Hagen. Patrick Seidel löst seinen Vertrag mit Basketball-Zweitligist Phoenix Hagen auf. Die Hintergründe und wie es um seinen Nachfolger steht.

Die vergangenen fünf Jahre von Phoenix Hagenin der 2. Basketball-Bundesliga Pro A waren turbulent. Insolvenz, die Emotionen rund um den Tod des Trainers Matthias Grothe, und seit bald zwei Jahren hat Corona den Klub im Griff.

Als Geschäftsführer hatte Patrick Seidel in dieser Zeit die Hauptverantwortung, versuchte den schwierigen Spagat zwischen einem wirtschaftlich-organischem Wachstum und dem Wunsch nach sportlichem Erfolg zu meistern. Aber ab dem 1. Februar 2022 wird sich ein neuer Geschäftsführer um die Belange von Hagens klassenhöchstem Basketball-Klub kümmern müssen: Seidel bat um Vertragsauflösung und wird einen neuen Job annehmen. „Auch beruflich lebt man nur einmal, und ich habe eine tolle, tolle Chance erhalten, die ich annehmen möchte und muss“, erklärt Seidel.

Kritik an Phoenix-Geschäftsführer wurde immer lauter

In den vergangenen beiden Jahren wurde die Kritik am Phoenix-Geschäftsführer immer lauter, insbesondere die Fanszene machte ihren Unmut darüber breit, dass Phoenix mehrmals das selbst erklärte Ziel Playoffs verpasste. Wirtschaftlich hat der scheidende Chef den Hagener Zweitligisten aber auf ein solides Fundament gehievt.

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Vor Corona, das betont Patrick Seidel, war man bei einem Etat von 1,6 Millionen Euro angelangt. Der Rücktritt des Phoenix-Geschäftsführers kommt überraschend – vor allem der Zeitpunkt. „Mir ist bewusst, dass das beim ersten Anschauen nicht so toll aussieht“, gibt Seidel offen zu, ergänzt aber auch: „Ich sehe das mittlerweile ganz anders. Die Saison ist bis zum Ende durchfinanziert. Mein Nachfolger hat noch aktive Gestaltungsmöglichkeiten mit Blick auf die neue Spielzeit, ein großer Vorteil.“

Patrick Seidel bleibt dem Basketball erhalten

Wohin es den Düsseldorfer genau zieht, will er noch nicht öffentlich machen, nur so viel: „Ich bleibe dem Basketball erhalten, wenn auch in anderer Funktion.“ Künftig werde er zwischen seiner Heimat und Hamburg pendeln. Dass es Stimmen geben wird, die von einem Rauswurf aufgrund des sportlichen Misserfolgs – Phoenix steht momentan auf dem zwölften Tabellenplatz – sprechen werden, ist Seidel bewusst.

Doch die vergangenen fünf Amtsjahre in Hagen haben ihn auch dahingehend geprägt: „Phoenix hat mich in diesem Bereich, was die Fankultur betrifft, ein Stück weit abgehärtet. Wenn es einem zu nahe geht, was in den sozialen Medien geschrieben wird, dann ist es nicht der richtige Job für dich.“ Auch der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Röspel betont, dass es „keine Missstände“ gegeben habe, die zur Trennung führten. Er sei „geschockt von der Nachricht“ gewesen.

Der Aufsichtsratvorsitzende Wolfgang Röspel war in den vergangenen Wochen damit beschäftigt einen Nachfolger für Seidel zu finden.
Der Aufsichtsratvorsitzende Wolfgang Röspel war in den vergangenen Wochen damit beschäftigt einen Nachfolger für Seidel zu finden. © Michael Kleinrensing

Viel Zeit blieb allerdings nicht, ein neuer Geschäftsführer musste gefunden werden. Nach WP-Informationen ist der potenzielle Nachfolger bereits ausgemacht. Aufsichtsrat und Gesellschafter haben sich am späten Mittwochabend für einen Bewerber entschieden, der aktuell noch als Manager eines anderen Basketball-Zweitligisten fungiert. Phoenix hofft den Nachfolger zeitnah präsentieren zu können. „Was viele Bewerber gelockt hat, war die Aussicht auf Perspektive 2025“, verrät Röspel: „Das Interesse an der Geschäftsführerstelle ist groß gewesen. Das zeigt, dass Phoenix Hagen doch eine gewisse Wertschätzung erfährt – und eine Strahlkraft besitzt.“

Nachfolger: Vier Punkte sind wichtig

Vier Punkte seien ihm bei der Auswahl des neuen Chefs wichtig gewesen: „Finanzwesen, Marketing und Sponsoring sowie die Basketballaffinität.“ Und was sagt Seidel, der der das Amt fünf Jahre lang bekleidete? „Der Stuhl bietet nicht viel Raum für Experimente. Es muss jemand übernehmen, der in dem Berufsfeld gestanden ist.“

Und was nimmt Patrick Seidel aus den vergangenen Jahren mit? „Ich gehe mit dem Gefühl, dass das ein Stück weit mein Klub ist. Da ist viel Energie drin, mit den bekannten Themen: Matthias Grothe, Insolvenz, Corona.“ Er gehe mit einem weinenden Auge, besonders mit Blick auf die Pläne für 2025. Aber auch ein lachendes Auge sei dabei, „denn ich habe meinen Teil dazu beigetragen, dass es den Verein überhaupt noch gibt. Das hinterlässt ein gutes Gefühl bei mir.“