Herdecke/Tokio. Warum ein kleines bisschen Glanz des Olympia-Golds von Alexander Zverev auch auf Herdecke fällt:

Ruderer Johannes Weißenfeld brachte die Silbermedaille aus Tokio mit, ein anderer Herdecker kehrt sogar mit Olympia-Gold zurück. Nicht als Sportler, aber als Bundestrainer: Michael Kohlmann, Davis-Cup-Teamchef und seit letzten Herbst „Head of Men’s Tennis“ des Deutschen Tennis-Bundes, betreute in Tokio Alexander Zverev, der am Sonntag als zweiter Deutscher nach Sport-Legende Steffi Graf bei den Olympischen Spielen den Einzeltitel gewonnen hat. Für den in Herdecke aufgewachsenen Kohlmann war es die erste Olympia-Teilnahme.

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Als Tennis-Profi hat es Michael Kohlmann bis ins Daviscup-Team gebracht, in der Weltrangliste bis auf Platz 27 im Doppel. Olympia-Luft konnte der Herdecker in seiner aktive Karriere aber nie schnuppern, das holte er jetzt als Trainer nach. „Für mich sind es die allerersten Olympischen Spiele. Es ist ein absolutes Highlight, als Teil des Team Deutschland dabei zu sein“, freute sich Kohlmann vor der Abreise nach Tokio, wo er wichtigster Ansprechpartner für die Spieler des Deutschen Tennis-Bunds (DTB) war - und sie vor Ort betreute, Intensiv begleitet auch aus der alten Heimat, sein Jugendverein Herdecker TC Grün-Weiß („In seinen jungen Jahren hat er auf unserer Anlage die gelbe Filzkugel übers Netz gejagt“) schickte direkt beste Grüße.

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Nach Sieg aufgesprungen

Bei hohen Temperaturen beobachtet Michael Kohlmann die Tennisspiele in Tokio auf der Tribüne geschützt.
Bei hohen Temperaturen beobachtet Michael Kohlmann die Tennisspiele in Tokio auf der Tribüne geschützt. © dpa | Marijan Murat

Und fieberte nun mit, als in Kohlmanns Verantwortungsbereich - nach dem Rücktritt von Boris Becker hat der bisherige Davis-Cup-Teamchef im letzten Herbst auch das Amt des „Head of Men´s Tennis“ übernommen - der größte Olympia-Erfolg im deutschen Herren-Tennis gelang. Als Alexander Zverev durch seinen 6:3, 6:1-Finalsieg gegen den Russen Karen Chatschanow im Ariake Tennis Park von Tokio erster deutsche Tennis-Olympiasieger im Herren-Einzel wurde, bangte Coach Kohlmann auf der Tribüne mit. Und sprang nach dem Matchball auf und riss die Arme hoch. In Herdecke wurde seine Begeisterung geteilt. „Klar haben wir die Tennisspiele verfolgt. Und wir haben uns sehr für das Team gefreut“, sagte Mutter Ulla Kohlmann, man sei natürlich auch ein bisschen stolz auf den schon seit vielen Jahren in München wohnenden Sohn. Was auch für den Herdecker TC, bei dem der Davis-Cup-Teamchef mit dem Tennis begann, gilt. Auch wenn Klubchef Jürgen Esken, der mit Rainer Kohlmann 1976 zu den Gründungsvätern des Vereins gehörte, einräumte: „Große Berührungspunkte zu Michael haben wir aktuell ja nicht mehr.“

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Schon am Montag zurück nach Hause

Im fernen Tokio ließ Michael Kohlmann mit Zverev und Sportdirektor Klaus Eberhard beim Team-Essen in der Mensa des Olympischen Dorfs dessen großen Erfolg Revue passieren. „Damit hat er mit Sicherheit Geschichte geschrieben“, würdigte der 47-Jährige: „Es war von Anfang bis Ende ein perfektes Match. Besser kann man es in so einem großen Finale nicht spielen.“ Nach kurzer Nacht ging es schon am Montag vom Flughafen Haneda per Flugzeug zurück nach Frankfurt. „Ich glaube, dass solche Siege ihm bewusst machen, dass er auf der größten Bühne auch die besten Leute schlagen kann und auch sein bestes Tennis spielen kann“, sagte Kohlmann am Flughafen der Deutschen Presse-Agentur. „Der Sieg werde Zverev „einen Riesenpush geben“, ist Kohlmann überzeugt, er werde weitere Titel gewinnen. Er wolle den Tennissport in Deutschland populärer machen, sagte der Olympiasieger. Was dem „Head of Men’s Tennis“ aus Herdecke bei seiner Arbeit nur helfen kann.

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