Herdecke/Lünen. Heimatnähe soll Anna-Lena Frömming stark machen. Nach unglücklich verpassten Spielen 2012 hofft die Herdeckerin auf ihre zweite Olympia-Chance.

Wuhan - gerade dank des Corona-Virus weltweit in den Schlagzeilen - war der Schauplatz ihres letzten internationalen Erfolgs, Olympia in Tokio ist das große Ziel, in Korea hat sie die Basis dafür gelegt. Regelmäßig zieht es Anna-Lena Frömming in Sachen Taekwondo nach Asien. Dabei ist die 24-jährige Herdeckerin doch gerade nach Hause zurückgekehrt - und ist ganz in der Nähe wieder deutsche Meisterin geworden.

U19-Europameisterin und WM-Bronze

Seit 2001 betreibt A nna-Lena Frömming Taekwondo, im Jahr darauf gelang ihr für den TuS Ende schon der erste Erfolg beim NWTU-Nachwuchsturnier in Wuppertal.

Insgesamt gewann die Herdeckerin bisher 13 deutsche Meistertitel, 43 Medaillen bei europäischen und internationalen Ranglisten-Turnieren, holte Bronze bei den Weltmeisterschaften 2013 in Mexiko und wurde U18-Europameisterin 2011 in Paphos auf Zypern. Auch bei den Weltmeisterschaften 2015, 2017 und 2019 ging sie an den Start.

Es war schon ihr 13. deutscher Titel, ganz sicher ist sich auch Anna-Lena Frömming da nicht. Aber dass die Taekwondo-Kämpferin aus Herdecke im nahen Lünen in der Klasse bis 62 Kilogramm - durch einen Finalsieg gegen Alina Przygoda (Gladbeck) - bei den deutschen Meisterschaften gewonnen hat, war für sie schon besonders. „Es war schön, weil diesmal die Familie und die Freunde live vor Ort sein konnten“, sagt die 24-Jährige, die auch sonst ihre Angehörigen wieder häufiger sehen kann. Wenn sie nicht für ihren Sport weltweit unterwegs ist. Die Sportsoldatin ist aus Nürnberg nach Herdecke zurückgekehrt - und nimmt nun, nach großer Enttäuschung vor vier Jahren, einen neuen Anlauf Richtung Olympia.

Als Sportsoldatin in Düsseldorf

Bronze gibt es für Anna-Lena Frömming (2.v.re.) 2019 bei den Militär-Weltspielen in Wuhan, auf dem Podest mit Dinorakhon Mamadibragimova, Elena Evlampeva  (v.li.) und Zhan Tianrui (re.).
Bronze gibt es für Anna-Lena Frömming (2.v.re.) 2019 bei den Militär-Weltspielen in Wuhan, auf dem Podest mit Dinorakhon Mamadibragimova, Elena Evlampeva (v.li.) und Zhan Tianrui (re.). © imago images/Xinhua | Jin Liangkuai via www.imago-images.de

Wegen der guten Trainingsbedingungen war die Herdeckerin, früher beim TuS Ende und dem TKD-Center Iserlohn aktiv, vor einigen Jahren nach Nürnberg zum Verein TKD Özer gewechselt. Doch durch veränderte Rahmenbedingungen machte das nun keinen Sinn mehr, seit 2018 für die in Sonthofen stationierte Sportsoldatin war zweimal tägliches Training am Bundesstützpunkt vorgesehen, für Übungsarbeit im Verein war kein Platz mehr. So wechselte Anna-Lena Frömming nun an den Stützpunkt nach Düsseldorf, wohnt wieder in Herdecke. Und genießt das. „Bisher konnte ich Familie und Freunde nur sehr selten sehen“, sagt sie, „jetzt bin ich ganz anders motiviert, weil ich sie in der Nähe habe. Ich bin wieder zuhause, da fällt es mir nicht schwer, zu Lehrgängen und Wettkämpfen in die Welt zu reisen.“

Was nach dem Jahrgangsauftakt-Lehrgang in Korea („Das Training war sehr hart, aber effektiv“) und den erfolgreichen deutschen Meisterschaften in Lünen nun wieder der Fall ist, schon am Wochenende reiste die Herdeckerin nach Serbien zum nächsten Trainings-Lehrgang. Vom 15. bis 23. Februar stehen dann in Schweden zwei Wettkämpfe an, die ganz wichtig für ihre Olympia-Chancen sind. „Die deutsche Meisterschaft war schön, noch wichtiger wären gute Ergebnisse bei diesen Weltranglisten-Turnieren“, weiß die 24-Jährige. Denn bis Ende Februar entscheiden die Bundestrainer, welche deutschen Taekwondoka sie für das europäische Olympia-Qualifikationsturnier in Mailand Mitte April nominieren. „Im Moment ist noch alles offen, ich bin noch im Rennen“, hofft Frömming, „die nächsten beiden Turniere entscheiden, ob ich den Sprung zur Quali schaffe.“

Auch interessant

In Mailand wiederum müsste sie Gold oder Silber gewinnen, um in Tokio dabei zu sein. „Da geht es um das goldene Ticket, da kann alles passieren“, ist sie überzeugt. Was sie selbst aus schmerzhafter Erfahrung weiß. Vor vier Jahren in Istanbul fehlte ihr nur eine Sekunde, dann hätte sie die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro erreicht. Frömming führte damals im Qualifikations-Halbfinale kurz vor Schluss mit 8:6 gegen ihre finnische Gegnerin Suvi Mikkonen. Dann kam es zum Eklat. Mikkonen zerrte Frömming im Rückwärtsfallen an sich und riss die Deutsche mit zu Boden. Ein klarer Regelverstoß, den die Kampfrichterin nicht ahndete. Der Tritt an den Kopf aber, den Mikkonen im Fallen platzierte, wurde ­zum 9:8 für die Finnin gewertet. Ein Einspruch wurde abgelehnt, ein Videobeweis war nicht möglich, auch eine Wild Card durch IOC-Präsident Thomas Bach gab es nicht. Der Olympia-Traum von Anna-Lena Frömming endete jäh.

Auch interessant

Olympia-Aus 2016 ist abgehakt

Was die Herdeckerin vor vier Jahren schwer traf. „Man kann immer mal verlieren, wenn die Gegnerin besser ist“, sagte sie damals, aber so? „Die Geschichte von 2016 ist abgehakt, man kann ja nicht immer zurückblicken“, sagt sie heute. Zumal die WM-Dritte von 2013 in der Zeit danach weiter erfolgreich war. Nach Rio den Janeiro kam sie 2018, als die Sportsoldatin bei den Militär-Weltmeisterschaften Bronze gewann. Das gelang ihr auch im letzten Herbst - als das Corona-Virus noch kein Thema war - bei den Militär-Weltspielen im chinesischen Wuhan. Und jetzt will die Taekwondo-Kämpferin, gestärkt durch die Heimatnähe, einen zweiten Anlauf zu Olympia nehmen: „Meine Ambitionen sind unverändert.“