Herdecke. Souveräner Sieg im Spitzenspiel und Abschied der Legenden: Es war ein emotionaler Abend am Bleichsten bei der HSG Herdecke/Ende:

Das war mal ein Statement: Mit einem nie gefährdeten Start-Ziel-Sieg fegte Handball-Landesligist HSG Herdecke/Ende den Tabellenführer SG Attendorn Ennest aus der Halle, am Ende stand ein 29:21 (16:10)-Erfolg. Und die Herdecker sind die einzige noch ungeschlagene Mannschaft, belegen mit einem Spiel weniger den dritten Platz. „Man kann da sicher schon was draus lesen. Aber bis alle Mannschaften in der Saison angekommen sind, wird es noch dauern. Wichtig ist, dass wir uns von Spiel zu Spiel gesteigert haben“, backt HSG-Trainer Henning Becker trotzdem noch kleine Brötchen. Vorgänger Karl-Heinz Paukstadt wurde an einem emotionalen Abend am Bleichstein verabschiedet.

Eigentlich hatten die Attendorner mit der HSG noch eine Rechnung offen. Vor zwei Jahren besiegten die Herdecker die Handballer aus dem Sauerland im entscheidenden Relegationsspiel um den Landesliga-Aufstieg. Damals überragte Timm Höntsch mit neun Treffern, diesmal stand der Rückraumspieler wieder auf der Platte. Obwohl Höntsch nach dem Aufstieg die Schuhe an den Nagel gehängt hatte. Doch wegen einiger Herdecker Verletzungssorgen mischte der Routinier nun plötzlich mit. „Wegen der Verletzten erklärte sich Timm bereit, für ein Kurz-Comeback auszuhelfen“, sagte Becker, die Betonung läge dabei aber auf „Kurz-Comeback“: „Das hat ihm bestimmt auch Spaß gemacht. Ich hoffe, dass wenn mal Not am Mann ist, ich vielleicht noch mal auf in zurückgreifen kann.“ Auch wenn Höntsch nur wenige Minuten auf dem Feld stand, war der psychologische Vorteil auf Seiten der HSG.

Die HSG Herdecke/Ende um Trainer Henning Becker (rechts) bedankt sich bei den Fans nach dem 29:21-Sieg gegen die SG Attendorn Ennest
Die HSG Herdecke/Ende um Trainer Henning Becker (rechts) bedankt sich bei den Fans nach dem 29:21-Sieg gegen die SG Attendorn Ennest © Lutz Nickel

Torhüter Fritzsche überragt

Es wurde direkt zu Beginn deutlich, dass für Attendorn nichts zu holen ist, man verzweifelte an einer starken Abwehr der Herdecker und einem überragenden Torhüter Marco Fritzsche. Gerade zu Beginn wurden viele Tore durch starke Paraden und daraus resultierenden Tempogegenstöße erzielt, nach 17 Minuten stand es bereits 10:5 für die Hausherren. Dabei stand das Spiel nicht unbedingt unter einem guten Stern: André Jung fehlte verletzungsbedingt, darüber hinaus musste Becker auf Niklas Jung und Philip Sokat verzichten, auch Torhüter Fritzsche ging angeschlagen in die Partie. Im Spiel war davon aber nichts zu sehen. „Auf Grund seiner höherklassigen Erfahrung, kann er Situationen anders wahrnehmen und erkennt vieles früher. Aber auch Florian Koch blüht auf“, lobte Becker seine Torleute.

Applaus für Paukstadt und Formella

So setzen sich die Ruhrstädter um den im Rückraum starken Quentin Münch zu Beginn der zweiten Halbzeit auf acht Tore ab - und siegten ungefährdet. „Unser Matchplan, das Spiel aus einer stabilen 6:0-Deckung zu machen, ist voll aufgegangen“, war Becker zufrieden: „Nur 21 Tore zuzulassen, ist eine sehr starke Leistung.“ Schon zur Mitte der zweiten Hälfte konnte er durchwechseln, um auch anderen Spielern Spielpraxis zu geben. „Mattis Hofmann wird nach seinem Kreuzbandriss immer sicherer“, lobte der Coach: „Max Wettlaufer präsentierte sich ebenfalls ordentlich.“

Viel Applaus gab es von den rund 150 Zuschauer nicht nur für das aktuelle Team, sondern auch für drei Persönlichkeiten, die den Verein verlassen haben. Neben Mattis Kloppenburg, der nun beim OSC Dortmund spielt, galt dies vor allem für zwei prägende Gesichter des Herdecker Handballs, die ihre Karrieren beendet haben. „Eine Legende“, nannte der 2. HSG-Vorsitzende Werner Kreft den langjährigen Spieler und Trainer Karl-Heinz „Kalla“ Paukstadt, der sich unter tosendem Applaus von seiner Bleichsteinhalle verabschiedete.

Danach wurde es noch einmal laut. Auch Dominik Formella beendete seine Karriere dort, wo alles begann - in Herdecke. Als Profi-Torhüter wechselte er vor einigen Jahren zurück in seine Heimatstadt in die Kreisliga und war maßgeblich an den Erfolgen der vergangenen Jahre beteiligt. Kreft: „Ich bin mir sicher, später wird man sowohl zu Kalla Paukstadt als auch zu Dominik Formella ,Legenden des Herdecker Handballs’ sagen.“

Statistik

HSG Herdecke/Ende: Fritzsche, Koch; Dannemann (2), Rasche (4), Wettlaufer (2), Maximilian Rust (3), Niklas Rust (4), Drescher, Neuhoff (7/3), Mische, Hofmann (4), Münch (3), Höntsch.

Beste Schützen SG Atttendorn/Ennest: Lars Mueller (6), Jan Heimes (4).

Zeitstrafen: 12:2 Minuten.

Siebenmeter: 5:3.