Wetter. Die Corona-Pandemie und ihre Folgen wird die Sportvereine in Wetter noch lange beschäftigen. Warum etliche Klubs davon überzeugt sind:

So bunt wie die Vereinswelt insgesamt, so verschieden sind die Corona-Auswirkungen bei den Sportklubs in Wetter. Mike Dickmann legte nun als Vorsitzender des Stadtverbands für Leibesübungen eine Übersicht vor, wie sich die Pandemie in den heimischen Vereinen auswirkt, bei einigen Vereinen ist es gravierend und hat Folgen.

Von den 32 angeschriebenen Vereinen in Wetter gab es elf Rückmeldungen und Antworten zur Mitgliederentwicklung. Einen deutlichen Rückgang verzeichnen diesbezüglich drei Klubs im Zusammenhang mit Corona. Acht Vereine gaben hohe bis starke Einnahmeverluste an, sieben befürchten weitere finanzielle Auswirkungen in den nächsten Wochen oder Monaten. Die gleiche Anzahl an Vertretern verkündete, während der Pandemie ein Online-Sportangebot entwickelt zu haben.

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Mike Dickmann nannte auch einzelne Beispiele. Ihm zufolge beklagen die Reiter vom LRZV Volmarstein, dass die Summe der Austritte jene der Neuanmeldungen um etwa 30 Prozent übertreffe. Und das Tanzsportzentrum Wetter verließ in den letzten Monaten jeder Vierte. „Im letzten Jahr sind wir glimpflich davon gekommen, in diesem Jahr jedoch ist unseren Mitgliedern offensichtlich der Geduldsfaden gerissen“, teilte das TLZ mit. Die Turngemeinde Harkort (TGH) Wetter meldete einen Mitgliederrückgang von mehr als zehn Prozent. Begründung: „Wir konnten einige Sportarten nicht anbieten.“

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Keine neuen Mitglieder

Mit Online-Kursen - wie hier beim TuS Wengern mit Britta Hagedorn - behelfen sich viele Vereine im Lockdown.
Mit Online-Kursen - wie hier beim TuS Wengern mit Britta Hagedorn - behelfen sich viele Vereine im Lockdown. © Axel Gaiser

Fitnetz Wetter vermeldete, dass während der Pandemie nur eingeschränkt Präventionsangebote stattfanden, „höchstens 20 Prozent der geplanten Kurse zur Sport- und Gesundheitsförderung“. Der TuS Wengern als größter Verein im Stadtgebiet teilte mit: „Der Mitgliederrückgang fällt etwas stärker aus als sonst üblich (etwa zehn Prozent). Die Pandemie wirkt aber auch in diesem Jahr noch deutlich auf die Mitgliederzahlen. Auch in diesem Jahr gab es viele weitere Austritte. Hauptproblem ist jedoch, dass es seit einem Jahr quasi nicht möglich ist, neue Mitglieder zu gewinnen. Somit ist die Pandemie für den Sport ein wesentlicher Faktor.“ Dagegen beklagen Schützenverein Volmarstein, Kanuclub Wetter, SV Wetter und FC Wetter keine Austritte, die man auf Corona zurückführt.

Während bei SuS Volmarstein die Mitgliederzahlen normalen Schwankungen unterliegen, tat sich dort ein anderes Problem auf: Die Pandemie habe die Bindung und Gewinnung von interessierten Ehrenamtlern verkompliziert. „Besonders, weil während der Pandemie der persönliche Kontakt und die persönliche Ansprache doch erschwert sind bzw. waren.“

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Beim TuS Esborn habe sich zwar niemand wegen Corona abgemeldet. „Doch dieser Verein spürt, dass Einnahmen aus der Gastronomie wegbrachen. Auch andere berichten, dass ihnen die sogenannte dritte Halbzeit fehlt und das Auswirkungen auf die Vereinskasse hat“, so der Vorsitzende des Stadtverbands für Leibesübungen.

Rückgang auch bei Sportabzeichen

Mit insgesamt 460 Sportabzeichen in 2020 stehe Wetter im kreisweiten Vergleich gut da und belegt Rang zwei hinter Witten. Allerdings gab es auch in der Harkortstadt einen Rückgang im Vorjahresvergleich. Legten 2019 noch 575 Jugendliche und 129 Erwachsene das Sportabzeichen ab, waren es 2020 dann 373 jüngere Akteure und 87 Volljährige.

An den Schulen in Wetter sank die Zahl der Sportabzeichen teilweise sogar auf Null oder ging deutlich zurück im Vergleich zu den Vorjahren. Landesweit gab es einen Sportabzeichen-Rückgang von 46 und im EN-Kreis von 53 Prozent.

Unterschiedliche finanzielle Folgen

Dickmann listet zudem auf, dass der Reitverein Volmarstein auf Einnahmen durch den Unterricht und Schulbetrieb oder Sponsorengeld verzichten musste. Wegen abgesagter oder reduzierter Veranstaltungen kam weniger Geld in die Kasse der Kanuten in Wetter. „Allerdings konnten unsere Leistungssportler auch nicht an Wettkämpfen teilnehmen, so dass weniger Ausgaben entstanden sind. Der finanzielle Verlust hielt sich dadurch in Grenzen.“

Der SV Wetter konnte dank der guten Bilanzen zuvor im zweiten Quartal 2020 sogar den Mitgliedsbeitrag aussetzen und hofft auf ein baldiges Ausrichten eines Sommerfests. Der Schützenverein in Volmarstein profitierte zwar vom Förderprogramm Sportstätten, musste dann aber angesichts vieler Veranstaltungsabsagen Neuanschaffungen verschieben. Der FC Wetter 10/30 listete wie der TuS Esborn höhere Ausgaben durch Masken, Schnelltests und mehr auf, Fitnetz Wetter muss Rücklagen aktivieren.

„Wenn wir unsere Aktivitäten wieder hochfahren, werden wir sicherlich nicht mehr das gesamte Kursprogramm anbieten können“, erklärt der Vorstand des Tanzsportzentrums. Der TuS Wengern kompensiere wegfallende Einnahmen durch eine Reduzierung der Kosten. Von „hohen finanziellen Einbußen“ berichtete die TGH Wetter, weil Beiträge wegfielen. „Eine große Anzahl der Mitglieder meint, seinen Beitrag nicht zahlen zu brauchen, weil sie ja keinen Sport treiben können“, bedauern Klubvertreter, in der Folge habe man für dieses Jahr „einen sehr veränderten Haushalt“.

Unterstützung und Ausblick

Vorübergehend mussten einige Vereine das Sportangebot komplett einstellen und hatten wenig Resonanz bei mancher Online-Alternative. Erst mit zunehmenden Lockerungen habe sich die Auswirkungen der Corona-Krise abgemildert. Laut Dickmann konnte der Stadtverband für Leibesübungen nur bedingt helfen und habe Informationen zu verschiedenen Corona-Themen ebenso weitergeleitet wie eine vorgezogene Spende der Sparkasse Gevelsberg-Wetter in Höhe von 39.000 Euro. Die Mitgliedsbeiträge 2020/2021 entfallen für die Klubs.

Der Blick voraus fällt manchen schwer. „Die entstandenen finanziellen und personellen Lücken durch die lange Schließung werden uns noch Jahre beschäftigen“, meinen Vertreter des TuS Wengern. Auch beim SuS Volmarstein glaube kaum einer, die Einnahmeverluste demnächst ausgleichen zu können.

Fazit: Während manche auch dank neuer Internet-Angebote die Auswirkungen der Krise etwas abfedern konnten, müssen andere Klubs sich arg strecken. Mike Dickmann: „Viele hoffen, dass die Lage ab Herbst besser wird. Mit Veranstaltungen rechnen die Vereine aber eher ab 2022.“