Hagen. In Hohenlimburg soll ein Kunstrasenplatz errichtet werden, doch das Hagener Sportamt will Haspe den Vorrang geben. Das führt zu dicker Luft.
Das Hagener Stadtgebiet kann mehr Kunstrasenplätze vertragen – dessen war man sich bei der jüngsten Sitzung des Sport- und Freizeitausschusses bewusst. Aber bei der Frage „Wer ist als Nächstes an der Reihe?“ kochte eine hitzige Diskussion hoch. Denn das Servicezentrum Sport (SZS) der Stadt Hagen möchte die Reihenfolge ändern: Anders als geplant soll im Jahr 2025 nicht Hohenlimburg, sondern Haspe einen Kunstrasenplatz bekommen.
TSK Hohenlimburg spielt inzwischen am Höing
Das SZS möchte dem Tennenplatz der Bezirkssportanlage Haspe den Vorrang geben, weil in Hohenlimburg kein Bedarf mehr bestünde. Zunächst war vorgesehen, auf dem Areal des ehemaligen Kirchenberg-Freibads einen Kunstrasen bauen zu lassen. Doch der anspruchsberechtigte TSK Hohenlimburg sei inzwischen am Höing heimisch geworden, so dass „alle übrigen anspruchsberechtigten Mannschaften im Stadtbezirk Hohenlimburg auch Spielzeit auf dem Kunstrasen am Kirchenberg erhalten können“, heißt es in der Beschlussvorlage, die in der Sportausschuss-Sitzung auf den Tisch kam.
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Die Kernfrage, die folglich kontrovers diskutiert wurde: Will der TSK wirklich am Höing, wo er vor zwei Jahren hinzog, bleiben oder lieber wieder zurück in heimische Gefilde kehren? Hohenlimburgs Bezirksbürgermeister Jochen Eisermann (CDU) hat eine klare Meinung: „Es ist nicht so, dass sie freiwillig gegangen sind, sondern mehr oder weniger dazu genötigt wurden, zum Höing zu gehen. Sie möchten natürlich gerne wieder in Hohenlimburg trainieren und spielen“, so Eisermann, der zudem auf Platzprobleme am Kirchenberg verwies: „Der SV Hohenlimburg 10 spielt dort mit 20 Mannschaften auf einem Feld.“
Empörung über Ansichten des SZS
Mark Krippner (SPD) pflichtete bei: Der TSK sei zwar vor zwei Jahren im Zuge einer geplanten Spielgemeinschaft mit Türkiyemspor Hagen – die allerdings gescheitert ist – zum Höing gezogen, doch nun sehne sich der Verein nach einer Rückkehr. „Dass man jetzt sagt: Die haben etwas in Hagen gefunden und sind ruhig, empört mich schon. Sicherlich können auch Vereine aus Haspe oder dem Hagener Norden auf andere Plätze in Hagen ausweichen.“
Und was sagt der TSK Hohenlimburg? Wir haben bei Öztemel Gürer, dem Sportlichen Leiter des Klubs, nachgefragt. „Wir sind eine Hohenlimburger Mannschaft, wir spielen hier seit 1980 und wollen auch in Hohenlimburg weiterspielen. Wir haben durch den Umzug zum Höing Zuschauer und Mitglieder verloren“, ärgert sich Gürer. Zudem sei man nicht nur wegen eines geplanten Zusammenschlusses mit Türkiyemspor an den Höing ausgewichen: „Wir hatten keine andere Möglichkeit. Die Senioren- und Jugendteams sollten vernünftig trainieren und spielen, und das war auf dem Ostfeldplatz nicht mehr möglich.“
SZS-Leiter Raab weist Vorwürfe zurück
Der Leiter des SZS, Karsten-Thilo Raab, wies die Vorwürfe, dass man den TSK gegen seinen Willen woanders hin verfrachte, entschieden zurück. Nachdem die Fusionspläne des Klubs mit Türkiyemspor scheiterten, habe es von den Hohenlimburgern keine Platzbeschwerden gegeben. „Der Verein ist zu keinem Zeitpunkt auf uns zugekommen und hat gefragt, ob er zurück nach Hohenlimburg kann. Wir entscheiden über die Vergabe der Plätze, und wenn der TSK das Gespräch nicht mit uns sucht, können wir das auch nicht wissen.“ Hinzu käme das Problem, dass in Hohenlimburg keine Fläche zur Verfügung stünde, auf der ein Kunstrasenplatz gebaut werden könne. Raab: „Die einzige Möglichkeit wäre, den Rasen am Kirchenberg umzufunktionieren, aber das gäbe wiederum Probleme mit den Leichtathleten.“
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Wie geht es nun weiter? Das Thema soll zunächst in den Bezirksvertretungen Hohenlimburg und Haspe auf den Tisch kommen. Bis dahin sollen konkrete Zahlen über die Auslastungen der vorhandenen Plätze erhoben werden. Anhand der Daten will man bemessen, wo die Errichtung eines Kunstrasenplatzes Priorität hat. Dass es auch in Haspe ernsten Bedarf für eine neue Spielfläche gibt, machte Günter Stricker von der SPD deutlich. Auf der Bezirkssportanlage Haspe „ist die Lage genauso. Am Nachmittag ist der Platz voll mit Kindern und Jugendlichen.“ Der anliegende Ascheplatz sei aber kein attraktiver Ausweichpunkt. „Die Kinder gehen dann aus Haspe weg in die Nachbarorte“, ärgert sich Stricker.
Klar ist: Wer auch immer das Tauziehen um den nächsten Kunstrasenplatz gewinnt, wird sich noch gedulden müssen. Erst in den Jahren 2025/26 ist der Bau geplant. Danach soll erst wieder 2029/30 ein Kunstrasenfeld gebaut werden.