Hagen. In letzter Sekunde kassiert Handball-Zweitligist VfL Eintracht Hagen gegen den TV Emsdetten noch den Ausgleich – durch einen artistischen Treffer.

Fassungslos hielt Stefan Neff noch einen Moment inne und starrte geschockt auf den Hallenboden der Krollmann Arena. Der Trainer des VfL Eintracht Hagen musste mitansehen, wie seine Mannschaft in letzter Sekunde einen sicher geglaubten Sieg gegen den TV Emsdetten in der 2. Handball-Bundesliga aus der Hand gab.

Das sensationelle letzte Tor des TV Emsdetten

Fünf Sekunden waren noch auf der Uhr, als Theo Bürgin zum Sprungwurf ansetzte und zum 27:25-Heimsieg hätte verwandeln können. Doch dann geschah das Unfassbare: TV-Schlussmann Maurice Paske parierte und schickte sofort einen langen Pass auf Linksaußen Paul Kolk, der den Ball in der Luft als Kempa-Trick annahm und mit der Schlusssirene zum 26:26 (14:12)-Endstand ausglich – ein Tor, was in vielen Handball-Jahreshighlights zu sehen sein wird, auch weil gleich drei Hagener Abwehrspieler den Pass nicht mehr abfangen konnten.

Auch lesenswert: Eintracht Hagen wird für starkes Comeback nicht belohnt.

Ein Spielverlauf, der in die aktuelle Gesamtsituation der Hagener passt. Noch immer steht man im neuen Kalenderjahr ohne Sieg da, hinzu kommen sechs personelle Ausfälle, die an den Kräften zehren. „Es sind gemischte Gefühle. Auf der einen Seite bin ich stolz über den Auftritt meiner Mannschaft, dass sie in der Phase derzeit eben nicht verunsichert, sondern mutig, aggressiv und lebendig aufgetreten ist. Wir haben den Sack aber einfach nicht zugemacht und hatten eine katastrophale Chancenverwertung“, ärgerte sich Neff nach der Partie.

Neuzugang Daniel Andrejew versucht sich durchzusetzen.
Neuzugang Daniel Andrejew versucht sich durchzusetzen. © Michael Kleinrensing

Eintracht dominiert die Anfangsphase

Dabei waren die Volmestädter von Beginn an die dominierende Mannschaft und gaben vor allem emotional einen anderen Eindruck ab als zuvor. Selbst der sonst eher mit Emotionen zurückhaltende Pouya Norouzi feierte nach gelungenen Abwehraktionen lautstark, ein unbändiger Wille stand der gesamten Mannschaft ins Gesicht geschrieben. Toptorschütze Philipp Vorlicek präsentierte sich zudem mit sieben Treffern aus neun Versuchen wieder in alter Stärke. Nach Vorliceks 9:7 (19.) begannen die Schlussminuten des ersten Durchgangs, in der beide Teams so kämpferisch agierten, als wenn es bereits die gesamte Endphase gewesen wäre. Da auch die Gäste gut mithielten, sprang dabei aber nicht mehr als ein 14:12 heraus.

Auch lesenswert: Karriereende von Dominik Spohr: „Der Zeitpunkt ist gekommen“.

Im Gegensatz zum Beginn startete die zweite Hälfte furios und temporeich mit zahlreichen Treffern auf beiden Seiten. Die Taktik der Gäste schien es zu sein, ein ersatzgeschwächtes Eintracht-Team für die Endphase aus der Puste zu bringen. Zu groß war allerdings der Kampfgeist der Grün-Gelben, nach einem Dreierpack von Vorlicek netzte Norouzi zur höchsten Führung von 24:20 (52.) ein. Ab dann gingen die Emsländer bereits ins Risiko und deckten offensiv, in der Hoffnung auf einfache Ballgewinne.

Starker Emsdetter Torhüter

Zwar schaffte es der VfL, sich Chancen herauszuspielen, doch es begann das Zermürben an Paske im Gäste-Tor, der kaum zu überwinden war. Die Parade fünf Sekunden vor dem Ende war der Höhepunkt der Paske-Gala, die mit dem anschließenden Pass auf Kolk noch einmal eine nie zu erwartende Steigerung parat hatte und die Krollmann Arena letztlich in einen Schockzustand versetzte.

Eine solide spielerische und umso bessere kämpferische Leistung wurde nicht in einen Sieg umgemünzt. „Wir werden uns belohnen und die noch nötigen zwei bis vier Punkte holen“, gibt sich Neff trotz des bitteren Punktverlustes optimistisch.

+++ Statistik +++

VfL: Grzesinski (1), Mahncke; Bürgin, Bednar, Norouzi (4/2), Queckenstedt, Pröhl (2), Bratzke, Vorlicek (7), Athanassoglou, Gaubatz, Stefan (6), Toromanovic (3), Andrejew (3); beste Torschützen Emsdetten: Ostenberg (6), Holzner (5/4).

Zeitstrafen: 0:4.

Zuschauer: 568.