Hagen. Judo-Klub-Hagen trainiert seinen Nachwuchs online und mit Unterstützung eines Kuscheltiers. Der Erfolg zeigt sich bei den Gürtelprüfungen.

Entspannt liegt er auf der Trainingsmatte und wartet auf seinen Einsatz. Seine kurzen Beine und Arme streckt er von sich, um den Bauch hat er einen gelb-orangen Gürtel gebunden. Bernd wartet, bis er von Judo-Trainer Filip Halverscheid hinzugezogen wird, um Haltegriffe und Bodenübungen vorzumachen. Bernd ist nur wenige hundert Gramm schwer und ein flauschiger Sportskamerad. Bernd ist der Judobär des Judo-Klub-Hagen.

Das Kuscheltier kommt seit Februar wieder vermehrt zum Einsatz. Seitdem bietet der Judo-Klub ein wöchentliches Online-Training für seinen Nachwuchs an. Das trug nun die ersten Früchte. 17 Nachwuchs-Athleten bestanden ihre Gürtelprüfungen. Doch wie schwer ist es, sich nur mit Online-Training auf eine Prüfung vorzubereiten? Und wie ist es für die Trainer, die dem Nachwuchs keine Hilfestellung geben können? „Natürlich kann so ein Online-Training einmal in der Woche nicht das normale ersetzen. Gerade nicht bei einer Kontaktsportart, wie sie Judo nun mal ist“, will Filip Halverscheid nichts beschönigen.

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Mit vielen Wiederholungen versucht er seinen Judoschülern die Bewegungen und Schrittfolgen über den Bildschirm zu vermitteln. Würfe oder Rollen, wie es sie sonst im Training so oft gibt, fallen weg. Wenn es der Platz in den eigenen vier Wänden zulässt, wird aber zumindest eine kleine Fallschule geübt: „Da geht es um die Kopfhaltung und Körperspannung.“

Was lustig aussieht, ist ernst gemeint

Für die Eindrehbewegungen kommen dann Bernd und sein Kumpel der Zwerg zum Einsatz. So lustig es aussieht, wenn der große, kräftige Mann mit dem Kuscheltier auf der Matte „kämpft“, so ernst sind die Gedanken des 38-jährigen Halverscheid, der vor allem nicht möchte, dass sich die Kinder vom Judosport abwenden. „Natürlich komme ich mir komplett bescheuert vor, wenn ich mit dem Bären auf der Matte liege und frage mich, ob das überhaupt etwas bringt“, verrät er. Doch die Rückmeldungen seien durchweg positiv: „Ich habe meine Bedenken auch den Eltern gegenüber geäußert, doch die haben mich bestärkt und meinten, dass es bei den Kindern super ankommen würde.“

Den Monitor fest im Blick: Filip Halverscheid und Assistent Bernd machen die Übungen für den Judo-Nachwuchs live vor.
Den Monitor fest im Blick: Filip Halverscheid und Assistent Bernd machen die Übungen für den Judo-Nachwuchs live vor. © WP | Michael Kleinrensing

Denn auch, wenn es nur die abgespeckte Version eines richtigen Trainings ist, seien die Kinder froh, überhaupt wieder in die Bewegung zu kommen. „Judo ist die optimale Sportart für Kinder“, ist sich auch Manfred Halverscheid, Kreis-Dan-Vorsitzender, sicher: „Sie unterstützt alle motorischen Fähigkeiten und fördert diese noch.“

Zusätzlicher Motivationsschub für Hagener Judo-Nachwuchs

Die Aussicht auf die anstehende Gürtelprüfung sorgte noch einmal für einen zusätzlichen Motivationsschub beim Judo-Klub-Nachwuchs. Für die Abnahme war Trainerin Andrea Haarmann, selbst Europameisterin und Veteranen-Weltmeisterin verantwortlich. Anders als sonst fanden die dieses Mal einzeln statt. Mit jedem Prüfling machte Haarmann einen individuellen Termin aus, wie Filip Halverscheid betonte: „Normalerweise werden die Prüfungen vor der ganzen Gruppe vorgeführt. Das sorgt natürlich für Nervosität und das wollten wir den Kindern dieses Mal ersparen.“

Auf teils engstem Raum wurden die jeweiligen Programme mit einem Dummy oder auch mal dem Geschwisterkind vorgeführt. Nach dem doch großen Aufwand, den die Prüflinge dieses Mal auf sich nehmen mussten, konnten sich am Ende über das Bestehen freuen.

Die Gürtelträger

Über die bestandene Gürtelprüfung freuen sich:
Weiß-gelb: Güney Cakan, Sektou Sid El Bekaye und Martin Sow.
Gelb: Younes Ammar, Philipp Bäumker, Emma Diegmann, Thilo Eichhorn, Leon Gieseler, Lars Heintze und Can Keskin.
Gelb-orange: Eric Gorelik, Andreas Oberste Berghaus, Ali Rahmanov.
Orange: Clarissa Galeotalanza, Gianfilippo Giordina, Selem Sid El Bekaye und Clara Spannagel.