Wetter. Der neue innovative Springplatz ist ein Alleinstellungsmerkmal für den RV Volmarstein. Wie der Verein zum „Kompetenzzentrum Pferd“ werden will:

Im letzten November sollte das Projekt vorgestellt werden, doch da fiel pandemiebedingt die Jahreshauptversammlung des Ländlichen Zucht- Reit- und Fahrvereins Volmarstein erneut aus. Wenn die Mitglieder nun knapp fünf Monate später am Montag im ehemaligen Reithallen-Restaurant an der Köhlerstraße (19.30 Uhr) tatsächlich tagen, ist der neue Springplatz nahezu fertig. Mit innovativem Ebbe-Flut-System, das Reiten fast ganzjährig draußen möglich macht. „Für den Reiterverein ein sehr großer Schritt nach vorn, damit haben wir ein Alleinstellungsmerkmal“, ist der 1. Vorsitzende Heinrich-Georg Hassenbürger überzeugt: „Das ist ein Leuchtturm-Projekt für die Region.“

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Das frühlingshafte Sonnenwetter in den letzten Wochen nutzten die Volmarsteiner Reiter, der Springparcours wurde auf dem neuen Platz aufgebaut. Und die Outdoor-Saison damit eröffnet, auf der Anlage an der Köhlerstraße ist seither noch mehr Betrieb. „Reitfertig“ ist der neue Springplatz schon länger, dem jetzt nur noch die Umrandung fehlt, von seinen Qualitäten konnten sich die Klubmitglieder auch im Winter bereits überzeugen. „Mit dem Platz können wir fast ganzjährig draußen reiten“, sagt Hassenbürger, „beim Außenplatz haben wir eine sehr innovative Technik genutzt, die uns wetterunabhängig macht.“

Boden hat stets idealen Grip

Zur großen Baustelle wird die Anlage des RV Volmarstein im Herbst 2021, als der alte Springplatz demontiert wird.
Zur großen Baustelle wird die Anlage des RV Volmarstein im Herbst 2021, als der alte Springplatz demontiert wird. © Axel Gaiser | Axel Gaiser

Ebbe-Flut-System heißt die „weltweit innovative“ Springplatz-Technik, in die der RV Volmarstein etwa 100.000 Euro - davon die Hälfte durch das NRW-Förderprogramm „Moderne Sportstätte 2022“ - investiert hat. Es beruht auf dem Prinzip, dass bei Ebbe dem Sand Wasser entzogen und bei Flut dem Sand Wasser zugeführt wird. Auf eine wasserundurchlässige Fläche wurde ein Drainage-Rohr-System installiert, darüber eine Sand- und Kapillarschicht und zwölf Zentimeter Reitboden. Der Wasserhaushalt des Platzes wird vollautomatisch geregelt. „Der Platz erhält seine Feuchtigkeit aus der Kapillarschicht“, erklärt Hassenbürger, „er wird also nicht von oben sondern von unten gewässert.“ So könne man immer den idealen Grip des Bodens einstellen.

Die neue Technik sei angesichts in Zeiten von zunehmenden Wetter-Extremen auch sehr ressourcenschonend und wassersparend. Die Größe des Platzes sei geblieben, er sei völlig eben, die Bedingungen überall gleich. „Man möchte ja weder auf trockener Asche noch in der Motsche reiten“, weiß der Klubpräsident, „jetzt können wir sehr fein einstellen, wie trittfest der Boden ist und wie tief die Pferdehufe einsinken.“ Zehn Minuten nach einem Sturzregen sei der Platz wieder gut zu bereiten, so gut seien die Steuerungsmöglichkeiten. Hassenbürger macht es an einem Beispiel klar: „Wir könnten den Wasserstand auch so hoch fahren, dass über dem Sand eine Eisfläche entsteht und man Schlittschuh laufen könnte.“

Bauarbeiten unter Flutlicht: Ein Bagger füllt Sand auf das gerade installierte Drainage-Rohrsystem auf.
Bauarbeiten unter Flutlicht: Ein Bagger füllt Sand auf das gerade installierte Drainage-Rohrsystem auf. © Axel Gaiser | Axel Gaiser

Nicht nur mit dem neuen Platz will der RV Volmarstein seine führende Rolle im Kreisreiterverband Ennepe-Ruhr/Hagen vorantreiben. „Wir wollen ein ,Kompetenzzentrum Pferd’ installieren“, formuliert es der Vereins-Vorsitzende, „und noch mehr Richtung Ausbildung gehen.“ Mit aktuell 470 Mitgliedern ist der RV Volmarstein für einen Reitverein recht groß, betreibt als einer von wenigen Klubs im Kreis - nur sechs waren bei den Jugendmeisterschaften vertreten - intensiv Nachwuchsarbeit (Hassenbürger: „Wir haben einen unglaublichen Zulauf von immer mehr Jugendlichen“).

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Und man habe etwa mit der 2. Vorsitzenden und auch beim westfälischen Verband für den Nachwuchs zuständigen Jutta Briel oder Sandra Kiemstedt gute Ausbilderinnen. „Deshalb wollen wir die Idee der Lehrgänge mit Pferd weiter ausbauen“, erklärt der Klubchef. Fortbildungen für Ausbilder, Parcoursbauer oder Richter kann er sich im vorstellen, auch eine Kooperation mit dem Gymnasium in Wetter sei geplant.

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Große Eröffnung Mitte Mai geplant

Man stehe immer auch in Konkurrenz zu privaten Reitanlagen, deshalb müsse man investieren und neue Ideen entwickeln. Mit dem neuen Springplatz ist ein wichtiger Baustein des Volmarsteiner Kompetenzzentrums Pferd gesetzt. Nur die Umrandung fehlt noch, soll ab dem 11. April installiert werden. Zur großen Einweihungsfeier lädt der Verein dann Mitte Mai ein, das große Reit- und Springturnier folgt Mitte August. Und ein großes Juliäum in sechs Jahren. „2028 werden wir 100 Jahre alt“, sagt Hassenbürger, „bis dahin werden wir überleben, da bin ich ganz zuversichtlich.“ Auch dank Ebbe und Flut. . .

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