Hagen. Marcel Keßen macht für ProA-Ligist Phoenix Hagen ein starkes Debüt. Im Interview spricht er über einen kalten Abschied und eine neue Perspektive.
Nachdem Marcel Keßen (24) zum ersten Mal eingewechselt wurde, war ihm die Nervosität anzumerken – doch die war schnell wieder verflogen. 15 Punkte und 13 Rebounds steuerte der neue Center von Phoenix Hagen, dessen Wechsel von den Eisbären Bremerhaven zum Volmestädter ProA-Ligisten erst am Montag perfekt wurde, zum ganz wichtigen 90:84-Sieg gegen Ehingen Urspring bei.
Am Sonntag steht schon das Rückspiel gegen den überaus unangenehm spielenden Tabellenletzten an (16.30 Uhr, sportdeutschland.tv). Wir sprachen im Vorfeld mit Keßen über Rückkehr, Teamchemie und langfristige Perspektiven.
Marcel Keßen, ihre Rückkehr nach Hagen war eine große Überraschung. Zunächst mal: Warum hat es für Sie in Bremerhaven nicht mehr gepasst?
Marcel Keßen: Es hat dort sehr gut angefangen, die Gespräche mit dem Coach waren vielversprechend, die Vorbereitung lief auch gut. Dann habe ich mich verletzt, es wurde ein amerikanischer Aufbauspieler nachverpflichtet und auch ein US-Amerikaner für die großen Positionen. Nach meiner zweimonatigen Pause war es schwer, wieder reinzufinden. Es passte im Training gar nicht mehr. Wie wir gespielt haben, war grausam. Unser Aufbauspieler Trey hat den Ball nicht mehr aus der Hand gegeben, und ich war nicht mehr zufrieden mit meiner Spielzeit. Es war eigentlich vorgesehen, dass ich eine größere Rolle spiele. Ich wollte erst noch etwas Zeit vergehen lassen, aber ich habe gemerkt, dass es nicht besser wird. Das hat einfach keinen Spaß mehr gemacht.
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Was ist dann passiert?
Nach unserem Spiel in Tübingen habe ich meinen Agenten gefragt, ob es nicht eine Mannschaft gäbe, die mich gebrauchen könnte. Das war eher aus einer Laune heraus. Ein paar Stunden später schrieb mir Chris Harris, dass Phoenix auf der Suche nach einem Big Man ist. Es war ein guter Zeitpunkt, ich habe gesagt, dass ich mir das gut vorstellen kann. Ich bin dann um 5 Uhr zu Hause angekommen, habe mich hingelegt, und als ich wieder wach wurde, sah ich die Nachricht meines Agenten: Willst du nach Hagen? Ich habe gesagt: Klar, das macht Sinn, darauf habe ich Bock.
Und dann musste alles ganz schnell gehen...
Ich hatte am Montag noch ein Gespräch mit dem Bremerhavener Trainer, das war eines der unangenehmsten, die ich je hatte. Es war einfach nur kalt. Für mich war die Sache dann schnell gegessen. Ich habe den Auflösungsvertrag unterschrieben, mein Vater kam mit einem Kleinbus nach Bremerhaven, wir haben alles aus meiner Wohnung dort reingepackt. Ich habe hier direkt eine Wohnung bekommen. Ich bin auch gerade noch dabei, meine Sachen nach und nach einzuräumen (lacht).
Jetzt sind Sie zurück in Ihrer Heimat. Ist Phoenix langfristig eine Option für Sie oder schielen Sie eher Richtung BBL?
Ich möchte schon gerne BBL spielen, aber ob das so schnell wieder geht, weiß ich nicht. Wenn man in seine Heimat zurückkehrt, fällt es einem sicherlich schwerer, wieder wegzugehen. Ich möchte erstmal eine gute Saison spielen, schaue aber auch schon, bald ein Studium anzufangen, was hier gut funktionieren könnte. Außerdem sind meine Familie und meine Freunde hier. Ich kann mir gut vorstellen, wenn alles gut geht, auch über die Saison hier zu bleiben.
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Die Saison von Phoenix ist bislang von vielen Rückschlägen und Niederlagen geprägt. Welchen Eindruck macht das Team auf Sie?
Mir hat es gestern sehr viel Spaß gemacht mit der Mannschaft. Ich kenne zwar noch nicht alle so gut, aber die Jungs sind alle nett und korrekt. Wir haben gegen Ehingen super den Ball laufen lassen, auch wenn es manchmal etwas chaotisch war. Aber der erste Eindruck vom Team ist sehr gut.
Nur die Schlussminuten waren nicht souverän, auch gegen Bremerhaven und Nürnberg hat Phoenix am Ende des Spiels noch fast einen komfortablen Vorsprung wieder hergegeben. Was nehmen Sie sich für die nächsten Spiele vor?
Ich habe mich darüber noch lange mit Chris unterhalten nach dem Spiel. Ich glaube, wenn wir Anfang des vierten Viertels mit 14 Punkten vorne liegen, müssen wir das Tempo etwas rausnehmen und die Angriffe besser ausspielen. Da waren wir etwas überhastet. Wenn wir das schaffen, können wir so ein Spiel besser über die Bühne bringen.