Herdecke/Winterberg. Von der Doping-Agentur an die Spitze der Leistungssport-gGmbH: Thomas Berghoff wechselt zu Skisportlern ins Sauerland.
Ein früherer Leichtathlet aus Herdecke soll dem Wintersport-Nachwuchs aus dem Sauerland auf dem Weg an die Weltspitze helfen. Thomas Berghoff, bisher bei der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) in Bonn als Leiter des Prävention-Ressorts tätig, wird neuer Geschäftsführer der Leistungssport gGmbH des Westdeutschen und Hessischen Skiverbandes. Gleichzeitig ist der 34-jährige Herdecker designierter Bundesstützpunkt-Leiter Ski für die Standorte Winterberg und Willingen. „Er kennt zwar durch die NADA die Situation im deutschen Sport sehr gut, aber das ist doch eine völlig neue Aufgabe“, sagt Vater Heiner Berghoff, früherer Marathonläufer und Sportwart des TSV Herdecke.
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Auf Thomas Berghoff, der seine Arbeit in Winterberg am 4. Januar als Nachfolger für die im Frühjahr ausgeschiedene Heike Kischkel (geb. Bienstein) aufnimmt, verständigte sich die Bewerbungskommission der beiden Regionalverbände sowie des Deutschen Skiverbandes, der mit 20 Prozent an der gGmbH beteiligt ist. Ob der Herdecker auch Bundesstützpunktleiter Ski vor Ort wird, hängt davon ab, ob dieser Posten (erneut) bewilligt und finanziert wird. „Die Länder und der Deutsche Skiverband würden das mittragen, der Bund muss aber auch noch zustimmen“, sagt Karin Orgeldinger, Sportdirektorin Nordisch im Deutschen Skiverband. Sie hofft auf schnelles grünes Licht: „Das würde der Sache mehr Gewicht verleihen.“ Und die Position des „Neuen“ stärken.
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Leichtathlet bei LG Olympia Dortmund
Thomas Berghoff ist in Herdecke geboren worden, aufgewachsen und hat hier an der Friedrich-Harkort-Schule sein Abitur gemacht, doch er hat durchaus auch familiäre Wurzeln im Sauerland. Großeltern und Verwandte stammen aus Meschede-Grevenstein und Sundern-Amecke. „Ich bin ein Sauerländer Junge“, sagt etwa Vater Heiner Berghoff. An der Deutschen Sporthochschule Köln hat der 34-Jährige Sportwissenschaften studiert, seit acht Jahren arbeitet er bei der Nationalen Anti-Doping-Agentur in Bonn. Zunächst als wissenschaftlicher Referent, aktuell leitet er das Präventionsressort. „Er ist international unterwegs, Canberra oder Sydney, Tokio oder Peking“, sagt Heiner Berghoff, „ich muss ihn immer fragen, wo er denn momentan gerade ist.“
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Künftig wird das häufiger im Sauerland sein, nahe der familiären Wurzeln. „Ich bin zwar Überzeugungstäter bei der NADA, wollte aber wieder etwas näher an den Sport heranrücken, mehr gestalten und fördern“, erklärt Thomas Berghoff, warum er sich um die Geschäftsführung bei den Skisportlern beworben hat. Selbst im Wettkampfsport aktiv war er allerdings als Mittelstreckenläufer in der Leichtathletik, bei der LG Olympia Dortmund bildete er etwa mit den Herdeckern Fynn und Chris Schwiegelshohn eine ganz starke Staffel. Und als Mountainbiker, aber Wintersport? „Er fährt zwar über schwarze Pisten wie eine Wildsau“, sagt Heiner Berghoff, „aber nicht im Leistungsbereich.“ Er sei alpin und nordisch begeisterter Skifahrer, aber im Rahmen der Freizeit oder im Urlaub, bestätigt Thomas Berghoff: „Ein Biathlongewehr hatte ich noch nicht in der Hand. Skispringen werde ich wohl auch nicht mehr.“
Konzept auch Bundespräsident und IOC-Chef vorgestellt
Im Rahmen seines Studiums an der Deutschen Sporthochschule in Köln bewarb sich Thomas Berghoff bei der Nationalen Antidoping Agentur, Nach Abschluss seines Studiums und entsprechender Weiterbildung bereiste er bundesweit die Sportleistungszentren und Olympiastützpunkte, stellt edort das in seinem Team erarbeitete Präventionskonzept der NADA vor. Er beriet Kaderathleten, Trainer, Eltern und Breitensportler darüber, welche Folgen der Missbrauch von Medikamenten und Dopingmitteln haben kann.
Das NADA-Präventionskonzept hat er 2013 im Schloss Bellevue in Berlin auch dem damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck und dem gerade erst gewählten Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach, vorgestellt.
Mit Vortrag beeindruckt
Als Stützpunktleiter bzw. Geschäftsführer der gGmbH sind aber ohnehin eher kommunikative und diplomatische Fähigkeiten sowie verwaltungstechnische Kenntnisse gefragt – für den sportfachlichen Teil ist Sportdirektor Jochen Behle zuständig. „Wir kannten Herrn Berghoff schon aus dem Rahmen der Nachwuchsleistungssport-Konferenz, da hat er mit seinem Vortrag beeindruckt, weil er das trockene Thema sehr gut herübergebracht hat“, sagt Karin Orgeldinger: „Wichtig war für uns auch das sportwissenschaftliche Studium. Und, dass er das deutsche Sportsystem und die Förderstrukturen sehr gut kennt.“ Zumal die ersten Wochen im Amt gleich turbulent für Thomas Berghoff werden könnten. Durch Corona ist im Wintersport Flexibilität gefragt. In allen Sparten werden Wettkämpfe und Lehrgänge derzeit häufig abgesagt und verlegt, rechtliche Bestimmungen zum Training ändern sich stetig – entsprechend knifflig ist auch die Organisation.