Herdecke/Nürnberg. Der erste Wettkampf nach elf Monaten verlief ganz glatt: Und mühelos schaffte Anna-Lena Frömming die EM-Qualifikation.

Das Kommando des Chef-Bundestrainers war unmissverständlich. „Go to EM“ postete Georg Streif nach den erstmals durchgeführten internen Vergleichskämpfen der Deutschen Taekwondo-Union im Bundesstützpunkt in Nürnberg. Eine Athletin ließ dabei überhaupt keinen Zweifel daran, wer in ihrer Gewichtsklasse im April bei den Europameisterschaften in Sofia (Bulgarien) für Deutschland starten sollte: Anna-Lena Frömming gewann ihren Kampf in der Klasse bis 62 Kilogramm nach zwei Runden vorzeitig, beim 25:1 ließ sie Gegnerin Dilara Basar (Berlin) überhaupt keine Chance. „Ein normaler Sieg hätte für die EM-Nominierung ja auch gereicht“, sagte die Herdeckerin, „aber super, dass ich mich so beweisen konnte. So ein Ergebnis war mein Ziel.“

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Zwei Corona-Tests vor Start

Zwei Siegerinnen in den DTU-Vergleichskämpfen stellt der Nürnberger Verein Taekwondo Özer, für den Anna-Lena Frömming startet. Die Herdeckerin freut sich mit den Trainern Özer Gülec und Alfred Catano Manias sowie Alema Hadzic (von links), die in der Klasse bis 73 kg siegt.
Zwei Siegerinnen in den DTU-Vergleichskämpfen stellt der Nürnberger Verein Taekwondo Özer, für den Anna-Lena Frömming startet. Die Herdeckerin freut sich mit den Trainern Özer Gülec und Alfred Catano Manias sowie Alema Hadzic (von links), die in der Klasse bis 73 kg siegt. © Taekwondo Özer | Taekwondo Özer

Für die 25-jährige Sportsoldatin war es angesichts der Zwangspause durch die Corona-Pandemie der erste Wettkampf seit fast einem Jahr Zuletzt hatte Anna-Lena Frömming Anfang März 2020 in Eindhoven bei den Dutch Open Bronze in der Klasse bis 57 Kilogramm gewonnen und sich im Training am Bundesstützpunkt in Düsseldorf fit gehalten. Den Vergleichskämpfen in Nürnberg, bei denen es um die EM-Tickets ging, war zudem ein erster sechstägiger DTU-Lehrgang der Bundeskaderathletinnen im Januar an gleicher Stelle vorausgegangen. Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen und Hygieneregelungen - jeder Teilnehmer musste einen negativen PCR-Test vorlegen und sich vor Ort noch einem Schnelltest unterziehen - durften und mussten die deutschen Top-Taekwondoka nun in Nürnberg wieder auf die Wettkampf-Matte und im Duell vor Kampfrichtern ihr Können zeigen. Lediglich die vier deutschen Olympiakandidaten sind bereits für die EM nominiert. „Es zählt das Hier und Jetzt. Wer die beste Leistung bringt und sich durchsetzt, hat das Recht erkämpft, Deutschland zu präsentieren“, erklärte DTU-Vizepräsident Jannis Dakos.

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Zur Person: Anna-Lena Frömming

Schon 2007 nahm Anna-Lena Frömming - damals noch für den TuS Ende startend - an Kadetten-Europameisterschaften teil und gewann die Silbermedaille. Insgesamt holte die Herdeckerin fünf EM-Medaillen, 2018 gewann sie Gold bei der U18-EM.

Die aktuelle deutsche Meisterin hat seit 2013, als sie im mexikanischen Pueblo als 18-Jährige die Bronzemedaille holte, an allen Taekwondo-Weltmeisterschaften teilgenommen. Zudem war sie 2015 und 2017 bei der Universiade.

Wobei die in unzähligen internationalen Einsätzen gestählte Anna-Lena Frömming - vor 14 Jahren gewann sie bereits ihre erste EM-Medaille - ungeachtet der langen Pause ganz offensichtlich an ihrer Qualifikation nicht wirklich Zweifel hatte. „Ich habe das nicht wirklich als richtigen Wettkampf gesehen, mehr als Trainings-Duell“, räumte die Herdeckerin ein: „Natürlich weiß man nicht, wie man drauf ist, aber man verlernt Taekwondo ja nicht.“ Das bekam Konkurrentin Dilara Basar, die klar unterlegen war, unter den Augen des neuen Damen-Bundestrainers Boris Winkler dann auch schnell zu spüren. „Ich glaube nicht, dass das Ergebnis für die Trainer eine Überraschung war“, sagt Frömming.

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Im März sind „Sofia Open“ Ziel

Und die überlegenste Siegerin der insgesamt 14 Vergleichskämpfe in Nürnberg blickte schon voraus. „Für mich wird es interessant, wenn im März die ersten richtigen Wettkämpfe anstehen“, sagt Anna-Lena Frömming. Die „Sofia Open“ sollen am 6./7. März - dann nach einem Jahr Pause - das erste Turnier sein, ehe einen Monat später in der bulgarischen Hauptstadt dann auch die Europameisterschaften geplant sind (8. bis 11. April). „Die Konzentration im Training gilt erstmal nur den Sofia Open“, sagt die Herdeckerin, die heute - falls es die Wetter- und Straßenverhältnisse zulassen - in Düsseldorf die Übungsarbeit wieder aufnehmen will: „Man kann ja nicht sicher sein, dass die EM danach auch stattfindet.“ Von weiteren Saison-Höhepunkten wie der Weltmeisterschaft im chinesischen Wuxi (12. - 18. Oktober) ganz zu schweigen.