Hagen. Hagener Footballer melden ihre letzte Mannschaft vom Spielbetrieb ab und lösen die Abteilung auf. Viele Faktoren führen am Ende zum Scheitern.

„Wenn Jugendliche bei irgendeinem anderen Verein weggeschickt wurden, weil sie nicht gut genug waren, haben wir sie dankbar aufgenommen. Denn beim Football braucht man jeden Spielertyp.“ Wenn Uwe Broom über den amerikanischen Volkssport spricht, gerät er ins Schwärmen. In Hagen hat der American Football Höhen und Tiefen erlebt, seit er 1988 das erste Mal mit der Gründung der Hagen Oaks Fuß in der Volmestadt fasste.

American Football lockt mehrere hundert Zuschauer nach Hagen

Mehrere hundert Zuschauer verfolgten die Spiele der Sauerland Mustangs, die sich später in Hagen Mustangs umbenannten, auf der Kampfbahn Boelerheide. Und sie wurden zu mehr als einer Partie für Football-Interessierte: die Hagener, die in der Verbandsliga antraten, fuhren groß auf. Mehrere Imbisswagen, Hüpfburgen und Aktionen machten die Veranstaltungen zu einem Anlaufpunkt für Familien. Ein Sprecher kommentierte zudem das Spiel, erklärte Regeln und Spielzüge und brachte so auch dem nicht affinen Publikum den amerikanischen Sport näher. Doch das ist nun vorbei. Zum 31. Dezember 2021 meldeten sich die Footballer, die zuletzt unter dem Namen Hagen Mustangs aufliefen, bei ihrem Stammverein TSV Fichte Hagen ab.

Seniors, Juniors und die Ladies – sie alle haben es nicht geschafft, ihre Mannschaften am Leben zu erhalten, immer mehr Spielerinnen und Spieler wandten sich ab. Doch wieso? Besonders nach dem Super Bowl, dem Finale der US-amerikanischen Profiliga National Football League (NFL), erlebt der Sport in Deutschland seit Jahren einen besonderen medialen Hype. Doch was sprach gegen den Standort Hagen?

Hardcore-Fan zu Beginn

Uwe Broom erlebte die Mustangs aus verschiedenen Blickwinkeln mit. „Angefangen habe ich als Hardcore-Fan“, muss er mit einem Schmunzeln zugeben. Seit 2016 war er Teammanager und Trainer für die Jugend und zuletzt auch kommissarisch im Vorstand aktiv. Fragt man ihn, wann es mit dem Niedergang der Hagener Footballer losging, muss er nicht lange überlegen: „Das zeichnete sich schon im Januar 2019 ab.“ Damals mussten die Teams ihre Trainingsstätte auf der Bezirkssportanlage in Haspe verlassen und Platz machen für die Fußballer von Fortuna Hagen.

„Es war schon ärgerlich, dass wir dann nach Dahl umgezogen sind, aber eigentlich auch nicht so schlimm“, findet Broom. Denn viele Spieler seien ohnehin aus dem Märkischen Kreis angereist. Doch für einen Teil der Mannschaft und Verantwortlichen sei der Umzug der Stein des Anstoßes gewesen: „Einige haben sich – ich kann es nicht anders sagen – hinterrücks nach Lüdenscheid verabschiedet und dort eine neue Mannschaft gegründet“, ärgert sich Broom.

Voller Körpereinsatz: American Football begeistert nicht nur zum Super Bowl die Menschen.
Voller Körpereinsatz: American Football begeistert nicht nur zum Super Bowl die Menschen. © Unbekannt | Sauerland Mustangs

Daraufhin sei der Kader auseinander gebrochen. „Eine Hälfte schloss sich den Lüdenscheidern an, einige sind nach Iserlohn gegangen und wieder andere haben die Chance genutzt nach Düsseldorf zu wechseln, wo sie höherklassig spielen konnten.“ Übrig blieben nur eine Handvoll Spieler, mit denen selbst das Training kaum noch durchzuführen war. Die Seniors lösten sich schließlich auf.

Und sie nahmen damit auch der Jugend die Perspektive. Zudem nagte die Coronapandemie, die immer wieder dem Kontaktsport einen Riegel vorschob, an der Existenz der heimischen Footballer. Mit einem öffentlichem Training im Volkspark versuchten die Coaches und ihre Spieler, neue Interessenten zu locken, doch schon im Spätsommer 2020 mussten sie sich eingestehen, dass es nicht mehr ging. Auch die Spielgemeinschaft mit den Hamm Aces konnte nicht mehr aufrecht erhalten werden und musste vom Spielbetrieb abgemeldet werden – das endgültige Aus. 2021 verschwand die Hagener Football-Jugend von der Bildfläche.

Zukünftig wird es schwer

Auch dem Damen-Team erging es nicht besser. Mit zum Teil nur noch fünf oder sechs Spielerinnen beim Training ergaben die Trainingseinheiten wenig Sinn. „Um eine stabile Mannschaft aufstellen zu können, fehlten uns sowohl Spielerinnen als auch Trainerinnen. Es war auch nicht zu erwarten, in absehbarer Zeit diese Lücken füllen zu können“, berichten die Sportlerinnen über ihre Facebook-Seite. Damit schließt sich auch das letzte Kapitel der Hagener Mustangs.

Doch kann es in naher Zukunft eine Rückkehr zu dem amerikanischen Volkssport in Hagen geben? Uwe Broom sieht das eher skeptisch: „Ich glaube, in Zukunft wird es schwer. In Lüdenscheid und Iserlohn sind Mannschaften inklusive Jugendteams aktiv. Da wird es in Hagen schwer, wieder etwas aufzubauen. Zudem fehlen die Köpfe, die sich engagieren. So ein Verein besteht nicht nur aus Spielern und Coaches. Es müssen auch viele Ehrenamtliche und Helfer dabei sein, sonst kann man das nicht stemmen.“

Broom selbst wird sich den Iserlohn Titans anschließen. Denn ganz ohne den Sport kann er nicht mehr: „Wir wurden vom TSV Fichte Hagen so toll unterstützt und aufgenommen. Das werde ich immer in guter Erinnerung behalten! Aber den Sport aufgeben will ich nicht, dafür fasziniert er mich viel zu sehr.“