Hagen. Auf seinem linken Arm dreht sich alles um Basketball: Marcel Keßen, Spieler von Phoenix Hagen, erzählt die Geschichten hinter seinen Tattoos.

„Er war wie ein zweiter Papa für mich. Gerade, als ich so 14 Jahre alt war, haben wir sehr viel Zeit miteinander verbracht. Er war eine krasse Bezugsperson.“ Wenn Marcel Keßen über seinen Trainer Matthias Grothe spricht, huscht immer wieder ein Lächeln über sein Gesicht.

Am 31. Oktober 2017 verstarb die Hagener Basketball-Legende. Aber auf dem linken Arm von Phoenix-Spieler Keßen wird die Erinnerung an ihn weiter lebendig bleiben. In einer neuen Folge unserer Serie „Unter meiner Haut“ erzählt der 24-Jährige, wie emotional Matthias’ Mutter reagierte und weshalb schon in der Musik-AG der Grundschule die Grundlage für seine Tattoos gelegt wurde.

Basketball spiel im Leben von Marcel Keßen eine große Rolle. Diesen wichtigen Teil will er auch unter seiner Haut tragen.
Basketball spiel im Leben von Marcel Keßen eine große Rolle. Diesen wichtigen Teil will er auch unter seiner Haut tragen. © Michael Kleinrensing

Die Motive

Sein erstes Tattoo ließ sich Keßen in seiner Lieblingsstadt Tel Aviv stechen. Der hebräische Schriftzug auf seiner Schulter bedeutet „Nonstop City“, der Spitzname der Metropole. Alle anderen Motive auf dem linken Arm des Profi-Basketballers sind seinem größten Hobby gewidmet. „Live the dream“ ist auf dem hinteren Oberarm zu lesen, darüber halten zwei betende Hände einen Basketball. Vom Ober- bis zum Unterarm schwingt ein Adler seine Flügel.

An ihn heran reicht eine Treppe, an dessen ersten Stufen ein kleiner Basketballer mit der Rückennummer 15 steht. Auf der Außenseite des Unterarms prangt der Spruch: „I always wanted to be a basketballplayer. Nothing more, nothing less.“ Aufgefüllt ist alles mit Wolken. Doch was bedeutet das alles?

Die Bedeutung

„Eigentlich kann man den ganzen Arm auf Matthias Grothe beziehen“, erklärt Keßen und ergänzt: „Ich wollte schon immer Basketballer werden, seitdem ich ein Kind bin. Hatte immer den Traum, ich will den Traum leben, deshalb: Live the dream.“

Unter diesem Lebenstraum breitet der Adler seine Flügel aus. Das stolze Tier symbolisiert den verstorbenen Grothe, der seinen wachsamen Blick auf die Treppe wirft, an deren Ende sich Keßen als kleiner Junge selbst sieht – auf dem Weg zu seinem großen Vorbild und Mentor. Auf den ersten beiden Stufen prangen zudem die Geburtsdaten von Keßens Eltern in römischen Ziffern. „Ich bin quasi auf dem Weg nach oben, meinem Traum entgegen und in Richtung Matthias’“, erklärt der Basketballer.

Auf der anderen Seite des Unterarms ist ein weiteres Idol verewigt. „Schon als kleines Kind habe ich mit meinem Vater Videos von Dirk Nowitzki geschaut. Als er in die NBA gekommen ist, hat er gesagt: I always wanted to be a basketballplayer. Nothing more, nothing less (Ich wollte immer ein Basketballer sein. Nicht mehr und nicht weniger).“ Ein Motto, welches auch zu Keßen passt, wie eine Szene aus der Musik-AG in der Grundschule zeigte: Als sich bei einer Aufführung alle Kinder vorstellen sollten, verstand der kleine Marcel das etwas falsch und sagte: „Hallo, ich bin der Marcel. Und ich weiß gar nicht, wieso ich hier bin, ich will viel lieber Basketball spielen.“ Und ein großer Zufall: Als das Tattoo gestochen wurde, gab Nowitzki abends sein letztes Spiel in der NBA. „Nicht extra und nicht geplant“, betont Keßen mit einem Grinsen.

Die Stellen

Doch wieso nur der linke, nicht der rechte Arm? „Ich hatte schon immer den Arm im Kopf und fand das früher schon cool. Als Rechtshänder habe ich immer gesagt: Den rechten Arm lasse ich in Ruhe.“ Dass man seine Tattoos vor allem während des Basketballspiels sieht, ist von Keßen gewollt: „Klar sieht man es, aber ich finde es sieht auch nicht schlecht aus. Von daher finde ich es gut, dass man es sieht.“ Ein absolutes No-Go für ihn wären die Hände. „Eigentlich kommt nur noch der Rücken für mich in Frage. Alles andere ist nicht so mein Fall.“

Die Reaktionen

Während sein Vater direkt begeistert von der Körperkunst war, brauchte Marcel Keßens Mutter etwas länger, um mit den Tattoos warm zu werden. „Sie hat sich dann langsam damit angefreundet, aber meinte auch, dass ich mir nicht den ganzen Arm voll machen soll“, sagt der Phoenix-Spieler grinsend. Doch besonders die Geburtsdaten seiner Eltern hätten diese berührt.

Ein kleiner Junge auf dem Weg nach oben: Die Trikotnummer 15 trug Marcel Keßen früher.
Ein kleiner Junge auf dem Weg nach oben: Die Trikotnummer 15 trug Marcel Keßen früher. © Michael Kleinrensing

Ebenso die Mutter von Matthias Grothe: „Seine Mama Ute streichelt immer den Adler, wenn wir uns sehen.“ Generell hat Keßen noch immer viel Kontakt zu Matthias Familie. Dem elfjährigen Sohn Phillip möchte er ein gutes Vorbild und ein großer Bruder sein. „Er ist jetzt schon ein überragender Basketballer. Unser Traum ist es, in ein paar Jahren zusammen zu spielen.“

Nächste Idee

Und stehen schon die nächsten Termine im Tattoostudio an? „Ich möchte auf jeden Fall weiter machen. Irgendwann ist es auch wie eine kleine Sucht, dass man immer mehr möchte“, gesteht Keßen. Aber etwas Unüberlegtes kommt ihm nicht auf die Haut: „Ich will nicht einfach irgendetwas. Gerade fehlt mir noch die Inspiration, deshalb warte ich noch.“

Das fehlende Stück am Ellbogen wird noch mit Farbe aufgefüllt, aber das nächste große Projekt muss warten, wie der 24-Jährige betont: „Wenn wieder mal etwas passiert, sei es positiv oder negativ, wird es vielleicht wieder unter meiner Haut verewigt. Ich bereue auf jeden Fall keines der Tattoos bisher.“