Hagen. Er jagt Mick Schumacher hinterher: Der Hagener Motorsportler David Beckmann schafft den Sprung in die Formel 2.

Die große Erleichterung ist David Beckmann nach der Vertragsunterzeichnung anzumerken. Der 20-jährige Hagener kommt seinem großen Traum, der Formel 1, einen Schritt näher. Der Motorsportler unterschrieb beim tschechischen Formel-2-Rennstall Charouz. „Ich habe erstmal ein paar Tage gebraucht, um das für mich zu verarbeiten und zu realisieren. Ich bin sehr dankbar für diese Chance, meinen Traum zu verwirklichen.“

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Wie sein einst ärgster Konkurrent Mick Schumacher, Sohn von Rennfahrer-Legende Michael Schumacher, arbeitet sich auch der Hagener immer weiter nach oben. Während Schumacher jüngst den Sprung in die höchste Klasse vollzog, muss sich Beckmann, der dem Promi-Nachwuchs bei der Kart-DM 2014 den Titel streitig machen konnte, nun erst einmal in der Formel 2 beweisen. Doch was sind die größten Unterschiede zur drittklassigen F3? „Zum einen haben die Wagen andere Motoren und mehr Leistung“, erklärt David Beckmann. Zudem seien die Wagen rund 100 Kilogramm schwerer als in der Formel 3. „Den Umstieg kenne ich schon von der Formel 4 auf die Formel 3. Mit dem Gewicht muss man erst einmal wieder klar kommen.“ Denn dadurch verändere sich vor allem das Fahrgefühl. „Und auch der Reifenverschleiß spielt eine wichtige Rolle, der ist ebenfalls anders als noch in den unteren Klassen.“

Außerdem sind die Formel-2-Boliden mit einer Carbonbremse ausgestattet. Das erfordere von den Fahrern besonderes Feingefühl: „Im Grunde kann man sagen, dass man generell mit sehr viel mehr Feingefühl in die Rennen gehen muss“, fasst Beckmann seinen Eindruck zusammen.

Training im Simulator

Trainieren wird er das künftig vor allem im Simulator, bis die nächsten Testfahrten vom 9. bis zum 11. März in Bahrain stattfinden. „Fahrer mit größerem finanziellen Spielraum können in der Zwischenzeit noch an Rennen in Asien teilnehmen“, erklärt der Hagener Beckmann, der aber ergänzt: „Das ist für mich nicht umsetzbar. Ich bin schon glücklich, dass ich dank meiner Sponsoren und meiner Familie das Budget aufbringen konnte, um überhaupt in der Formel 2 an den Start gehen zu können.“

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Und da halte er sich neben dem Simulator vor allem mit Lauf- und Radeinheiten, sowie seinem eigenen Home-Gym fit. „Das habe ich mir schon vor einigen Jahren eingerichtet, um für mich trainieren zu können.“

Mit dem Wechsel in die Formel 2 geht auch der Wechsel zu einem neuen Team einher. Doch bei Charouz trifft Beckmann auf viele bekannte Gesichter: „Ich kenne den Ingenieur schon und auch einige Mechaniker schon, das ist sehr angenehm. Überhaupt ist das Team sehr familiär aufgestellt.“ Doch nicht nur die Atmosphäre, auch die Arbeit seines neuen Rennstalls überzeugt den Hagener: „In der vergangenen Rennsaison musste Charouz nur ein Rennen mit einem technischen Defekt beenden. Das zeigt die präzise Arbeit, die die Mechaniker und das ganze Team an den Tag legen.“

Erwartungen sind noch verhalten

Doch wie hoch sind die eigenen Erwartungen für sein erstes Jahr in der neuen Klasse? „Ich finde es sehr schwierig, im Vorfeld Aussagen dazu zu treffen. Es kommt immer anders, ob im positiven oder im negativen Sinn. Zudem hat man aktuell noch gar kein Feedback, wie es bei den anderen Teams aussieht.“ Allzu bescheiden möchte sich der Hagener aber nicht geben: „Erstmal muss ich eins mit dem Auto werden, aber danach möchte ich schon noch ein paar Mal auf dem Podium stehen.“

Beim ersten Rennen in Bahrain (26. bis 28. März) werden aufgrund der Corona-Pandemie keine Zuschauer sein Debüt bejubeln können. „Zu den Rennen in der Formel 2 und 3 kommen allerdings meistens eh nicht sonderlich viele Zuschauer, von daher wird das kein großer Unterschied sein.“

Was ihn viel mehr an der momentanen Situation stört: „Ich würde gerne zusätzlich zum Simulatortraining auch wieder ins Kart steigen und fahren. Das trainiert die Reflexe sehr gut.“

Rekord auf der Hagener Kartbahn

Sein erstes Kart kaufte David Beckmann beim Motodrom Hagen. Und legte damit den Grundstein für seine Karriere, die ihn so schnell wie möglich in die höchste Rennklasse führen soll: „Der Traum lebt auf jeden Fall weiter. Ich möchte den Sprung in die Formel 1 schaffen.“ Auf der Hagener Kartbahn hält er seit dem vergangenen Jahr mit 35,64 Sekunden die Bestzeit.