Hagen. Bei der BBA Hagen endet eine Ära: Aufbauspieler Sören Fritze beendet seine Sportlerkarriere – mit nur 27 Jahren. Warum er sich dazu entschloss.

Kosta Filippou fallen viele Anekdoten ein, wenn er den Trainingsfleiß seines ehemaligen Spielers Sören Fritze treffend veranschaulichen möchte. Die einprägsamste war wohl diese: Als Fritze Schüler war, trainierte er noch vor dem Unterricht und bat die Reinigungskräfte charmant darum, ihm den Schlüssel auszuleihen, damit er in aller Herrgottsfrühe in die Sporthalle kann. „Ich habe noch nie einen so ehrgeizigen und trainingsverrückten Spieler wie Sören erlebt“, schüttelt Filippou den Kopf. „Was der an Stunden investiert hat, ist unglaublich. Er gab immer 100 Prozent.“

Sören Fritze: Berufsleben genießt Vorrang

Seit einigen Jahren sind 100 Prozent in der Halle aber nicht mehr möglich für Sören Fritze; sein Beruf spannt ihn mehr und mehr ein. Der gebürtige Hagener ist Immobilienmakler und Unternehmer. Darin geht er auf. Und daher traf Fritze nun die wohl unausweichliche Entscheidung, seine Basketballer-Karriere zu beenden. Mit nur 27 Jahren. „Basketball passt einfach nicht mehr in mein Privatleben“, sagt Fritze. „Ich arbeite bis 19, manchmal 20 Uhr, und dann beginnt um 20.30 Uhr das Training. Dazu kommen Muskelkater oder andere Begleiterscheinungen am nächsten Tag... Machbar ist das alles, aber nicht mehr so, dass ich meinem eigenen Anspruch gerecht werden kann.“

Fritze war die letzten vier Jahre Kopf und Motor der BBA-Mannschaft. Ein Spielmacher mit enormem Drang zum Korb und schelmischem Grinsen. Die Fans in der Otto-Densch-Halle verzückte er mit frechen Dribblings und maßgenauen Pässen. „Klar, mir fällt die Entscheidung nicht leicht. Seit ich denken kann, spiele ich Basketball. Ich habe das Ganze bis zuletzt auch immer ernstgenommen. Das Team und das ganze Drumherum werden mir fehlen“, sagt Sören Fritze. Allerdings gibt er auch zu: „Die beiden Corona-Saisons waren nicht immer sehr spaßig.“

Kosta Filippou (Mitte) und Sören Fritze (links) sind nicht mehr Teile der ersten BBA-Mannschaft. Yannick Opitz denkt ans Karriereende, hat sich aber noch nicht entschieden.
Kosta Filippou (Mitte) und Sören Fritze (links) sind nicht mehr Teile der ersten BBA-Mannschaft. Yannick Opitz denkt ans Karriereende, hat sich aber noch nicht entschieden. © Michael Kleinrensing

Der Point Guard kann auf eine Karriere mit vielen Höhepunkten zurückblicken. Schon im Alter von 15 Jahren stand der Sohn des bekannten Hagener Wirtes Klaus Fritze für die BG auf dem Regionalliga-Parkett. 2013 wurde er als bester Spieler der Nachwuchs-Bundesliga ausgezeichnet. Fritze schaffte es in die BBL-Teams von Phoenix Hagen und Ratiopharm Ulm – doch Verletzungen brachten seine Profikarriere ins Wanken. 2018 war Fritze beim ehrgeizigen ProA-Ligisten Hamburg Towers fest eingeplant, doch nach nur wenigen Wochen verletzte er sich schwer. „Ich hätte nur zu gerne gesehen, wozu er fähig gewesen wäre, wenn er sich nicht das Knie zerdeppert hätte“, bedauert Kosta Filippou, merkt aber auch an: „Er hat sich ja dann beruflich für einen anderen Weg entschieden und Basketball zum Hobby gemacht. Und wie man sieht, war das keine so verkehrte Entscheidung.“

Ein nationales Ausnahmetalent

Kosta Filippou nicht mehr als Coach an der Seitenlinie, Sören Fritze nicht mehr als seine rechte Hand auf dem Basketballfeld: Bei der ersten Mannschaft der BBA Hagen (vormals BG Hagen) geht eine Ära zu Ende. Oder mehrere individuelle Ären, wenn man so will. Auch der langjährige Führungsspieler und Fanliebling Marcus Ligons hört auf, bei Mannschaftskapitän Yannick Opitz haben die neuen Trainer Tome Zdravevski und Vid Zarkovic Hoffnung, dass er noch ein Jahr dranhängt.

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So oder so: Das BBA-Team ist kräftig umgewälzt worden und wird sich künftig als jüngste Mannschaft der landesweit höchsten Leistungsklasse beweisen müssen.

Ob und wie dies gelingen wird, werden Sören Fritze und Kosta Filippou bald bequem aus dem Zuschauersitz beobachten. Trainer und Aufbauspieler in Zivil. Dann werden sie vermutlich anstoßen und sich über vergangene Zeiten amüsieren. Und bestimmt auch darüber fachsimpeln, wie sich ihre Nachfolger so machen.