Herdecke. Deutsche Leichtathletik Meisterschaften und der Name de Graat - das bedeutete bisher stets Patricia. Warum das nun nicht mehr so ist:

Wenn im Zusammenhang mit deutschen Leichtathletik-Meisterschaften der Name de Graat fiel, war bisher immer Patricia gemeint. 17 Mal bereits startete die 23-Jährige seit 2014 zunächst für Stammklub TSV 1863 Herdecke, dann im Trikot der LG Olympia Dortmund bei nationalen Titelkämpfen, war meist vorn dabei. Das Lauftalent hat aber in der Familie nicht nur sie. Als eine Woche vor Weihnachten in Sonsbeck die letzten deutschen Titel 2021 - diesmal im Crosslauf - vergeben wurden, war Zwillingsschwester Katharina de Graat erstmals dabei. „Ich wollte schon immer mal zu deutschen Meisterschaften“, sagte sie nach ihrer DM-Premiere: „Das hat schon Spaß gemacht.“ Heute beim „Indoor Jump’n’Run“ in der Dortmunder Körnig-Halle startet die Herdeckerin schon in die neue Saison.

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„Auf geht’s zum Training!“ Katharina de Graat postet es fast täglich auf ihrem Instagram-Account, im Winter meist unterlegt mit Videoschnipseln vom Lauf im Dunkeln rund um den bevorzugten Hengsteysee. „Ich trainiere etwa fünfmal die Woche“, zeigt die 23-Jährige, die als Pflegehilfskraft arbeitet, großen Lauf-Ehrgeiz. Der sich nun bei ihren ersten deutschen Meisterschaften auszahlte, als sie bei der Cross-DM in Sonsbeck auf Rang 47 im Mittelfeld des 97-köpfigen Teilnehmerfeldes landete. Ein Ergebnis, mit dem die Herdeckerin „glücklich und zufrieden“ war und bekannte: „Je mehr du im Training schwitzt, um so weniger wirst du im Wettkampf bluten.“

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Am liebsten über 800 m

Dabei war es gar nicht ihre bevorzugte Strecke, die im Matsch des Münsterlands zu absolvieren war, für die 6,1 Kilometer querfeldein benötigte sie 26:41 Minuten. „Ich laufe am liebsten über die 800 Meter“, sagt Katharina de Graat, auch als Crossläuferin hat sie wenig Erfahrung. Im März 2020 kurz vor dem Beginn der Corona-Pandemie gewann die Läuferin des TSV Herdecke die Kreis-Cross- und Waldlaufmeisterschaften in Ennepetal, nach langer Zwangspause lief sie dann im letzten November bei den Westfalenmeisterschaften in Breckerfeld wieder querfeldein. Und verpasste als Vierte über die 4,92 km lange Strecke in einer Zeit von 18:14 Minuten nur knapp das Podium. Für die Cross-DM in Sonsbeck, bei der die Berlinerin Alina Reh eine Woche nach dem Gewinn der Europameisterschafts-Bronzemedaille siegte, war sie aber erstmals qualifiziert.

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Es war der Abschluss einer kurzen Leichtathletik-Saison für Katharina de Graat, die nach der Corona-Zwangspause im Sommer mit einer neuen 800-m-Bestzeit in Recklinghausen (2:27,45 Minuten) begonnen hatte. „Das viele harte Trainieren der letzten Wochen und Monate trotz Corona hat sich gelohnt“, freute sie sich da bereits, am Ende des Jahres führt sie mit ihrer Zeit die Bestenliste im Kreis an. Und will sich, auch wenn sie Gefallen am Crosslauf gefunden hat, künftig auf die Mittelstrecke konzentrieren. „Über 800 Meter will ich zu den Westfalenmeisterschaften, in der Halle und auf dem Feld“, sagt sie.

Unter Dach stehen die Titelkämpfe bereits am 22. Januar in der Dortmunder Körnig-Halle an, in der Katharina de Graat bereits am Samstag beim „Indoor Jump’n’Run“ der LG Olympia Dortmund über 800 m ins Leichtathletik-Jahr startet. Auf ihre Zwillingsschwester Patricia wird sie da nicht treffen, die sich gerade im Trainingslager unter spanischer Sonne auf die Saison vorbereitet hat und erst am 1. Februar in Erfurt ihren ersten Wettkampf bestreitet.

Zum TSV Hagen 1860 gewechselt

Im Alter von sechs Jahren haben beide gemeinsam beim TSV Herdecke mit dem Laufen begonnen, ehe sich 2014 die Wege trennten. Patricia de Graat wechselte zur LG Olympia Dortmund und lief in die deutsche Spitze, Katharina schloss sich später dem TSV Hagen 1860 an, kehrte aber angesichts fehlender Trainingsmöglichkeiten Ende 2017 zum Stammverein nach Herdecke zurück. Mit einer Knieverletzung, deren Ursache länger nicht klar war. „Es fehlt die Stabilität“, sagt sie, mit einer Bandage tritt sie nun zu Training und Wettkampf an. Auf ihre in Dortmund lebende Schwester trifft sie dabei sportlich nur noch dann, wenn beide mal am Hengsteysee trainieren. Ohnehin sagt Katharina de Graat: „Wir mögen beide die gleichen Strecken. Aber wir vergleichen uns nicht und sehen uns nicht als Konkurrenz.“