Hagen. Lockerungen für den Sport in Hagen sind beschlossen, doch zunächst ist der Sport im Freien dran. Fitnessstudio-Betreiber sind darüber verärgert.

„Wir sind extrem wütend und frustriert über die Zustände.“ Es sind deutliche Worte, die Thorsten Kielmann in seinem offenen Brief an Oberbürgermeister Erik O. Schulz wählt. Der Betreiber des Fitnessstudios Injoy Hagen und den Ablegern Come In Hagen und Come In Haspe ist außer sich.

Zwar fallen die Inzidenzzahlen in Deutschland immer weiter und auch in Hagen sind weitere Lockerungen für den Sport vorgesehen, so darf im Freien wieder in Gruppen mit bis zu 25 Personen trainiert werden. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren dürfen, gemeinsam mit zwei Aufsichtspersonen, wieder Kontaktsport betreiben. Für die Fitnessstudio-Branche gibt es jedoch keine neuen Erkenntnisse.

Darüber, dass rund um Hagen die Betriebe langsam wieder aus ihrem Corona-Schlaf erwachen, während „die Stadt Hagen ihre Bürger animiert, ihr Geld in die Nachbarstädte zu bringen und die eigenen Unternehmer am langen Arm verhungern lässt“, echauffiert sich Thorsten Kielmann.

Der Rehasport

Der Rehasport darf indes wieder aufgenommen werden. Das Sozialministerium hat bestätigt, dass der allgemeine Rehasport mit 15 Teilnehmern und der Herzsport mit bis zu 20 Personen (19 Teilnehmer und ein Übungsleiter) unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln stattfinden darf. So wird es auch schon in Hagen praktiziert, beispielsweise im Bechelte Sports & Med seit einer Woche und auch im Injoy sollen ab dem 7. Juni wieder entsprechende Kurse erfolgen. Der Normalbetrieb ist allerdings weiterhin ausgesetzt.

Laut der aktuellen Corona-Schutzverordnung dürfen Fitnessstudios erst wieder geöffnet werden, wenn die 7-Tage-Inzidenz stabil unter dem Wert von 50 liegt. Für die Stufe 2 der Öffnungen heißt es konkret: „Innen ist kontaktfreier Sport (einschließlich Fitnessstudios) ohne Personenbegrenzungen möglich.“ Momentan liegt der Wert bei 85,9 (Stand 1. Juni).

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Die Kritik

In den Nachbarstädten, wie etwa Herdecke, konnten die Fitnessstudios schon ihre Wiedereröffnung feiern. „Wissen Sie, was hier los ist? Wie viele Kunden jeden Tag anrufen und fragen, warum wir nicht öffnen?“, fragt Kielmann, der seine Mitglieder immer wieder vertrösten müsse.

Eine Konkurrenzsituation, die für ihn nicht nachvollziehbar sei: „Der Hagener darf in das zwei Kilometer von uns entfernte Studio zum Training, aber der Kunde, der im bereits geöffneten Nachbarkreis wohnt, darf nicht zu uns zum Training kommen“, macht er seinem Unverständnis Luft. Das schwäche die Hagener Fitnessstudios und damit auch die Stadt Hagen.

Die Forderung

Seine Forderung: Es solle etwas gegen die Ungerechtigkeit getan werden, um den Missstand zu beenden und den Unternehmen dieser Stadt ihren Handlungsfreiraum wiederzugeben, selbst über ihre Geschäfte entscheiden zu können und ihre Kunden bedienen zu können.

Doch solange Hagen weiterhin auf einem der deutschlandweit höchsten Inzidenzwerte stehen bleibt, ist es auch für die heimische Politik nicht möglich, etwas an den bestehenden Einschränkungen zu ändern.

Die Reaktion der Stadt

Das bestätigt auch Clara Treude vom Presseamt der Stadt Hagen. Zwar sei bei allen das Verständnis für die Betriebe und Studios groß, aber es sei momentan kein Spielraum vorhanden: „Wir verstehen in was für einer misslichen Lage sich verschiedenste Unternehmen aktuell befinden. Allerdings können wir uns nicht über die Corona-Schutzverordnung hinwegsetzen.“

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Diese werde vom Land Nordrhein-Westfalen vorgegeben, die Stadt Hagen müsse sich daran halten und habe keinen eigenen Ermessensspielraum. „Wir befinden uns immer wieder im Austausch mit verschiedensten Unternehmen und waren auch schon mit verschiedenen Fitnessstudiobetreibern im Austausch. Aber wir können nur darauf warten, dass die Inzidenz dauerhaft unter 50 fällt. Etwas anders bleibt uns nicht übrig“, macht Treude klar.

Die Vorfreude

Bis es soweit ist, wächst bei den Fitnessstudio-Betreibern aber die Vorfreude. Dass es auch dann noch erst einmal Einschränkungen geben wird, kann die Freude kaum trüben: „Über die Realisierung der Maßnahmen und Regeln braucht ihr euch keine Sorgen oder Gedanken machen. Wir werden sie so in den Studio-Alltag integrieren, dass ihr kaum Einschränkungen haben werdet“, verspricht etwa Bechelte Sports & Med seinen Kunden mit Blick auf die baldige Wiedereröffnung. Das Fitnessstudio macht seinen Mitgliedern Mut: Testen lassen könne man sich direkt im hauseigenen Testzentrum, nach einer Viertelstunde liege das Ergebnis vor. Eine Umstellung, aber vermutlich in der kommenden Zeit die Realität für den Indoorsport.

Die Sporthallen

Die städtischen Sporthallen bleiben für den Schul- und Vereinssport zunächst geschlossen. Schwimmkurse für Anfänger und Kleinkinder können laut Coronaschutzverordnung des Landes NRW in Hallenbädern maximal mit zehn und in Freibädern mit maximal 25 Kindern stattfinden.