Hagen. Die Tattoos von Julian Renninger haben alle eine Bedeutung und sie helfen dem Handballer beim Small Talk. Wieso erzählt er in unserer neune Serie

Jedes Bild erzählt eine Geschichte – ganz besonders, wenn es unter die Haut geht. In unserer Serie „Unter der Haut. Mein Tattoo und seine Geschichte“ stellen uns Hagener Sportler ihre Tätowierungen vor, erklären ihre Bedeutungen und sprechen über die Reaktionen ihres Umfelds.

Den Beginn macht Julian Renninger (29), Handballprofi beim Zweitligisten VfL Eintracht Hagen, der erklärt, wieso seine Tätowierungen ein super Small-Talk-Thema sind.

Die Motive

Wenn Julian Renninger von seinen Tattoos erzählen soll, spricht er von seinem „Familienarm“. Drei kleine Tattoos zieren den linken Arm des Kreisläufers bisher: Eine Karte mit dem Herz-König, die Sternzeichen seiner Eltern, Wassermann und Schütze und ein Schnäuzer. Allesamt erinnern sie den 29-Jährigen an die enge Bindung zu seiner Familie: „Ich wollte mir schon die ganze Zeit etwas stechen lassen, aber etwas, das nicht vergänglich ist.“

Besonders bei den ersten Bildern sollte eine Geschichte dahinterstecken. Und so nutzte der Handballprofi die Zwangspause während seines Kreuzbandrisses, um sich unter die Nadel zu legen.

Julian Renninger, Handballer beim VfL Eintracht Hagen, zeigt seine Tattoos
Julian Renninger, Handballer beim VfL Eintracht Hagen, zeigt seine Tattoos © WP | Sebastian Lahmer

Die Bedeutung

„Mit meinem Opa Karl hatte ich immer viel Kontakt“, erinnert sich Renninger mit einem Lächeln auf den Lippen an seinen Großvater zurück, der 2018, kurz vor der Kreuzband-Operation des Kreisläufers, verstarb. Vergessen würde er seinen Opa sowieso nicht, aber Renninger wollte auch eine Erinnerung, die unter die Haut geht – und überlegte, was die beiden besonders verband: „Wir haben häufig Karten gespielt und da kam mir der Herz-König in den Sinn“, erklärt er die Spielkarte auf seinem Arm. Zudem passt das K des Königs zum Vornamen: Kurt. Der linke Arm wurde es, weil dieser näher am Herzen liegt. Dort, wo die Familie den größten Platz einnimmt.

Als zweites kamen die Sternzeichen seiner Eltern hinzu, „wenn nicht sie, wer sonst. Zu beiden habe ich ein sehr gutes Verhältnis“, freut sich Renninger. Als letztes kam der Schnauzbart für den anderen Großvater hinzu. „Seit ich ihn kannte, hatte er einen Schnäuzer.“ Und auch der prangt nun auf dem Oberarm. „Wir waren auch zusammen angeln, aber einen Fisch wollte ich nicht auf dem Arm haben“, war der Eintracht-Handballer nicht offen für alle Motive.

Die Stelle

Doch wieso ausgerechnet der Oberarm? Ist dieser bei einem Handballer besonders präsent? „Ich bin sehr viel durchgegangen, aber irgendwie wollte ich, dass man es sieht, wenn ich beispielsweise ein T-Shirt anhabe, es aber auch verstecken kann. Irgendwie noch ein klassischer Gedanke“, gibt Renninger zu. Und wenn er seine Arbeitskleidung – das Handballtrikot des VfL Eintracht Hagen – trägt, kommen die Tattoos immer wieder zum Vorschein. Verstecken will er sie nicht, im Gegenteil: „Man macht es für sich, aber vielleicht auch so, dass es andere Leute mal sehen. Man ist ja auch stolz darauf.“

Die Inspiration

Inspiration bezieht Renninger für seine Ideen beispielsweise bei Urlauben, wenn er sich anschaut, welche Kunstwerke andere Menschen auf der Haut tragen. Ein spezielles Vorbild hat er indes nicht: „Ich sage bei keinem Sportler, dass ich den an sich komplett gut tätowiert finde, sondern mir gefallen einzelne Elemente.“

Wobei das nicht immer heißen muss, dass er es sich selbst stechen lassen würde: „Memphis Depay (niederländischer Fußballer, der aktuell beim FC Barcelona spielt, d. Red.) hat auf dem kompletten Rücken einen Löwen. Das wäre nichts für mich, aber ich finde halt, dass es gut aussieht.“

Auch Superstar Zlatan Ibrahimovic inspirierte Renninger. Der schwedische Fußballprofi hat chinesische Schriftzeichen und einen roten Koi tätowiert. „So kam ich darauf, dass ich die Karte in Rot stechen lassen kann“, verrät Renninger.

Das Problem

Das Problem bei einem Leistungssportler: Den richtigen Zeitpunkt finden, um ins Tattoo­studio zu fahren. „Wenn wir im Sommer mal frei haben, will ich auch im Meer schwimmen gehen und in die Sonne“, musste Renninger den richtigen Moment abwarten. Denn in der Saison muss er als Kreisläufer viel einstecken, die Angst, dass ein Mitspieler das frisch gestochene Werk wieder aufreißt, war zu groß. Eine seiner schlimmsten Zeiten seiner Karriere brachte ihm schließlich die Möglichkeit: Alle Tattoos sind während seiner beiden Kreuzbandrisse entstanden.

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Die Reaktionen

Die häufigsten Reaktionen, besonders auf die Spielkarte: „Ist das ein Stempel vom Feiern?“ Die Ecken und Kanten sehen etwas abgewetzt aus, aber genau so wollte es Renninger haben: „Es sollte aussehen wie eine alte, abgegriffene Karte. Und auch, dass es leicht schräg ist, ist gewollt.“

Der 29-Jährige wird gerne auf seine Tattoos angesprochen und erzählt die Geschichte dahinter. Und für den Small Talk hat der Handballer nun jederzeit ein gutes Thema. „Man kommt auf jeden Fall gut ins Gespräch“, grinst er. Während seine Mutter begeistert war und ihn ins Studio begleiten wollte, hat sein Vater, „erst einmal keine Freudensprünge gemacht“, sich aber dann schnell damit abgefunden.

Die nächsten Ideen

Und es sollen noch mehr Motive hinzukommen: „Meine Oma fehlt noch, für sie hätte ich gerne einen Elefanten“, ist Renninger aktuell noch in den Planungen. Vom Stil her möchte der Handballer aber bei einfachen Motiven bleiben, die dennoch nicht kindlich wirken.

Für seine andere Großmutter soll ebenfalls noch ein Motiv folgen, noch bietet der Arm genügend Platz. „Es ist der Familienarm und soll es auch bleiben. Wenn irgendwann Kinder oder eventuell mal die Frau mit draufkommen, findet man da auch noch Platz.“

Seine Verletzungen hingegen sollen keine Rolle spielen: „Es hat mich zwar sehr geprägt und ich hatte mal angedacht, es auch irgendwie mit einzuarbeiten. Aber andersrum ist es auch ein Teil meines Lebens, auf den ich nicht gerne zurückblicke.“ Für künftige Motive gilt aber besonders ein Motto beim Handballer: „Ich möchte individuell bleiben!“