Hagen. Laufanfängerin Alana Wellershaus nimmt am Silvesterlauf von Werl nach Soest teil. Wir begleiten sie ein halbes Jahr bei den Vorbereitungen.
Für viele ist er das Laufevent zum Abschluss des Jahres. Der Silvesterlauf von Werl nach Soest, der größte seiner Art in Deutschland. Bis zu 10.000 Teilnehmer gehen auf die 15 Kilometer lange Strecke, die über die ehemalige Bundesstraße 1 führt. Topläufer wie Sabrina Mockenhaupt, Amanal Petros oder Hendrik Pfeiffer messen sich dort an der Spitze des Feldes, kämpfen um jede Sekunde. Doch auch der Otto-Normal-Läufer ist beim Silvesterlauf dabei. In sechs Monaten ist es so weit und nach der Absage im vergangenen Jahr hoffen die Veranstalter um Ingo Schaffranka, dass 2021 wieder der Startschuss ertönen kann. In diesem Jahr begleitet die Westfalenpost eine Laufanfängerin bei ihrem Weg zum Silvesterlauf.
Alana Wellershaus (28) erging es wie so vielen Sportlern während des Corona-Lockdowns: Die Fitnessstudios waren geschlossen, das Vereinstraining lag brach. Was in den ersten Wochen und Monaten noch als schöne Freizeit betrachtet wurde, endete im Bewegungsmangel. Und so wurden doch die Laufschuhe geschnürt, die bis dahin eher weniger Beachtung gefunden hatten. „Laufen war bisher eher das notwendige Übel, um das man sich nicht drücken konnte. Aber gerne gemacht habe ich es nie“, gibt sie offen zu.
Dennoch hatte sie seit ihren Schultagen ein Ziel: „Ich wollte einmal bei einem Fünf-Kilometer-Lauf teilnehmen. Einfach, um zu wissen, dass ich das kann.“ Doch bisher wurde es immer aufgeschoben – oder andere Events standen im Vordergrund.
Keine Ausreden
Jetzt soll es keine Ausreden mehr geben. Denn wer öffentlich verkündet, an einem Laufevent teilzunehmen, der setzt sich selbst unter Druck. Eine Tatsache, die auch Alana Wellershaus nach kurzer Zeit schon klar wurde. Doch die Frage, ob sie noch einen Rückzieher machen könne, klang schon eher halbherzig. Zu groß ist der sportliche Ehrgeiz und der Wille, es allen und am meisten sich selbst zu beweisen.
Doch wie ist der Stand der Dinge? Seit sechs Monaten schnürt die 28-Jährige die Laufschuhe. Mal mehr, mal weniger regelmäßig.
Und während zu Beginn die pure Abneigung gegen „das stupide Laufen“ herrschte, wich diese nach einer Zeit einer gewissen Freude.
„Natürlich ist es immer noch anstrengend, aber in der Zeit, in der man nichts anderes machen konnte, außer immer zu laufen, hat sich doch eine Routine eingeschlichen.“
Und ein Fortschritt ist schon erkennbar: Die Runde um den Hengsteysee (6,7 Kilometer) ist inzwischen zum normalen Pensum geworden, die anfänglichen Gehpausen sind einem stetigen Joggen gewichen.
„Es gibt Tage, da will ich nach zwei Kilometern einfach umdrehen“, gibt Alana Wellershaus offen zu und ergänzt: „An anderen Tagen fühlt es sich dann wieder ganz locker an und so, als ginge da noch mehr.“
15 statt fünf Kilometer
Und das muss es auch. Anstelle des vor Jahren anvisierten Fünf-Kilometer-Laufs, stehen nun 15 Kilometer bei dem Kultlauf bevor, „was ja eigentlich auch nur dreimal fünf Kilometer sind“, versucht die Laufeinsteigerin, sich selbst gut zuzureden.
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Respekt vor der Strecke ist schon da, aber auch eine große Neugier: „Ich bin einfach gespannt, wie fit ich bis dahin bin und wie der Lauf wird“, geht sie mit Vorfreude in die Vorbereitung. Zumal aktuell auch das Wetter noch meistens gut mitspielt. Aber auch mit Läufen bei schlechtem Wetter kennt sie sich schon gut aus: „Angefangen habe ich ja ganz klassisch nach Weihnachten, wie wahrscheinlich viele andere auch.“ Das gute Essen über die Feiertage wollte auch wieder abtrainiert werden. „Da war es auch nicht immer das beste Wetter.“ Während damals jedoch noch die ein oder andere Einheit geschwänzt werden konnte, wird es nun ernst für die 28-Jährige Hagenerin.
Dabei sein ist alles
Eine Zeit für den Zieleinlauf möchte sich Alana Wellershaus nicht vornehmen. Getreu nach dem Olympischen Motto: „Dabei sein ist alles“, lautet ihre Devise: „Erstmal muss ich ins Ziel kommen.“
Wir wollen die Läuferin in den kommenden sechs Monaten begleiten. Wird sie das Training durchziehen? Kommen kurz vor dem Start die ersten Zweifel? Und was braucht man eigentlich wirklich an Ausrüstung – und was ist nur Quatsch?
Gemeinsam mit einem Leichtathletiktrainer, einer Lauftechnik-Trainerin und anderen Experten beobachten wir das Training und spiegeln damit vermutlich das Auf und Ab wider, durch das sich wahrscheinlich nicht nur die gebürtige Gevelsbergerin quälen muss, bevor sie am 31. Dezember mit vielen anderen Startern und Starterinnen die Arme hinter der Ziellinie in die Luft reißen kann.