Herdecke/Gevelsberg. Zuletzt spielte Matthias Spöttle für HSG Herdecke/Ende III in der 1. Kreisklasse. Wie der 36-Jährige nun in der Bezirksliga für Aufsehen sorgt:

Ein Wechsel aus der 1. Handball-Kreisklasse in die Bezirksliga – und dort dann direkt einer der Hauptakteure. Und das nicht als aufstrebender Spieler, sondern im eher gesetzten Handball-Alter von 36 mit reichlich Erfahrung in höheren Spielklassen. Bei Matthias Spöttle ist das so, er hat noch mal eine Herausforderung gesucht. Vor Saisonbeginn wechselte der Familienvater von der dritten Mannschaft der HSG Herdecke-Ende zwei Ligen höher, in die Bezirksliga zu CVJM Gevelsberg, dem Ligarivalen der HSG Wetter/Grundschöttel. Und sorgt dort bereits für Aufsehen.

Auch interessant

Vor einigen Jahren traf Spöttle – damals noch im Herdecker Trikot in der Kreisliga – auf seinen jetzigen Verein aus Gevelsberg. Dort überzeugte der Rückraumspieler auch den Gegner, der daraufhin den Kontakt suchte. „Ich habe damals in beiden Spielen relativ viele Tore geworfen. Daraufhin wurde ich dann aus Gevelsberg angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, höher zu spielen“, erklärt Spöttle. Nachdem nach monatelanger Pause die Hallen nun wieder geöffnet wurden, entschloss sich der 36-jährige, das CVJM-Angebot vor der aktuellen Saison anzunehmen. „Ich habe dann zwei-, dreimal mittrainiert und wurde sehr nett aufgenommen“, sagt Spöttle, der unter dem Ex-Herdecker Marcel Heyde eine sehr solide Rolle spielt und vor allem im letzten Saisonspiel gegen Eintracht Hagen mit acht Treffern maßgeblich zum 27:27-Punktgewinn des noch ungeschlagenen Teams beigetragen hat.

Auch interessant

Nur ein Training pro Woche

Der Wechsel an die Ennepe hat einfach gepasst. Ein Vorteil sei, dass CVJM Gevelsberg nur einmal die Woche trainiert, denn als zweifacher Familienvater seien mehr Trainingseinheiten nicht mit Job und Familie zu vereinbaren, so Spöttle: „In Gevelsberg ist es jetzt genau so wie ich es mir vorstelle. Sportlich deutlich ambitionierter, aber vom Drumherum sehr familiär und locker.“ Zu seiner alten Kreisklasse-Mannschaft aus Herdecke pflegt Spöttle aber noch guten Kontakt, manchmal leitet er vertretungsweise das Training oder sitzt bei Meisterschaftsspielen als Trainer auf der Bank.

Auch interessant

In Gevelsberg läuft es bis jetzt sehr erfolgreich, aber nicht unbedingt nach Plan: „Wenn wir Pech haben, dann steigen wir am Ende sogar noch in die Landesliga auf“, scherzt Spöttle. Das intern ausgegebene Ziel in Gevelsberg war der Klassenerhalt – nun steht die Mannschaft jedoch nach drei Tagen ungeschlagen auf Platz eins der Tabelle. Für Spöttle kommt das nicht überraschend: „Es ist eine sehr ausgeglichene Liga. Ich habe bisher keine Mannschaft gesehen, die nicht schlagbar wäre. So wie die ersten drei Spieltage gelaufen sind, werden wir wohl eher oben mitspielen.“

Bei CVJM Gevelsberg gehört Matthias Spöttle (rechts) zu den tragenden Kräften.
Bei CVJM Gevelsberg gehört Matthias Spöttle (rechts) zu den tragenden Kräften. © Jens Pommerenke | Jens Pommerenke / AirPictures.de

Wie auch vorher für Herdecke besitzt Spöttle für Gevelsberg lediglich ein Zweitspielrecht. Sein Heimatverein, für den er das Erstspielrecht innehat, ist damals wie heute die SG Seehausen in Sachen-Anhalt. Aus beruflichen Gründen ist er 2010 zusammen mit seiner Frau aus dem Osten Deutschlands nach Dortmund gekommen. Nach der Geburt der Tochter 2016 orientierte sich die Familie nach Herdecke. Inzwischen zu viert wohnen die Spöttles im eigenen Haus in Wetter. Handball spielt in der Familie eine große Rolle. Auch die Mama ist Handballerin: „Unsere beiden Kinder spielen auch schon in Herdecke“, erklärt Vater Matthias.

Acht Wochen Pause

In der Handball-Bezirksliga Süd tritt CVJM Gevelsberg - nach einer achtwöchigen Pause (!) erst am 13. November wieder an, im Spitzenspiel beim punktgleichen TV Brechten II in Dortmund.

Ligarivale HSG Wetter/Grundschöttel tritt bereits am Samstag in Brechten an (17.30 Uhr).

Oberliga in Sachsen-Anhalt

Im Osten hat der Wahl-Wetteraner bereits deutlich höher gespielt. Mit der SG Seehausen hatte Spöttle es vor gut zehn Jahren bis in die Oberliga geschafft. Dort, in seiner Heimatstadt, hat er das Handballspielen begonnen, dort wohnen seine Schulfreunde, und für vier bis fünf Spiele in der Saison streift er sich auch heute noch das Trikot seines Heimatvereins in der Verbandsliga über. Vergleichbar mit den Ligen im Westen sei das Niveau jedoch nicht unbedingt: „Es gibt dort einfach weniger Mannschaften.“ In der Oberliga sei das noch anders gewesen: „Dort haben wir zum Beispiel gegen ehemalige Profis des SC Magdeburg gespielt.“ Zu den Auswärtsspielen fuhren er und sein Team häufig länger als drei Stunden. „Wir spielten damals in ganz Sachsen-Anhalt“, sagt der Neu-Gevelsberger. In der Bezirksliga Ruhr sind die Fahrten deutlich kürzer.