Hagen. Ein wissenschaftlicher Bericht legt schonungslos offen: Hagens Schulen mangelt es an Sporthallen. Auch Ausstattung wird teils scharf kritisiert.

Die Stadt Hagen hat nicht genügend Hallen und Außenanlagen für ihren sportlichen Nachwuchs. Diese Erkenntnis ist nicht neu, wurde nun aber im Rahmen einer sportwissenschaftlichen Untersuchung bestätigt und in Zahlen konkretisiert. In einem Zwischenbericht mit dem Titel „Sport und Bewegung in Hagen 2035“ vom Institut für Kooperative Planung und Sportentwicklung heißt es: 94 Einzelhallen bräuchten die Hagener Schulen mindestens, um dem Bedarf gerecht zu werden – 85 stehen lediglich zur Verfügung. Eine Diskrepanz, für welche die Stadtverwaltung in Kooperation mit Schulen, Vereinen und Kommunalpolitik Lösungen finden will.

Nur 24 Prozent „gut“ oder „sehr gut“

Im durch den Hagener Sport- und Freizeitausschuss in Auftrag gegebenen Bericht sind die heimischen Sportvereine grundsätzlich zufrieden mit der Sportstättensituation, während bei den Bildungseinrichtungen zum Teil großer Unmut darüber herrscht. 24 Prozent der Schulen bewerten die Sportanlagensituation mit „sehr gut“ und „gut“, rund die Hälfte mit „befriedigend“ und 38 Prozent mit „ausreichend“ oder „schlecht“.

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Ein großes Problem: 78 Prozent der Hagener Schulen verfügen aktuell über gar keine schulnahen Sportaußenanlagen. Hinzu kommt die Unterversorgung an Hallen. Die Platznot steigt tendenziell an und konzentriert sich besonders auf zwei Bezirke: Mitte und Haspe. Probleme bereiten vielen Schulen ein langer Anfahrtsweg zu den Sportstätten – ein Shuttleservice fehlt, und so kommen viele Schülerinnen und Schüler nur bedingt an ein Bewegungsangebot.

Ein Schüler versenkt einen Basketball im Korb.
Ein Schüler versenkt einen Basketball im Korb. © Michael Kleinrensing

Vorhandene Sporträume zum Teil in schlechtem Zustand

Darüber hinaus beklagen viele Hagener Bildungseinrichtungen eine schlechte Ausstattung oder einen unzureichenden baulichen Zustand der vorhandenen Sporträume. Angespannt ist die Lage zum Beispiel an der Freiherr-vom-Stein Schule, die bei der Befragung durch das Institut angab: „Die Kinder haben keine (!!!) Möglichkeit sanitäre Anlagen aufzusuchen. Auch Lagermöglichkeiten für Geräte fehlen.“ Zu sämtlichen Sportstätten habe man eine Gehzeit von 15 bis 20 Minuten. „Dies bedeutet aber, dass man auch die Gerätschaft für den Sportplatz auf diesem Weg noch mitnehmen muss.“

Die Gemeinschafts-Grundschule Berchum/Garenfeld beklagt derweil: „Kindgerechtes Material fehlt auf den Sportplätzen, muss mitgebracht werden; auf dem Schulhof ist der Bodenbelag uneben, geteert, gepflastert und teilweise ein Sicherheitsrisiko, Begrenzungen fehlen, Stolperkanten vorhanden, Sportgeräte wie Tore oder Basketballkörbe fehlen oder sind kaputt.“

Viele Schulhöfe sind nicht bewegungsfreundlich

Lediglich acht von 30 Schulen, die im Rahmen der Befragung Kommentare anfügten, hatten nichts zu bemängeln. Zu allem Überfluss bewerten mehr als die Hälfte der Schulen ihren Schulhof als nicht bewegungsfreundlich.

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Immerhin: 75 Prozent der Hagener Schulen verfügen über Hallen in ihrer Nähe und die Sportvereine bewerten ihre Sportanlagensituation grundsätzlich positiv. Es ist also Potenzial vorhanden, und dieses möchte die Stadtverwaltung ausschöpfen. Genauer gesagt soll eine neue Planungsgruppe im Rahmen von Workshops Lösungen erörtern. Vertreter aus Stadtsportbund, Servicezentrum Sport sowie aus einer Vielzahl von relevanten Fachbereichen der Stadtverwaltung sollen „lokale Besonderheiten einbringen und Lösungsansätze und konkrete Maßnahmen erarbeiten.“

Sportunterricht braucht gute Ausstattung – doch die fehlt in vielen Hagener Schulen.
Sportunterricht braucht gute Ausstattung – doch die fehlt in vielen Hagener Schulen. © picture alliance | dpa Picture-Alliance / ULMER

Welche Lösungen gibt es?

Einerseits könnten noch nicht genutzte Sportstätten-Kapazitäten ausfindig gemacht werden, andererseits in die Jahre gekommene Hallen und Plätze wieder zum Leben erweckt werden. So regte etwa die Hildegardis-Schule an: „Der obere Teil des Stadions (über den Treppen) könnte renoviert werden. Dann hätte man mehr Ausweichmöglichkeiten, falls zu viele Sportkurse (von mehreren Schulen) im Stadion sind.“

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Allerdings gibt es in Hagen auch viele Stimmen von Vereins- und Schulfunktionären, die sich für den Bau einer zusätzlichen städtischen Sporthalle aussprechen. Einer von ihnen ist Michael Wasielewski, Schulsportkoordinator von Phoenix Hagen und Trainer beim SV Haspe 70: „Mit einer neuen Dreifachhalle wäre ein großer Teil der Probleme gelöst. Man kommt meines Erachtens nicht drum herum. Irgendwann muss die Stadt dafür Geld in die Hand nehmen.“

+++ Zum Zwischenbericht +++

Der Hagener Sport- und Freizeitausschuss hat im November 2020 das Institut für Kooperative Planung und Sportentwicklung (IKPS) mit einer Sportentwicklungsplanung beauftragt. Die dafür erforderlichen Daten stammen vom Servicezentrum Sport, sowie von einer Online-Befragung aller Schulen und Kitas, aller Sportvereine in Hagen und von rund 14.000 Bürgern dieser Stadt. Der Zwischenbericht wurde von den Sportwissenschaftlern Dr. Stefan Eckl und Dr. Julia Thurn verfasst.