Hagen. Marcel Schirmer ist der neue Betreiber auf der Kartbahn in der Selbecke. Er will auf dem Motodrom Hagen durchstarten.

Es strömt am Anfang so vieles auf ihn ein. Erste recht in der Corona-Krise. Und da stellt ein Mitarbeiter der Stadt Hagen diese Frage: „Ist das denn eigentlich Sport.“

Marcel Schirmer, der einst bei deutschen Meisterschaften ganz oben auf dem Treppchen gestanden hat, der in seiner aktiven Zeit, die so lang noch gar nicht zurückliegt, an der Europameisterschaft und an der Weltmeisterschaft teilgenommen hat, kann da nur milde lächeln. „Natürlich Sport, was denn sonst“, sagt er, „wer einmal in einem Kart gesessen hat, wer weiß, wie man sich in einem Rennen konzentrieren muss, wie angespannt man ist, wenn man mit 140 Stundenkilometer, die sich anfühlen wie mehr als 300, über eine Piste fährt – man muss taktieren, überlegen, wo man versucht zu überholen. Wer all das schon mal erlebt hat – für den stellt sich so eine Frage nicht.“

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Motorsport ist auf dem Motodrom Hagen wieder möglich

Ist das Sport – diese Frage aber ist in einer Woche, die durchaus mit milden Temperaturen und Sonnenschein lockt, von wichtiger Bedeutung. Eben weil gerade Corona ist und die Verordnungen des Landes sich ebenso wie die Inzidenzen in Hagen überschlagen. Denn Sport ist unter bestimmten Bedingungen wieder möglich. Auch auf dem Motodrom Hagen, landschaftlich einer der schönsten Kartbahnen der Republik, auf dem Schirmer seit Januar der Neue ist. „Das Motodrom ist ja kein Rummelplatz. Natürlich geht es um Sport.“

Schirmers Argumente haben letztlich auch die Stadt Hagen überzeugt. Und so kommt es, dass der 26-Jährige, der bislang als Teammanager mit eigenem Rennteam durch die Republik und über die Grenzen hinaus getourt ist, jetzt endlich so richtig loslegen kann. Unter Auflagen ist fortan auch der Leihkartbetrieb wieder möglich. Dahinter steckt die Idee, die Faszination Motorsport, die ihn selbst über lange Zeit seines jungen Lebens geprägt hat, erlebbar zu machen.

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Auch Leihkartbetrieb kann wieder anlaufen

„Wir dürfen loslegen“, sagt Marcel Schirmer, „zehn Personen können jetzt maximal in Leihkarts gleichzeitig auf die Strecke.“ Voraussetzungen: Sie müssen sich vor ihrem Besuch online unter www.motodrom-hagen registrieren, müssen einen eigenen Helm mitbringen und bargeldlos bezahlen. Auf dem Areal des Motodroms gilt Maskenpflicht.

Es ist ein ungewöhnlicher Start. Aber es ist endlich ein Start. Für einen eingefleischten Motorsportler aus dem Ländle, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat und sich vor einem Jahr wohl nicht hätte träumen lassen, dass er einmal in Hagen eine Kartbahn übernehmen würde. Dann aber kam die Anfrage von Heinz Becker, des Besitzer des weiträumigen Geländes, dessen Sohn wiederum im Team von Marcel Schirmer fährt. „Ich habe eine Woche überlegt, hatte schließlich gerade mit meiner Freundin ein Haus in Niederhall in der Nähe von Heilbronn gebaut“, sagt Schirmer. Er sieht die Chance, greift zu, vermietet das neue Haus und wohnt heute mit Freundin direkt neben der Bahn.

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Wie die Formel 1 in klein

„Eine Kartbahn zu betreiben“, sagt der Mann, der vor drei Jahren seine aktive Karriere beendet hat und nun von seinem Vorgänger Achim Beule die Leihkartflotte übernommen hat, „das ist auch für jemanden, der aus der Szene kommt, kein alltägliches Angebot. Aber so ein Rennteam im Kartsport – das ist heute wie die Formel 1 in klein. Das ist total intensiv – 12- bis 14-Stunden-Tage, sieben Tage am Stück. Das kann man nicht ewig durchhalten. Hier habe ich weiter die Möglichkeit, mein Hobby dauerhaft zum Beruf zu machen.“

Mit dem Betrieb auf der Bahn. Und mit neuen Konzepten. „Ich will meine Erfahrungen weitergeben“, sagt Marcel Schirmer, „ich werde hier Trainings und Schulungen gerade für Nachwuchsfahrer anzubieten. Viele träumen von der Formel 1, aber es ist wichtig, gerade Kindern und Jugendlichen und manchmal auch deren Eltern neben dem, was auf der Strecke zählt, auch die nötige Bodenhaftung zu vermitteln.“ Daneben soll ein Shop mit Ersatzteilen und Bekleidung an der Bahn ein weiteres Standbein sein. Auch im Leihkart-Bereich will Schirmer verstärkt Events anbieten. Und somit auch Einsteigern vermitteln, dass es auf einer Rennstrecke auch um Sport geht.