Wetter/Herdecke. Mehr Spiele, ein hochattraktiver Gegner - das sind die Folgen der Kooperation von Hagen/Ennepe-Ruhr und Dortmund im Frauenfußball:
Für die ganz große Kulisse auf dem Harkortberg oder am Bleichstein kommt diese Kooperation vielleicht eine Saison zu spät. Oder auch nicht. Für zunächst drei Jahre bringen die Fußball-Kreise Dortmund und Hagen/Ennepe-Ruhr eine gemeinsame Frauen-Kreisliga in zwei Staffeln an den Start. Das vor Jahresfrist aus der Taufe gehobene Team von Borussia Dortmund, das regelmäßig für bis zu vierstellige Zuschauerzahlen sorgte, ist nach dem sofortigen Aufstieg in die Bezirksliga nicht dabei. Aber dafür die ganz neu gegründete BVB-Reserve mit einer Herdeckerin, die der Staffel 2 mit den Teams aus Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis zugeordnet wurde. Auf sie können sich die TSG Herdecke und der FC Wetter in der am 14. August startenden Saison freuen.
14 Meisterschaftsspiele zwischen Anfang September 2021 und Ende Mai 2022 - von einem regelmäßigen Spielbetrieb konnte in der Frauen-Kreisliga A Hagen in der letzten Saison wirklich nicht die Rede sein. Nach einem Rückzug spielten nur noch acht Mannschaften in der Klasse, die Basis im Land des möglichen künftigen Frauenfußball-Europameisters schrumpfte. „Wir müssen sehen, dass wir die Frauen wieder mehr ans Spielen kriegen“, erklärt Michael van Osten, Kreisliga-Staffelleiter und Kreisvorstandsmitglied, warum die heimischen Verantwortlichen sich also um Kooperationen mit Nachbar-Kreisen bemühten. „Wir haben im letzten Jahr schon einen Partner gesucht, doch Pläne mit dem Kreis Bochum sind gescheitert“, sagt er. Mit dem Kreis Dortmund, mit dem Hagen/Ennepe-Ruhr bereits im Jugendbereich kooperiert, kam dagegen nun eine zunächst auf drei Jahre befristete Zusammenarbeit zustande. Die FC Wetter, TSG Herdecke und acht weiteren Teams aus EN-Kreis und Hagen - Bezirksliga-Absteiger Fichte Hagen und BW Voerde kommen dazu - deutlich mehr Spiele und neue, interessante Gegner beschert.
Qualifikation bis zur Winterpause
Konkret sieht die Kooperation so aus: 21 Mannschaften aus Dortmund und zehn aus Hagen/Ennepe-Ruhr bilden zwei Kreisliga-A-Staffeln mit 15 bzw. 16 Teams, die bis zur Winterpause - ähnlich wie bei der Jugend - die Qualifikation in einer Einfachrunde ausspielen. Dabei sind in der Staffel 1 die Dortmunder Mannschaften unter sich, während in der Staffel 2 fünf Dortmunder Teams - darunter die BVB-Reserve - mit den Frauen aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis und Hagen zusammenspielen. Im neuen Jahr treten dann die jeweils besten acht Teams beider Staffeln in der Kreisliga A an und kämpfen um den Aufstieg, die anderen in der Kreisliga B. „Wir hätten gerne schon jetzt eine Kreisliga A und B gehabt. Die gibt es jetzt ab der Saison 2023/24 mit normalem Auf- und Abstieg“, sagt van Osten: „Ich hoffe, dass das den Frauenfußball bei uns wieder nach vorne bringt. Zum Glück tut uns die Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft ja gerade auch den Gefallen, kräftig zu werben.“ Mit zwei Spielerinnen aus dem Kreis - Alexandra Popp und Lena Oberdorf - in zentralen Rollen.
Herdeckerin spielt bei BVB II
Und dass der mögliche Publikumsmagnet Borussia Dortmund in den Ennepe-Ruhr-Kreis kommt, freut nicht nur van Osten. „Das ist schon ein besonderes Spiel“, sagt Markus Requardt, Vorsitzender der TSG Fußball Herdecke, der auch grundsätzlich die Kooperation begrüßt: „Ich finde das gut, zuletzt gab es ja kaum noch Spiele.“ In der Partie gegen die BVB-Reserve treffen die Herdeckerinnen auf eine ehemalige Spielerin. Analena Stracke, die das letzte Tor der Saison 21/22 zum 2:1-Sieg gegen den FC Wetter erzielte, ist zur Borussia gewechselt. „Wir haben das bedauert, ihr aber natürlich keine Steine in den Weg gelegt“, sagt Requardt, der mit Blick auf den BVB aber auch kritisch anmerkt: „Trainingslager in Kitzbühel, Kontakt zu den Profis - da kann ja kein normaler Verein mithalten. Aber statt jetzt auch eine zweite Mannschaft mit den besten Spielerinnen anderer Vereine aufzurüsten, sollte der BVB vielleicht lieber in die Jugend investieren.“
Nachbar FC Wetter hat mit Annika Billig schon im Vorjahr eine Spielerin an den Bundesligisten abgeben müssen. Dass man in der Kreisliga nun gegen Dortmunder Teams antritt, findet Klubchef Fatih Esbe gut. „Da hat man sich etwas Gutes einfallen lassen“, lobt er die Kooperation im Frauenfußball: „Da hat man eine attraktive Gruppe und den Vorteil, dass die Frauen jetzt kontinuierlich Spiele haben.“ Er selbst, so Esbe, schaue ohnehin auch lieber bei Spielen des Frauen-Nationalteams zu als bei den Herren: „Das ist ehrlicherer Fußball.“