Herdecke/Sofia. Nach 13 Monaten bestreitet Anna-Lena Frömming am Samstag wieder einen internationalen Wettkampf. Auf großer Bühne, bei den Europameisterschaften
Es ist ihr erster wirklicher Wettkampf seit 13 Monaten. Kein Vorbereitungsduell etwa, kein Einsatz bei einem kleinen Turnier – es geht gleich um Europameisterschafts-Medaillen. Bei den kontinentalen Taekwondo-Titelkämpfen in Sofia geht Anna-Lena Frömming am heutigen Samstag erstmals nach langer, durch die Pandemie bedingter Zwangspause auf die Matte. Nahezu ohne Wettkampfpraxis, aber mit hohen Ambitionen. „Irgendwann musste es ja wieder losgehen, schön dass es bei der EM ist“, sagt die 26-jährige Herdeckerin und fügt hinzu: „Ich freue mich sehr darauf, denn es ist lange her, dass ich kämpfen konnte.“
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Ungezählte Medaillen hat Anna-Lena Frömming in ihrer Taekwondo-Karriere schon gewonnen – darunter sogar früh mit 18 Jahren Weltmeisterschafts-Bronze in Mexiko. Für einen Platz ganz oben auf dem Treppchen bei internationalen Meisterschaften reichte es dabei bisher genau einmal. Bei den Jugend-Europameisterschaften 2011 auf Zypern stürmte die damals 16-Jährige „mit furiosem Kampfstil“, wie es die Deutsche Taekwondo-Union (DTU) beschrieb, zur Goldmedaille. „Das vergisst man nicht“, denkt die Herdeckerin an die Anfänge ihrer Laufbahn zurück. Zehn Jahre später stehen für die Sportsoldatin wieder kontinentale Meisterschaften an, ihre Ziele sind nach wie vor ambitioniert. „Für mich geht es immer um Medaillen“, sagt sie ungeachtet der besonderen Umstände vor den Duellen in Sofia, „ich will am Samstag aufs Treppchen.“
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Corona-Fälle im deutschen Team
Schon vor Monatsfrist hätte sie mit dem deutschen Taekwondo-Nationalteam in der bulgarischen Hauptstadt kämpfen sollen, vor den „Sofia Open“ – erstes internationales Taekwondo-Turnier überhaupt seit einem Jahr - musste sie aber verletzungsbedingt passen. Nachdem Anna-Lena Frömming sich im Januar nach dem ersten DTU-Lehrgang in Nürnberg bei einem Vergleichsduell mit einem vorzeitigen 25:1-Sieg gegen Dilara Basar (Berlin) das EM-Ticket in der Klasse bis 62 Kilogramm souverän gesichert hatte, bremste eine Knieverletzung sie aus. Die Generalprobe in Bulgariens Metropole Anfang März konnte sie so nicht bestreiten, was sich angesichts einiger Corona-Fälle im Team danach aber noch ein Vorteil gewesen sein könnte.
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Denn nach den „Sofia Open“ mussten einige Teilnehmerinnen in Quarantäne. „Auch wir im Team haben mit der Corona-Pandemie zu kämpfen und hatten in den vergangenen Wochen einige positive getestete Athletinnen“, bekannte der neue Damen-Bundestrainer Boris Winkler. Mit Lorena Brandl und Vanessa Körndl konnten nun zwei deutsche Medaillen-Kandidatinnen nach positivem Corona-Test die Reise zur EM gar nicht nicht antreten. Auch Ela Aydin (Dachau), die am Donnerstag beim Europameisterschafts-Auftakt die Bronzemedaille in der 53-kg-Klasse gewonnen hat, hat – wie sie bekannte - gerade eine Corona-Erkrankung überstanden.
Start gegen Spanierin
Bei den Taekwondo-Europameisterschaften in Sofia hat Anna-Lena Frömming in der Klasse bis 62 kg in der ersten Runde ein Freilos, in Runde zwei trifft sie heute auf die Spanierin Jone Magdaleno Albizu. Im Viertelfinale wären dann die an Position ein gesetzte Türkin Irem Yaman, Eleni Vasileiadou (Griechenland) oder Julia Sereda (Polen) die Gegnerin.
Angesichts ihrer Verletzung war Anna-Lena Frömming davon nicht betroffen, bereitete sich im Training – unter anderem beim Kaderlehrgang am Bundesstützpunkt Nürnberg mit corona-bedingt kleinem Team – auf die EM vor. Noch am Montag stand die letzte Übungseinheit am Bundesstützpunkt in Düsseldorf an, ehe die Herdeckerin tags darauf den vor ihr geforderten und früher angereisten DTU-Athleten nach Sofia folgte. „Durch Corona habe ich in den letzten Monaten komplett anders trainiert als sonst“, räumt sie ein, zeigt sich aber überzeugt: „Ich bin sehr fit, auch wenn die Wettkampfpraxis fehlt.“
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Auch die Bedingungen vor Ort – die EM findet im „Grand Hotel Millenium Sofia“ statt - werden ganz anders sein als sonst bei internationalen Meisterschaften, nicht nur wegen der fehlenden Zuschauer. „Im Raum dürfen nur die beiden Kämpferinnen, ihre Coaches und das Kampfgericht sein“, weiß Frömming: „Ich bin sehr gespannt, wie das sein wird.“ Zumal der komplette Taekwondo-Tross das Hotel bis zur Abreise am Montag auch nicht verlassen darf.
Dreimal gegen Lettin unterlegen
Dann würde Anna-Lena Frömming die Heimreise gern mit einer Medaille im Gepäck antreten. Bei ihren drei internationalen Turnieren im Vorjahr, als sie zudem in Lünen erneut deutsche Meisterin wurde, gelang ihr das stets. Im Finale oder Halbfinale war 2020 in Helsingborg/Schweden, Hamburg und Eindhoven/Niederlande jeweils Jolanta Tarvida Endstation für sie. Die Lettin gehört auch in Sofia zum 23-köpfigen Teilnehmerfeld der 62-kg-Klasse. Was die Herdeckerin nicht schreckt. „Wenn man aufs Treppchen will, muss man gegen jede gewinnen können“, sagt sie, „das ist eine Europameisterschaft, da kann alles passieren.“