Hagen. „Wir pfeifen aus dem letzten Loch.“ Frank Zeitinger, Inhaber der Gesundheitsparks in Boele und Bathey findet eindringliche Worte.

„Wir haben uns etwas aufgebaut, investieren Zeit und Gespartes hinein und in nur einem Jahr wird alles kaputt gemacht.“ In Frank Zeitingers (68) Stimme klingt Frust, aber auch Angst mit. Seit 18 Jahren betreibt er den Gesundheitspark an der Schwerter Straße in Boele, seit sechs Jahren die zweite Filiale in Bathey. Doch seine 520 Fitnessstudio-Mitglieder kann er seit Monaten nicht begrüßen.

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„Wir haben jetzt seit November geschlossen, im ersten Lockdown waren es ebenfalls zwei Monate. Sprich, wir hatten im vergangenen Jahr fünf Monate zu“, fasst der 68-Jährige zusammen. Das Einzige was geblieben ist, ist der Rehabilitationssport. Aber von den 370 Patienten, die unter normalen Umständen seine Angebote wahrnehmen würden, kann Zeitinger im Moment nur einen Bruchteil in Empfang nehmen. Zu hoch sind die Auflagen.

„Aus wirtschaftlicher Sicht lohnt es sich nicht. Wir dürfen ja nur vier Patienten mit viel Abstand betreuen. Da sind die Kosten für die Rehasporttrainerinnen höher als der Gewinn“, gibt Zeitinger offene Einblicke, auch wenn er betont, dass er das Angebot weiterhin gerne anbietet: „Aus dem sozialen Aspekt heraus machen wir natürlich weiter, die Patienten brauchen uns ja.“ Die finanziellen Sorgen sind es, die ihn aktuell beschäftigen: „Um ganz ehrlich zu sein: Wir pfeifen aus dem letzten Loch.“

Fehlende Mitgliedsbeiträge

Denn die Rücklagen werden langsam dünn. Durch die monatelange Schließung seiner Gesundheitsparks kommen immer mehr Kündigungen rein. „Viele Mitglieder behalten ihren Beitrag im Moment ein, was ja auch vollkommen legitim und rechtens ist.“

Wer dem Gesundheitspark allerdings die Treue hält, für den hat sich Zeitinger etwas überlegt: „Wir haben Verschiedenes ausgearbeitet, die Mitglieder können zwischen fünf Optionen wählen.“ Kontakt hält der Inhaber mit seinen Mitgliedern per E-Mail oder per WhatsApp. „Sobald ich neue Informationen habe, bringe ich direkt alle auf den neusten Stand, damit sie Bescheid wissen.“

Hoffnung auf Öffnung Mitte März

Jüngst nahm auch der Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (DSSV), welchem Zeitinger mit seinen Studios angeschlossen ist, an einer Schalte mit dem Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier, teil und informierte sich über die neusten Entwicklungen. Doch hat Zeitinger eine Hoffnung, wann es wieder losgehen könnte? „Wenn die Entwicklung so weitergeht, dann hoffe ich sehr, dass wir Mitte März wieder öffnen können. Natürlich unter den Bedingungen wie vor dem Lockdown.“ Um genügend Abstand und Sicherheit in seinem beiden Betrieben zu schaffen, investierte Zeitinger laut eigenen Aussagen einen fünfstelligen Betrag, stellte Geräte um und installierte Plexiglasscheiben. Doch vergebens. „Wir kämpfen ohne Ende, aber es kommt nichts dabei raus.“

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Was ihm von der Politik in diesen Zeiten fehle, seien konkrete Lösungsansätze: „Ich hätte auch noch in Schnelltests investiert, wenn wir damit wieder hätten aufmachen dürfen. Hauptsache es geht mal weiter. Aber es kommen gar keine Vorschläge oder Überlegungen.“ Die finanziellen Sorgen um das Bestehen seien das eine, das andere jedoch der Kontakt zu den Mitgliedern, der immens fehle: „Wir sind kein riesengroßes Studio mit zig Mitarbeitern und tauend Mitgliedern. Es ist familiär bei uns, man kennt sich. Samstags sitze ich normalerweise mit den Mitgliedern auf den Cardiogeräten und wir schauen gemeinsam Bundesliga. Es ist wie eine sehr große Familie.“

Guter Draht zu Mitgliedern

Wie wichtig Zeitinger ein guter Draht zu seinen Mitgliedern ist, zeigt die Geschichte einer über 80 Jahre alten Dame. Vor zwei Jahren sei diese mit ihrem Gehwagen in den Gesundheitspark gekommen, erinnert sich Zeitinger. „Sie hat sich umgesehen und fragte, ob wir denn gar keinen Rehasport anbieten würden“, erzählt der Inhaber. Zum damaligen Zeitpunkt habe es dieses Angebot nur in der Filiale an der Schwerter Straße gegeben. „Sie war nicht mehr sehr gut zu Fuß und Bus fahren war keine Option mehr, sagte sie sie mir“, so Zeitinger, der die Dame fortan persönlich zu jeder Rehaeinheit fuhr und wieder abholte: „Das ist doch selbstverständlich“, findet er.

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Zwei Jahre später ist die Dame noch immer als Kundin im Gesundheitspark und das Training hat sich ausgezahlt: „Sie kann wieder Bus fahren, geht schwimmen und nimmt an unserem Rehasport ganz ohne ihren Gehwagen teil. Das ist die schönste Werbung für uns, die wir uns vorstellen können.“

Besonderen Wert legt Zeitinger auf die Qualität seines Teams. Mit ihm sind es acht Mitarbeiter in den beiden Studios: „Es ist zum Teil nicht einfach, gute Leute zu finden, aber wir haben ein Team, das schon seit Jahren zusammenarbeitet und wo ich auch wirklich weiß, was ich an den einzelnen Leuten habe.“

Daher sind auch alle seine Angestellten während des Lockdowns weiterhin beschäftigt: „Jeder ist hier noch täglich im Einsatz. Wir nutzen die Zeit, um Dinge neu zu strukturieren und bereit zu sein, wenn wir wieder aufmachen können.“

Antwort von Armin Laschet

In seiner Verzweiflung schrieb er jüngst einen Brief an den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet und klagte über die existenzbedrohende Situation, in der sich die Fitnessbranche im Moment befinde. Zwar kam eine Antwort, „aber nur das übliche politische Gerede.“

Und so bleibt Zeitinger und seinem Team weiterhin nur die Hoffnung, dass Mitte März vielleicht wieder eröffnet werden kann.