Hagen. Der Unfall des Franzosen Romain Grosjean schockt die Rennsport-Szene. Der Hagener F3-Pilot David Beckmann erzählt, was die Bilder mit ihm machen.
Es war der Schockmoment beim Formel-1-Rennen in Bahrain. Kurz nach dem Start wollte Haas-Fahrer Romain Grosjean in eine Lücke stoßen, kollidierte aber mit dem Vorderrad seines Hintermanns. Der Franzose verlor die Kontrolle über seinen Rennwagen, prallte in die Leitplanke. Der Tank explodierte und der Bolide ging in Flammen auf. Erst nach bangen 27 Sekunden rettete sich Grosjean aus dem Inferno . Einer, der die Gefahren dieses Sports gut kennt, ist der Hagener David Beckmann . Was sagt der Rennfahrer, der in der Formel 3 startet, zu dem Unfall? Bringen ihn solche dramatischen Bilder zum Nachdenken?
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In der Formel 1 sind die Fahrer mit bis zu 360 km/h unterwegs, in der Formel 3 sind es etwa 170 km/h im Schnitt. Sind die Sicherheitsstandards dennoch die gleichen? „Ja, auf jeden Fall. Auch bei uns gibt es beispielsweise das Halo-System“, bestätigt Beckmann. Der Cockpitschutz „Halo“ (deutsch: Heiligenschein) ist das Sicherheitssystem, welches im Rennsport die Köpfe der Fahrer schützen soll. Das System besteht aus einem Bügel aus Titan, der den Kopf des Fahrers umgibt und an drei Punkten am Auto fixiert ist. Seit 2018 muss es an jedem Fahrzeug vorhanden sein.
Standards sind sehr hoch
Auch beim Crash von Romain Grosejan verhinderte der Schutz schlimmere Verletzungen. Der Franzose konnte sich selbstständig aus dem Auto befreien und erlitt wie durch ein Wunder und auf Grund des Feuer beständigen Rennanzugs nur leichte Verbrennungen auf beiden Handrücken. „Die Standards sind schon sehr hoch“, sagte David Beckmann. Die Fernsehbilder von dem Rennen, welches er live verfolgte, ließen ihn nicht kalt: „Ich war schon erst einmal geschockt, es war ja ein sehr heftiger Einschlag und auch eine große Explosion. Als man aber sah, dass er sich von selbst aus dem Fahrzeug befreien konnte, war das ein gutes Zeichen.“ Der Unfall machte ihm einmal mehr deutlich: „Es sind nicht immer die engen Haarnadelkurven, bei denen etwas passieren muss. Oftmals passieren schwere Unfälle auch an Stellen, an denen man gar nicht damit rechnet. Es bleibt alles unvorhersehbar.“
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Erst Ende September kam es bei einem Formel-2-Rennen im russischen Sotschi ebenfalls zu einem schweren Crash. Die Piloten Jack Aitken und Luca Ghiotto waren in einer schnellen Kurve kollidiert und in die Streckenbegrenzung geknallt. Die Fahrer konnten zwar nahezu unverletzt ihre Wagen verlassen, doch die Barriere war so sehr zerstört, dass das Rennen abgebrochen werden musste.
Tödlicher Unfall
2019 schockierte der Tod des Franzosen Anthoine Hubert die Rennwelt. Der 22-jährige Formel-2-Pilot kam bei einem Unfall während des Großen Preis von Belgien in Spa ums Leben. „Wenn so schreckliche Unfälle passieren, wird einem erst einmal wieder bewusst, dass der Sport, bei allen getroffenen Vorsichtsmaßnahmen, immer noch sehr gefährlich sein kann“, weiß der Hagener David Beckmann.
Doch schrecken den 20-Jährigen die schlimmen Bilder nicht ab?
„Eigentlich nicht. Das ist in den Momenten immer schlimm zu sehen. Aber sobald man im Auto sitzt, denkt man nur noch an das Rennen. Dafür macht man es schon zu viele Jahre, dass solche Gedanken auf der Strecke nicht aufkommen“, antwortete er: „Ich denke auch, dass fast schon das Möglichste für die Sicherheit der Fahrer getan wird.“
Auch im Training werden mögliche Szenarien immer wieder durchgesprochen: „Es gibt die Vorgabe vom internationalen Verband FIA, dass der Fahrer in maximal fünf Sekunden aus dem Auto raus sein muss. Aber wenn es wirklich zum Unfall kommt, bin ich mir sicher, dass man noch sehr viel schneller raus springen kann“, sagt Beckmann. „Aber es ist gut, dass an sowas gedacht und es überprüft wird. Allerdings wächst man als Fahrer damit auf und verinnerlicht es. Nach dem ersten Schock setzen wir uns trotzdem alle wieder ins Auto.“
Kritik an den Leitplanken
Einen Kritikpunkt hat der 20-Jährige dennoch: „Ich finde, dass der Unfall von Romain Grosjean ein weiterer Beweis dafür ist, dass man die Leitplanken von den Rennstrecken verbannen sollte.“ Er erklärt auch wieso: „Wäre die Leitplanke nur etwas weiter hinten gewesen und hätte sich über oder zwischen den Halo geschoben, wäre er nicht mehr alleine aus seinem Auto heraus gekommen. Das kann nicht sein, gerade dann nicht, wenn der Wagen noch Feuer fängt.“
Allerdings glaubt Beckmann auch hierbei an die Lehren, die aus den schlimmen Unfällen gezogen werden: „Da sind Fachleute am Werk. Die werden ein Fazit ziehen, die Fehler analysieren und dann die Sachen verbessern, die verbessert werden müssen.“
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