Hohenlimburg/Düsseldorf. Die Tattoos der Hohenlimburger Handballerin Anna-Lena Schneider zeigen die Liebe zu ihrer Familie – und Verletzungsschmerz. Das steckt dahinter:

Die HohenlimburgerinAnna-Lena Schneider (25) hat schon viel mitgemacht. Die Handballerin riss sich im Alter von 15 Jahren zum ersten Mal das Kreuzband, 2017 folgte ein Innenbandriss, bevor das rechte Kreuzband zum zweiten Mal nachgab. Nach einem Jahr Aufbautraining kehrte sie für ein Jahr in den in den Spielbetrieb zurück, bevor das Kreuzband ein drittes Mal riss.

„Du hast in dem Moment alles im Kopf, du weißt genau, wie es weiterläuft, was auf dich zukommt“, erinnert sie sich ungern an diese Zeit zurück. Verarbeitet hat das Ganze auch mit einer Tätowierung auf ihrem rechten Arm. Was sonst noch ihren Körper ziert, erzählt sie in unserer neuen Folge von „Unter meiner Haut“.

Der Arm wird immer voller: Anna-Lena Schneider hat ihre Leidenschaft für Tattoos entdeckt.
Der Arm wird immer voller: Anna-Lena Schneider hat ihre Leidenschaft für Tattoos entdeckt. © Privat

Das Motiv

Nach den Problemen mit dem rechten Kreuzband stand für die Hohenlimburgerin schnell fest, dass sie die Rückschläge mit einem Tattoo verarbeiten möchte, „aber mit 15 waren meine Eltern noch dagegen“, erinnert sie sich schmunzelnd zurück. Und tatsächlich ist der Schriftzug „stay strong“ (bleibe stark) auf dem rechten Unterarm erst als letztes hinzu gekommen. Den Anfang machten Mitte 2020 die Umrisse eines Familienfotos auf der Schulter, ein Wal am Knöchel, ein Strauß Blumen am hinteren Oberarm, das Geburtsjahr ihres kleinen Bruders in der Armbeuge und ineinander verschränkte Hände auf der Schulter, bevor im Mai dieses Jahres der Spruch hinzukam.

Die Bedeutung

Ich liebe meine Familie einfach.“ Wenn Anna-Lena Schneider über ihre Liebsten spricht, huscht immer wieder ein Lächeln über ihr Gesicht. Auf ihrer Schulter ist deshalb ein Bild vom Familienurlaub auf Ibiza von 2002 verewigt. Das Bild steckt bis heute in ihrem Portemonnaie „und dann dachte ich mir, dass es ja ganz schön wäre, das auch immer auf der Haut dabei zu haben.“

Überhaupt haben die meisten Bilder einen Bezug zur Familie der 25-Jährigen. Die acht Blumen an ihrem Oberarm stehen für die Geburtsmonate ihrer Liebsten: Von ihren Eltern, über ihren Bruder, die Großeltern, Cousins und dessen Familien bis zur Tante sind alle mit dabei. „Und die Kinder freuen sich immer und suchen ‘ihre’ Blume“, erzählt die Handballerin. Mit ihrer Leidenschaft steckte sie auch ihren Bruder an, die beiden ließen sich ein Geschwister-Tattoo stechen, jeweils das Geburtsjahr des anderen. Der Wal steht für eine enge Freundin, die Hände für den Zusammenhalt, den die Familie bietet. Und der Spruch schließlich für die schwere Zeit nach den Kreuzbandrissen. „Das ist ein Tattoo rein für mich, um mich daran zu erinnern, dass ich durchhalten muss“, sagt sie.

Die Stelle

Als Stelle wählte Anna-Lena Schneider bewusst ihren linken Arm und die Schulter: „Nah am Herzen, da wo die Familie auch ihren Platz hat.“ Und so fand der Spruch auf dem rechten Arm Platz, „weil die Kreuzbandrisse ja auch rechts waren.“

2001 wurde der Bruder von Anna-Lena Schneider geboren.
2001 wurde der Bruder von Anna-Lena Schneider geboren. © Privat

Die Inspiration

Bei einem guten Freund sah die Sportlerin, die sowohl in der Jugend als auch bei den Damen für die HSG Hohenlimburg auflief, dessen Tattoos und wurde so auf einen Künstler aus Spanien aufmerksam, der immer wieder in Deutschland Termine vergibt. „Ich habe so lange gezögert, dass meine Freunde einfach für mich den Termin ausgemacht haben – und ich habe es bisher überhaupt nicht bereut.“

Die Reaktionen

„Meine Mutter hasst Tattoos – wirklich!“, sagt Anna-Lena Schneier mit einem Grinsen im Gesicht. Doch auch ihre Mutter konnte sich irgendwann mit der Körperkunst ihrer Tochter anfreunden: „Sie findet alles schön, solange keine Farbe dabei ist. Ich habe meinen Eltern vor dem ersten Tattoos nichts gesagt, sondern es es einfach gemacht“, erinnert sich die Hohenlimburgerin an die geschockten Gesichter. Ansonsten waren die Reaktionen durchweg positiv, vor allem, wenn dann noch die Erklärungen folgen: „Fast alle Tattoos sind ja für die Familie, das finden viele schön.“

Das Problem

Über ein Tattoo redet die 25-Jährige hingegen gar nicht gerne: ihren „stay strong“-Schriftzug. „Ich denke nicht gerne die Zeit. Bei den anderen Tattoos erkläre ich gerne die Bedeutung dahinter, aber das ist mehr für mich allein.“

Die nächsten Ideen

Geht es nach Anna-Lena Schneider, kommen noch weitere Erinnerungen an die Familie auf die Haut, etwa für die verstorbenen Großeltern. Ein Foto, welches die Eheleute tanzend zeigt, hängt in der Düsseldorfer Wohnung der 25-Jährigen: „Das ist mein absolutes Lieblingsbild.“ Doch wo es auf ihrem Körper verewigt werden soll, weiß sie noch nicht, wichtig ist ihr aber vor allem eins: „Es muss eine Bedeutung haben und gut überlegt sein.“