Kaiserau. Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen hat noch immer keine Entscheidung zur Saison 2020/21 gefällt. Der Unmut wächst weiter an.

21 Wochen ist es her, dass die heimischen Fußballer das letzte Mal im Meisterschaftsbetrieb kicken durften. Lange ließ sich der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) Zeit, mit einer Mitteilung, wie es weitergehen könnte mit der unterbrochenen Saison.

Und auch jetzt gibt es noch keine endgültige Entscheidung, wie FLVW-Präsident Gundolf Walaschewski verkünden musste. Mit einem Shakespeare-Zitat stieg er in seine Erläuterungen ein: „Ist es Wahnsinn, so hat es doch Methode.“ Noch immer tappt der Verband im Dunkeln und lässt die westfälischen Vereine weiter warten. „Auf den momentanen Jojo-Methoden können wir keine seriöse Planung aufbauen. Und genau das wünschen sich die Vereine“, versuchte Walaschweski zu erklären, weshalb sich der Verband in Westfalen anders als beispielsweise Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein oder Berlin noch schwer tut, die Saison zu annullieren.

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Dass die Nachricht von der weiteren Ungewissheit auch bei den Vereinsvertretern nicht gut aufgenommen werden würde, scheint dem FLVW-Präsidenten dabei durchaus bewusst zu sein: „Meine Verzweiflung wächst langsam.“ Ginge es nach seiner persönlichen Meinung, wäre die Entscheidung wohl schon gefallen: „Ich halte die Annullierung der Saison für das Gerechteste.“ Dem schließt sich auch Manfred Schnieders, Vizepräsident des Amateurfußballs an: „Nach so einer langen Zeit Spiele zu machen, nur um Spiele zu machen, ist wenig hilfreich.“

Satzungsänderung

Könnte der FLVW nicht seine eigene Satzung ändern, wie es schon andere Verbände getan haben, um besser auf die momentanen Gegebenheiten zu reagieren? „Wir bekommen die Forderungen mit, dass immer mehr sagen, wir sollen den Quatsch einfach abbrechen, aber das geht nicht, das können wir gar nicht“, erklärt Schnieders.

Denn die Satzung sähe einen Abbruch nicht vor. Entweder müsse sportlich gewertet, oder die Spielzeit annulliert werden, wenn weniger als 50 Prozent der Spiele in einer Staffel ausgetragen werden können. An diesem Modus könne während der laufenden Saison nichts geändert werden.

Annullierung

Annulliert werden kann die Saison nur, wenn rein rechnerisch nicht mehr 50 Prozent der Spiele einer Staffel erreicht werden können. Eine generelle Annullierung zum Tag X könnte es daher nicht geben, wie Schnieders erklärt: „Es muss viel mehr auf alle Staffeln einzeln geschaut werden.“

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Auf- und Absteiger

In den Ligen, die sportlich beendet werden können, wird es Auf- und Absteiger geben, beim Rest nicht. Das bedeutet, wenn beispielsweise die Kreisliga ihre Saison regulär beenden könnte, würde es Aufsteiger in die Bezirksliga geben, auch wenn diese annulliert werden müsste.

Saisonverlängerung

Die Saison nach hinten raus zu verlängern schlossen die FLVW-Verantwortlichen aus. „Das würde nur Probleme bereiten“, betonte Schnieders und ergänzte: „Was würde uns das nützen? Es würde nur vertragliche Probleme mit sich bringen, weil die Verträge der Spieler zum 30. Juni auslaufen.“

Pokal

„Der Westfalenpokal hat Vorrang“, gab Schnieders Einblicke bezogen auf die Pokalwettbewerbe, da dies eine Veranstaltung sei, bei der die Vereine Geld verdienen können – auch wenn es wieder nur Geisterspiele geben könne. Bis zum 30. Juni muss der Verband dem DFB die westfälischen Teilnehmer genannt haben. Sollten Pokalspiele und Meisterschaftsspiele parallel stattfinden, zählt der Pokal für die Mannschaften mehr.

Das bedeutet, sollte im Westfalenpokal gespielt werden, wenn gleichzeitig ein Meisterschaftsspiel stattfindet, muss im Pokal gespielt werden. Doch steht auch dem Westfalenpokal eine Annullierung bevor? „Ich würde es mir für die Vereine nicht wünschen. Das wäre die schlimmste Lösung“, hoffte Schnieders auf eine Durchführung.

Testkapazitäten

Immer wieder kam die Frage auf, ob nicht durch Corona-Schnelltests ein Trainings- und Spielbetrieb wieder aufgenommen werden könne. Doch diese Hoffnung nahm Schnieders den Fußballern. „Es ist eine Frage der Kosten. Das ist nicht zu stemmen.“

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Spieltage

Sollte die Saison nicht abgebrochen und annulliert werden, sollen die Spieltage nur in Ausnahmefällen unter der Woche stattfinden, „das wäre beispielsweise denkbar, wenn zwei Nachbarvereine gegeneinander antreten. Ansonsten wollen wir auf englische Wochen verzichten und uns auf die Wochenenden und Feiertage beschränken“, betonte Schnieders.

Kommende Saison

Während die unterbrochene Saison noch für allerlei Kopfschmerzen sorgt, gehen die Planungen für die kommende Spielzeit schon wieder los. Am 15. August soll der Saisonstart für die Senioren erfolgen, die Jugend will ab dem 28./29. August wieder antreten. Das Transferfenster wird nicht verschoben und wie üblich vom 1. Juli bis zum 31. August geöffnet sein.

Ausblick

Eine endgültige Entscheidung wird der FLVW frühestens am 19. April fällen können, wenn klar ist, ob die Corona-Schutzverordnungen des Landes verlängert oder gelockert werden. Allerdings gab der Verband schon einmal an, dass er sich nach der Saison überlegen werde, die Satzungen und Spielformen anzupassen, um künftig ohne großen bürokratischen Aufwand eine Saison abbrechen zu können.

Das Problem liege hierbei vor allem darin, dass Westfalen mit den Verbänden von Mittelrhein und Niederrhein zusammengeschlossen sei: „Alleine können wir nichts entscheiden, aber wir werden es nach der Saison angehen“, versprach Schnieders.