt man die körperlichen Voraussetzungen und sein Talent mal außen vor, dann ist Baumann immer ein Spieler gewesen, der einem als Zuschauer das Gefühl vermittelt: „Wenn der das mit so großem Herzen kann, dann kann ich das auch.“ Natürlich ist es in Wirklichkeit anders.

Wandgemälde-Projekt

Aber Baumann schlägt schnell eine Brücke. Seine hohe Kunst-Affinität verleitet ihn dazu, in Hagen ein großes Netzwerk aufzubauen. Sein Engagement gipfelt darin, dass er 80.000 Euro aus einem europäischen Förderprogramm an Land zieht und in Hagen mit dem Verein „Kunst vor Ort“ ein Mural- also ein Wandgemälde-Projekt hoch. „Das hat mir gezeigt, was hier möglich ist“, sagt er. Und wegen dieser Möglichkeiten bleibt er auch hier. Jetzt, nach seinem Karriereende.

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„Ich sehe hier so viel Potenzial. Du kannst hier so viele Leute mitziehen“, sagt Baumann und grenzt Hagen deutlich von großen Kunst-Städten wie Düsseldorf ab. „Ja, die sind groß. Aber wie kann man in so einer großen Stadt seine Projekte umsetzen. Das geht hier perfekt. Ich habe Hagen lieben gelernt.“

Aktuell bietet Baumann Caterings an, wobei er ein eigenes Produkt testet. Es geht um „vollwertiges und ehrliches Essen, hinter dem ich stehe“, beschreibt Baumann seine Tätigkeit. Essen ist für ihn ebenfalls eine Kunst. Etwas Bewusstes, Wertvolles.

Intensive Planungsphase läuft

Sein großes Ziel aber bleibt die Eröffnung eines Cafés in Hagen. Baumann geht nicht ins Detail, verrät nichts über die Ausrichtung. Nur, dass die Planungsphase laufe und er noch mehrere Gespräche führen müsse. Ein Lokal sei auch noch nicht genau gefunden. „Ich ordne gerade viele Gedanken“, sagt Baumann. Er habe einige Zeit gebraucht, um dem Basketball-Rhythmus zu entkommen. Diesem ewigen Rad mit der im Herbst beginnenden und im Spätfrühling endenden Saison. Den Sommermonaten, in denen neue Teams zusammengewürfelt werden. Den vielen Gesichtern, aus Übersee, aus Europa, aus Deutschland.

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Die letzten zwei Jahre waren bizarr. Spielen vor leeren Rängen. Profi-Basketballer hören normalerweise nicht ihre Schuhe quietschen. In der Pandemie taten sie das. Mehrfach verlängerte Baumann seinen Vertrag in Hagen, spielte unter drei Coaches: Kevin Magdowski, Dietmar Günther und Chris Harris. Er hätte weiterspielen können. Centerspieler wie er, noch dazu mit deutschem Pass, sind wichtige und begehrte Eckpfeiler bei jeder Kaderplanung.

„Das kam nicht mehr in Frage. Ich bin froh, dass ich nie eine schwere Verletzung hatte. Ich habe topfit aufgehört und konnte das selbst entscheiden“, sagt Baumann. Ähnlich wie Jannick Lodders beispielsweise, der sich während seiner aktiven Laufbahn bereits gezielt auf die Zeit nach dem Basketball vorbereitete.

Javon Baumann lebt mit seiner Freundin, einer Hagenerin, an der Volme. Ob sie demnächst mal zum Basketball gehen? Eine Dauertkarte hat Javon Baumann zumindest nicht. „Ich drücke dem Klub aber alle Daumen.“