Herdecke. Ruhe und Natur schätzen die Sportfischer in Herdecke an ihrer Sportart. Das sorgt gerade in der Corona-Krise für einen Mitglieder-Boom.
Der Teil-Lockdown hat so gut wie alle Sportmöglichkeiten erheblich eingeschränkt. An Handball oder Fußball ist nicht zu denken, auch die Fitnessstudios sind geschlossen. Deswegen haben Einzelsportarten an der frischen Luft Hochkonjunktur. Radfahren, Joggen - oder Sportfischen. Auch wenn viele beim Angeln nicht unbedingt an körperliche Betätigung denken, so gilt es als Individualsportart und ist somit auch aktuell erlaubt. Man ist an der frischen Luft, hält Abstand und läuft wenig Gefahr, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Auch deswegen gewinnt das Angeln immer mehr an Bedeutung. Der Sportfischerei-Verein Hagen, Herdecke und Umgegend erfreut sich schon länger an vielen neuen Mitgliedern, doch vor allem im Corona-Jahr suchen viele Neuangler den Weg an den See oder Fluss.
Angler gehen selten mit mehr als zwei Personen ihrer Leidenschaft nach, auch über zu wenig Frischluft können sie sich nicht beschweren. „Sicherer als am Wasser kann man aktuell glaube ich nicht sein. Die meisten gehen allein angeln. Da ist weit und breit dann niemand“, erklärt Matthias Gebehenne, Geschäftsführer des örtlichen Sportfischerei-Verein. Die Stille und die Ruhe sind es, was Angler schätzen. Und angesichts der beängstigenden Nachrichten von hohen Coronazahlen oder überfüllten Krankenhäusern ist ein wenig Ruhe – eine Art Auszeit von dem Stress – genau das Richtige. „Jeder Angler schätzt die Ruhe und die Natur. Man kann ein wenig abschalten. Corona ist eine Veränderung für uns alle“, sagt Gebehenne, „aber am Wasser ist es so, wie es immer war.“
Angler reinigen die Gewässer
Im Normalfall veranstalten die Angler jedes Jahr eine Vielzahl an Events. Fischerfest mit Trödelmarkt, Weihnachtsbasar oder Gemeinschaftsangeln – all das musste 2020 ausfallen. „Wir haben ja kein tägliches Training. Aber normalerweise, ohne Corona, treffen wir uns beim Gemeinschaftsangeln vorher im Vereinsheim und grillen zusammen. Das soll die Gemeinschaft fördern“, sagt Gebehenne. Finanziell verkrafte man das aber gut.
Neben den Vereinsveranstaltungen gehört vor allem die gemeinsame Gewässerpflege zu den Aufgaben der knapp 700 Mitglieder. Die Regeln des Vereins sehen vor, dass jeder unter 60-jährige in jedem Jahr sechs Stunden für den Verein arbeiten muss. In der Regel sind das dann Reinigungsarbeiten an den Vereinsgewässern. So leisten etwa 400 Mitglieder Jahr für Jahr ihren Dienst. „Der Müll ist ein Problem. Wir machen in etwa 15 Reinigungsaktionen im Jahr. Wir wollen ja auch von sauberen Angelplätzen angeln“, sagt Matthias Gebehenne. Drei- bis viermal im Jahr reinigt man neben dem Harkort- und Hengsteysee und dem verbindenden Stück Ruhr dazwischen, dann auch die Volme im Hagener Innenstadtbereich. „Da kommen dann drei bis vier Tonnen Müll an einem Samstagmorgen zusammen. Das Problem ist nur, dass es drei Tage später so aussieht wie vorher“, ärgert sich Gebehenne.
Neumitglieder-Boom während Corona
Angeln ist ein Hobby, bei dem man nicht selten den gesamten Tag in der freien Natur verbringt. Genau richtig für viele, die wegen Homeoffice und vielen geschlossenen Freizeiteinrichtungen jetzt vermehrt die frische Luft zu schätzen lernen. „Während Corona haben viele Leute die Natur wieder für sich entdeckt. Wir sehen wieder mehr Angler am Wasser, die lange nicht da waren„, freut sich Gebehenne über Mitgliederzuwachs: „Es wollen insgesamt mehr Leute angeln. Wir haben so wenig Kündigungen wie seit 20 Jahren und so viele Neuanmeldungen wie seit 15 Jahren nicht mehr.“ 150 neue Mitglieder hat man in diesem Jahr schon aufgenommen- „Das ist schon beachtlich“, sagt der Geschäftsführer und freut sich besonders über die vielen Jugendlichen und Frauen, die den Weg in den Verein finden. „Vor zehn Jahren hatten wir im Jahr mal eine Frau dabei, die ihren Angelschein machen wollte“, so Gebehenne, „jetzt haben wir jedes Jahr ungefähr zehn.“