Wetter. Nach einem halben Jahr kehrt Fußballtalent Frederik Jakobi vom US-College zurück. Wie er nur knapp den schweren Tornados in Kentucky entgeht:

Sport und Studium ideal verbinden, den Traum vom bezahlten Fußball verfolgen: Das ist das Ziel von Frederik Jakobi, als er im letzten Sommer nach dem Abitur in Wetter ans US-College in Kentucky wechselt. Und ein halbes Jahr für das sehr international besetzte Team der Brescia Bearcats Fußball spielt. Nach einem halben Jahr entschließt sich der 18-Jährige zur Rückkehr ins heimische Volmarstein. Und entgeht damit nur um Stunden einer Unwetter-Katastrophe, die der örtliche Gouverneur als „tödlichsten Tornado, der jemals durch Kentucky gezogen ist“ bezeichnete.

Für die Brescia Bearcats spielt Frederik Jakobi (sitzend, 3. von rechts) in Kentucky 16 Spiele.
Für die Brescia Bearcats spielt Frederik Jakobi (sitzend, 3. von rechts) in Kentucky 16 Spiele. © Brescia Bearcats | Brescia Bearcats

„Hier bin ich aber lange nicht gewesen.“ Beim Fototermin am Sportplatz von SuS Volmarstein sieht sich Frederik Jakobi interessiert um, seinen Stammverein hat er länger nicht besucht. Obwohl die Familie, zu der der 18-Jährige gerade zurückgekehrt ist, nur wenige Minuten Fußweg von der Köhlerwaldstraße entfernt wohnt. Aber Jakobi wechselte im C-Jugendalter von der SuS zur TSG Sprockhövel, um beim besten Nachwuchsprogramm des Fußball-Kreises hochklassig spielen zu können. Bei der TSG will er im neuen Jahr auch wieder spielen. Wenn er wieder fit ist, denn aus den USA hat sich Jakobi ein „Andenken“ mitgebracht. Der Innenmeniskus ist gerissen, wie das MRT nach der Rückkehr in die Heimat zeigte, die fällige Knie-OP in Herne hat er bereits überstanden.

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Knie beim Football verdreht

Das Knie-Malheur ist in Kentucky beim Football im Garten passiert. Bei der US-Version, nicht beim europäischen Soccer, für den Frederik Jakobi nach dem Abitur am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Wetter am letzten Sommer ans US-College gewechselt ist. „Ich habe das als gute Möglichkeit gesehen, Fußball und Studium zu verbinden und wollte das ausprobieren“, erklärt er: „Und ich wollte mich körperlich weiterentwickeln, man spielt am College ja gegen und mit Leuten, die bis zu 24 Jahre alt sind.“ Schon vor einem Jahr hatte der Volmarsteiner beim „Showcase“ einer Organisation, die Fußball-Stipendien vermittelte, in Duisburg vorgespielt. Die Spiele der 40 Kandidaten wurden in die USA übertragen. „Zwölf Colleges haben sich danach gemeldet, vier kamen in die engere Auswahl“, sagt Jakobi, der sich für die Brescia University in Owensboro/Kentucky entschied: „Wegen Trainer Cameron Williams, der vom ersten Eindruck her ein Super-Typ war und mir einen guten fußballerischen Weg aufgezeigt hat.“

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Als „Freshman“ viel gespielt

Für die Brescia Bearcats bestreitet Frederik Jakobi (vorn) in der River State Conference 16 Spiele.
Für die Brescia Bearcats bestreitet Frederik Jakobi (vorn) in der River State Conference 16 Spiele. © Brescia Bearcats

merikanische Fußball, wie ich es erwartet habe, sehr körperlich, aber technisch nicht so stark.“ Und die Studien-Richtung Psychologie erwies sich nicht als das richtige Fach für ihn. Der Hauptgrund, das räumt er ein: „Ich habe gemerkt, dass es für mich schwierig ist, so weit entfernt von der Familie zu sein.“ Auch wenn er viel über neue Kulturen gelernt und„zwei, drei Freunde fürs Leben“ gefunden habe: „Es war eine Super-Erfahrung, die ich nicht bereue.“

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Bei TSG Sprockhövel in A-Jugend

Die Erfahrung einer Natur-Katastrophe dagegen bleibt ihm soeben erspart. Am Freitag vor dem 3. Advent fliegt er zurück nach Deutschland, in der Nacht darauf ziehen verheerende Tornados durch Kentucky und andere US-Bundesstaaten. Und hinterlassen eine 200 Meilen lange Schneise der Verwüstung, fordern 74 Todesopfer. „Da bin ich gerade noch mal davongekommen“, sagt Jakobi: „Der Freund, der mich zum Flughafen gebracht hat, schickte direkt Fotos. Er musste mit der Familie im Auto übernachten, weil keiner ins Haus sollte.“ Von Bekannten seien Häuser zerstört, zum Glück aber den Teamkollegen nichts Schlimmeres passiert, auch weil Owensboro nicht im Zentrum der Tornados lag.

7000 Kilometer entfernt in Westfalen plant Frederik Jakobi die Rückkehr in den deutschen Fußball. „Ich fange langsam an, auf Krücken zu laufen und arbeite daran, so schnell wie möglich wieder auf dem Platz stehen zu können“, sagt er. Nach dem Aufbautraining will er wieder bei der TSG Sprockhövel in der Westfalenliga-A-Jugend von Trainer Patrick Knieps einsteigen, auf seiner gewohnten Sechser-Position. Und er will seinen Traum vom bezahlten Fußball weiter verfolgen: „Ich bin bereit, hart dafür zu arbeiten, so hoch wie möglich Fußball zu spielen.“