Wetter. Das Handballtraining muss schon lange ausfallen. So hilft Karen Buchholz der HSG Wetter/Grundschöttel auf andere Weise.

In der sportlichen Zwangspause der Corona-Pandemie verlagern viele Vereine das Training ins Internet oder versuchen, über andere innovative Ideen die Mitglieder bei Laune zu halten. Auch Karen Buchholz von der HSG Wetter/Grundschöttel hat sich überlegt, wie sie ihre freie Zeit jetzt für den Verein nutzen kann. Normalerweise trainiert sie seit inzwischen etwa sechs Jahren die Handball-Minis bei der HSG, jetzt näht sie Alltagsmasken in Vereinsoptik. Die Nachfrage unter den Mannschaften ist riesig. Zusätzlicher Nutzen: Die Einnahmen fließen zu 100 Prozent in den Förderverein der Handball-Spielgemeinschaft aus Wetter.

Auch interessant

Ursprünglich wollte Karen Buchholz die Masken als farblich passende Ergänzung mit Vereinslogo für die neuen Trainingsanzüge der D-Jugend nähen. Falls irgendwann wieder Veranstaltungen erlaubt werden würden, könnten dann alle Kinder in der selben Uniform mit den passenden Masken auflaufen. Doch diese Idee kam über den Nachwuchs hinaus im gesamten Verein super an. Inzwischen haben alle Mannschaften der HSG Wetter/Grundschöttel - darunter auch alle Seniorenteams - ihr Interesse bekundet. „Nachdem wir das im Verein bekannt gemacht haben, wollten plötzlich alle Mannschaften auch ein oder zwei Masken. Teilweise sogar passend zu den Auswärtstrikots“, sagt Karen Buchholz.

Auch interessant

Idee gemeinsam mit Enric Tange

Sohn Lutz Buchholz demonstriert die Klub-Maske.
Sohn Lutz Buchholz demonstriert die Klub-Maske. © Privat | Privat

Die Idee hatte sie gemeinsam mit dem Trainer der D-Jugend der HSG, Enric Tange, der findet: „Die Masken sind wirklich super gut zu tragen und sehen richtig klasse aus.“ Inzwischen kommt Karen Buchholz mit den Aufträgen nur noch schwer hinterher: „Ich frage mich manchmal schon, wie ich das zwischen Homeschooling und Homeoffice hinbekomme“, sagt die Mutter: „Für drei Seniorenmannschaften habe ich die Masken nun schon fertig.“ Für Nina Winterhoff, die 2. Vorsitzende der HSG Wetter/Grundschöttel ist Karen Buchholz ein Paradebeispiel für ehrenamtliches Engagement. „Wir finden das richtig gut, dass sich Mitglieder wie Karen so engagieren, auch obwohl gerade kein Betrieb ist“, sagt sie: „Dieses Engagement und dass so viele Masken abgenommen wurden, zeigt, was wir für ein toller familiärer Verein sind.“

Auch interessant

Zum Handball ist Karen Buchholz gekommen, weil ihre beiden Söhne Lutz und Leif bei der HSG spielen. Seit nun sechs Jahren leitet sie das Training der Allerjüngsten im Verein, der „Minis“. Ungefähr 40 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren betreut sie dort – normalerweise jede Woche. Unterstützt wird sie dabei von engagierten Eltern und einem C-Jugendspieler. Doch auch bei den Kleinsten ruht der Ball nun seit Monaten – zum Leidwesen der Nachwuchshandballer: „Die Kleinen fragen immer, wann denn wieder Handball gespielt werden kann“, erklärt Buchholz: „Sie haben das in schöner Erinnerung und möchten, dass es wieder losgeht.“

Auch interessant

Ausstattung für alle kostenlos

Die Kinder sollen Spaß am Sport haben, unabhängig vom Geldbeutel der Eltern. Deswegen bekommen alle Kinder die gleiche Ausstattung – und zwar kostenlos: „Bei uns werden alle Kinder vollumfänglich ausgestattet. Das ist ein kleines Alleinstellungsmerkmal“, sagt Karen Buchholz stolz: „In anderen Vereinen müssen die Eltern häufig noch etwas dazu zahlen. Bei uns wird nicht darauf geguckt, welche Familie mehr oder weniger Geld hat.“ Zu Weihnachten etwa gab es schon für alle Kinder neue Rucksäcke vom Verein.

Nur zwei Teams konnten schon spielen

Nur Landesliga-Frauen und Bezirksliga-Herren der HSG Wetter/Grundschöttel konnten in der aktuellen Saison schon spielen. Die Frauen schlugen die SG Ruhrtal mit 28:18, unterlagen beim TV Wattenscheid mit 18:29, die Herren siegten im einzigen Spiel beim TV Brechten mit 18:16. Für Kreisliga-Teams und Jugend-Mannschaften hat die Saison dagegen noch nicht begonnen.

Nicht nur die Jugend profitiert von der Solidarität bei der HSG: „Auch im Seniorenbereich muss nichts selbst gezahlt werden. Das ist uns wichtig, so wird bei uns keiner benachteiligt“, ergänzt Nina Winterhoff. Auch die Einnahmen der genähten Masken gehen zu 100 Prozent in die Kassen des Fördervereins der HSG Wetter-Grundschöttel. „Durch den ausbleibenden Spielbetrieb fehlen uns natürlich Gelder. Da ist das auch ein netter Bonus für die Fördervereinskasse“, freut sich Nina Winterhoff. Zusätzlich hatten im Verein alle Trainer auf ihr Gehalt verzichtet, um die fehlenden Einnahmen zu kompensieren.

Masken werden weiter gebraucht

Wann es wieder in die Hallen geht, weiß heute niemand. Bis dahin hat Karen Buchholz an der Nähmaschine aber noch alle Hände voll zu tun. „Die Hälfte habe ich jetzt fertig genäht, das dauert auch alles seine Zeit. Aber wenn ich was anfange, dann mache ich das auch fertig“, sagt die engagierte Mutter selbstbewusst. Auch wenn die genähten Masken natürlich nicht dem FFP2-Standard entsprechen, der aktuell in der Öffentlichkeit Pflicht ist, so ist Karen Buchholz optimistisch, dass ihre Masken auch weiterhin gebraucht werden: „Wir machen trotzdem weiter. Wir wissen ja auch nicht wie lange die medizinische Maskenpflicht noch besteht“, sagt sie: „Aber da wir noch lange Masken tragen müssen, denke ich, dass irgendwann auch die Stoff- und Alltagsmasken wiederkommen werden.“ Bis es soweit ist, werden sie und Enric Tange weiter an der Idee feilen und die Masken an den Mann und an die Frau bringen.