Hagen. Ein Spieler von Hasper SV II brach einem Akteur des SC Zurstraße die Nase. Das Sportgericht fällt ein Urteil, das es in dieser Härte selten gibt.

Es waren grauenvolle Szenen, die sich vor gut drei Wochen auf dem Fußballfeld zwischen dem Hasper SV II und dem SC Zurstraße 70 abspielten. Die Gewalteskalation fand in dieser Kreisliga-B-Partie ihren traurigen Höhepunkt, als ein HSV-Akteur einem Zurstraße-Kicker per Kopfnuss das Nasenbein brach. Vor dem Kreissportgericht Hagen/Ennepe-Ruhr wurden die Tumulte nun sorgfältig ausgewertet.

Das Ergebnis der Sitzung: der gewalttätige Hasper Spieler, der sich zur Kopfnuss hinreißen ließ, wurde mit einer dreijährigen Spielsperre belegt. Ein anderer HSV-Akteur, der laut Anschuldigung gewalttätig geworden sein soll, wurde freigesprochen. Weil die Hasper für den Abbruch des Spiels verantwortlich waren, wurde dem Verein aus dem Hagener Westen zudem eine Geldstrafe in Höhe von 350 Euro auferlegt.

Zurstraße-Spieler erleidet schlimme Verletzung

Drei Jahre Sperre im heimischen Kreisfußball – selten spricht das Kreissportgericht ein derart hartes Urteil aus. Aber Peter Mann, Vorsitzender des Gerichts, macht keinen Hehl daraus, dass er sogar noch härter sanktioniert hätte. „Das Kreissportgericht befindet die dreijährige Sperre als sehr angemessen. Aber meine ganz persönliche Meinung ist, dass der Beschuldigte eine lebenslange Sperre verdient hätte, wenn es dieses Strafmaß noch geben würde.“ Das Opfer der Attacke erlitt eine „schlimme Kopfverletzung. Solche Verletzungen können bleibende Schäden hinterlassen. Und wer so etwas in Kauf nimmt, wie es der beschuldigte Hasper Spieler tat, der hat nichts zu suchen auf einem Fußballplatz.“ Vorangegangen waren der Attacke Tumulte zwischen beiden Teams, nachdem ein Hasper wegen Nachtretens die Gelb-Rote Karte sah. Der Unparteiische sah sich zum Spielabbruch gezwungen.

Was das Sportgericht in seinem Urteil bekräftigte: Der Beschuldigte habe eindeutig mit Vorsatz gehandelt und genügend Zeit gehabt, um sein Handeln zu überdenken. Sein Opfer befand sich während der Tumulte auf der Auswechselbank von Zurstraße 70, während der Hasper „Anlauf genommen und ihn zunächst weggeschubst hat. Der Spieler von Zurstraße wollte sich der Attacke entziehen und weglaufen“, erläuterte Peter Mann.

Notwehr des Haspers? „Das war Fantasie“

Doch es war zwecklos. Mit einem gezielten Kopfstoß brach der Beschuldigte seinem Gegenüber die Nase. Bei der Verhandlung vor dem Kreissportgericht räumte der Beschuldigte seine Tat ein, beteuerte indes, dass er sich nur wehren wollte. „Das hat er versucht, uns zu erklären, aber das war seine Fantasie“, sagt Peter Mann. Der andere beschuldigte Hasper Akteur wurde freigesprochen, denn nach Anhörung mehrerer Zeugen war das Gericht davon überzeugt, dass dieser keine Tätlichkeit beging.

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„Zufrieden“ zeigt sich Jens Richstein, 2. Vorsitzender des SC Zurstraße, mit der Entscheidung des Kreissportgerichts. Geschockt sei er von den Vorkommnissen vom 15. Mai 2022 aber immer noch. „Ich habe dieses Gewaltausmaß in 25 Jahren Fußball noch nicht erlebt. Das waren Jagdszenen. Unser Spieler, dem die Nase gebrochen wurde, ist ein junger Familienvater, seine Frau und seine Kinder waren dort und mussten das mitansehen. Das hatte einfach nichts mehr mit Sport zu tun.“ Richstein selbst sagte vor dem Kreissportgericht als Zeuge aus, konnte aber nichts zum kritischen Kopfstoß sagen, denn „ich war damit beschäftigt, Kinder und ältere Menschen zu beruhigen. Eigentlich möchten die Familien unserer Spieler immer mit zum Platz, aber nach diesen Szenen möchten einige nicht mehr mitkommen.“

Richstein wird die Spiele der Zurstraße-Mannschaft weiterverfolgen, sagt er, aber für ihn steht fest: „Gegen dieses Hasper Team wollen wir nicht mehr spielen.“

Hasper SV entschuldigt sich mehrmals

Derweil befürworten auch die Verantwortlichen des Hasper SV das Urteil des Kreissportgerichts. Darüber hinaus habe man vereinsinterne Konsequenzen gezogen, so Joachim Hagemann, 2. Vorsitzender des Vereins. Per Eil-Vorstandssitzung habe man beschlossen, den beschuldigten Fußballer aus dem Klub auszuschließen und ihn „mit einer Platzsperre für HSV-Aktivitäten“ zu belegen. „Der Hasper SV duldet kein unsportliches Verhalten“, betont Hagemann, der sich stellvertretend für seinen Verein sowohl vor Gericht als auch persönlich beim Opfer des Kopfstoßes entschuldigte.

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Hinzu übergab der Hasper Klubvize ein Präsent an den Zurstraße-Spieler, was auch das Sportgericht wohlwollend zur Kenntnis nahm. „Die Entschuldigung von Herrn Hagemann ist angekommen und von uns auch angenommen. Die Beziehung zwischen unseren beiden Vereinen ist in keiner Weise beschädigt“, macht Jens Richstein klar. Nur vom beschuldigten Hasper Spieler habe es keine ernst gemeinte Entschuldigung gegeben, so Zurstraßes 2. Vorsitzender: „Er sagte vor Gericht, der Nasenbeinbruch täte ‚uns leid‘, aber es sei jetzt nun mal passiert.“