Hagen. Phoenix Hagen sagt seine nächsten Spiele ab, weil die Mannschaft körperlich an ihre Grenzen geht. Richtige Entscheidung? Ein Pro und Contra.
Auf die lange coronabedingte Spielpause folgten für Basketball-Zweitligist Phoenix Hagen die englischen Wochen. Eine Belastungsprobe, die wohl zu viel für die Mannschaft war, und die die Verantwortlichen dazu bewog, die Reißleine zu ziehen. Sowohl das Auswärtsspiel in Karlsruheals auch das in Rostock wurden auf Initiative von Phoenix abgesagt. Die richtige Entscheidung? Die WP-Sportredakteure Dominik Brendel und Falk Blesken debattieren.
Pro: Phoenix muss sich nicht entschuldigen
Ein gesamtes professionelles Sportteam infiziert sich mit dem neuartigen Coronavirus, muss zweimal in Quarantäne, wird aus seinem Spielbetrieb und aus seiner Routine gerissen. Danach geht es für dieses Team glücklicherweise zurück in den Liga-Alltag, aber nicht mit langsamen, behutsamen Schritten, sondern mit einem überhasteten Sprint.
Phoenix Hagen sollte nach der langen Pause gleich mehrere englische Wochen durchprügeln. Es ist schwierig, von außen zu beurteilen, wie geeignet die Mannschaft für die Strapazen eines coronabedingt komprimierten Spielplans ist. Also sollte man dies denen überlassen, die auf dem Spielfeld stehen und ihre Knochen hinhalten. Und natürlich den Mannschaftsärzten, die befanden: Dieses Team braucht Regeneration.
Die Basketballer wollten gut performen, konnten es zuletzt aber einfach nicht mehr. Die Überbelastung war ihnen im Schwenningen-Spiel deutlich anzusehen. Aber dass sie es versucht haben, diesen Kaltstart zu meistern und für ihren Verein wieder Siege zu holen, nötigt zumindest eine Respektnote ab. Und dafür, dass es nicht geklappt hat, muss sich Phoenix nicht entschuldigen.
Contra: Phoenix ging den falschen Weg
Die Entscheidung, das Spiel gegen Karlsruhe abzusagen, war falsch. Weil sie ohne vorherige Rücksprache mit der Liga fiel, quasi ein Alleingang der Hagener Verantwortlichen war. Und sie ist auch nicht nachvollziehbar, selbst wenn Phoenix-Geschäftsführer Patrick Seidel medizinische Aspekte ins Feld führt, die er aber nicht näher benennt.
Die Gesundheit der Spieler ist das höchste Gut eines Vereins. Das zweithöchste sind Spiele, die ausgetragen werden.
Dass eine Infektion mit dem Coronavirus bei Sportlern nach zu früher Trainingsrückkehr zu langfristigen Problemen führen kann, ist seit Wochen bekannt. Die Herzmuskelentzündung des Eishockeyprofis Janik Möser wird so erklärt.
Deshalb gibt es Regeln, „Return-to-Sport“ genannt. Und diese hatte Phoenix nach eigenen Angaben vor dem Spiel gegen Trier, das erste nach der Quarantäne, zu 100 Prozent erfüllt. Die medizinischen Voraussetzungen für die Rückkehr seien gegeben gewesen, hieß es.
Nun folgte die Kehrtwende. Der bessere Weg wäre der Nürnberger gewesen. Gibt es tatsächlich schwerwiegende neue medizinische Aspekte, muss Phoenix die sofort allen Profiklubs kundtun.