Hagen. Blau-Weiß Haspe hat sich in der Kreisliga A 1 etabliert und lässt den Worten auch Taten folgen. Nur der eigene Druck könnte zum Problem werden.

Es ist ein starkes erstes Saisonviertel, das die Fußballer von Blau-Weiß Haspe in der Kreisliga A1 absolviert haben. Dass die Erfolgsserie die Hasper bis auf Rang drei katapultieren würde, damit hätten wohl die wenigsten Experten gerechnet. Die Zwangspause stoppte den Siegeszug nun vorerst. Für den Wiederbeginn hat sich Blau-Weiß aber schon einiges vorgenommen. Im Zuge unserer Zwischenbilanz bei den heimischen Kreisligisten geht der Blick heute in den Hagener Westen.

So ist die Lage

Sahnestart für die Hasper Kicker: Nach acht Spieltagen liegt Blau-Weiß mit 16 Punkten auf einem sehr guten dritten Tabellenplatz. Fünf von sieben Partien wurden gewonnen, eine Niederlage setzte es lediglich gegen den ebenfalls ambitionierten TSV Fichte Hagen. Spitzenreiter Schwarz-Weiß Breckerfeld (vier Zähler Vorsprung) ist in Reichweite.

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Bei den erzielten Toren ist Haspe schon das Maß der Dinge: 37 Mal mussten die gegnerischen Torhüter bereits hinter sich greifen, mit Shkelzen Imeri (10 Tore) und Marcel Marino (10) stellt Blau-Weiß nach Mohamed Lamine Diaoune vom Ortsrivalen Hasper SV die zweitbesten Torjäger der Liga. Im letzten Spiel vor der Zwangspause Ende Oktober ließ das Team von Trainer Andreas Wilkes der Reserve des SV Hohenlimburg 10 beim 7:2 keine Chance. „Das Team hat sich sukzessive gesteigert“, sagt Wilkes. „Wir sind sehr zufrieden mit der sportlichen Entwicklung.“ Wilkes selbst, groß geworden beim Hasper SV, ist im sechsten Jahr im Verein und hat den Klub nach dem Wechsel aus dem Betriebssport 2011 zusammen mit seinen Mitstreitern maßgeblich weiterentwickelt.

So waren die Erwartungen

Nach der Aufstiegssaison 2019/20, die auf Rang zwölf abgeschlossen wurde, setzten sich die Hasper im Sommer ambitionierte Ziele: Unter die ersten Fünf wollte man kommen und sich damit im oberen Drittel der Liga etablieren. Die Mannschaft wurde sportlich spürbar verstärkt, erfahrene Spieler wie Dennis Niggeloh, Marcel Marino oder Ozan Akdogan übernehmen Verantwortung und führen das Team zu Erfolgen. „Die Jungs sind fleißig, sie stehen verdient dort oben“, führt Wilkes aus. Die hochgesteckten Ziele haben die Kicker bisher vollends erfüllt. Und so soll es auch weitergehen.

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Was lief gut?

Neben dem Zusammenhalt und der individuellen Qualität, die Wilkes positiv hervorhebt, ist der gegenwärtige Erfolg vor allem auf die hohe Intensität zurückzuführen: In jedem Training geben die Spieler auf der Asche des Freiheitsplatzes Vollgas. „Die akribische Arbeit im Training zahlt sich aus. Wir erarbeiten uns die Punkte durch das große Engagement eines jeden Einzelnen.“ Viele Spieler im Kader sind zwar sehr erfahren, „sportlich satt“ sei aber dennoch niemand, versichert Wilkes.

Was muss besser werden?

Die wohl größte Stärke der Hasper ist zugleich das größte Risiko: „Wir müssen lernen, hier und da noch besser mit dem Druck umzugehen“, sagt der Übungsleiter. Und Wilkes weiß, wovon er spricht: Er selbst hat beim Hasper SV und TSV Fichte Hagen höherklassig Fußball gespielt. „Man muss immer einen Schritt nach dem anderen machen. Wenn wir im Kopf zu ambitioniert sind, kann das schnell zu Blockaden führen.“ Passiert ist das am fünften Spieltag gegen Fichte: 0:3 stand es am Ende, Haspe hätte noch Stunden weiterspielen können und an diesem Tag das Tor wohl nicht getroffen. „Wir haben uns gegen einen ebenfalls ambitionierten Gegner zu sehr reingesteigert“, hat die Partie am 4. Oktober Wilkes wichtige Erkenntnisse gebracht.

Was läuft im Lockdown?

Wie bei anderen Klubs auch beschränken sich die sportlichen Aktivitäten im Hagener Westen derzeit auf individuelle Laufeinheiten. Und die schweißtreibende Arbeit zahlt sich für die Kicker, wenn Kontakte wieder möglich sind, kulinarisch aus: „Wir haben den Jungs für 280 gelaufene Kilometer zwei Wochen lang Pizza versprochen“, haben die Aktiven das gesteckte Ziel laut Wilkes in letzter Minute noch erreicht. Während sich der Kader individuell fit hält, laufen abseits des Platzes die Vorbereitungen auf den Neustart auf Hochtouren: Am Freiheitsplatz beseitigen Ehrenamtliche das Laub, auch ein neuer Imbisswagen wird angeschafft.

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Ziele für den Rest der Saison

Die Marschroute für den Rest der Saison ist klar: „Wir wollen uns nicht verschlechtern und den aktuellen Tabellenplatz verteidigen“, sagt Wilkes und plädiert dafür, bei einer längerfristigen Unterbrechung der Saison nur die Hinrunde zu absolvieren. „In der Kreisliga ist Fußball nur ein Hobby. Etliche Partien zum Beispiel unter der Woche nachzuholen, wäre für unsere Spieler zeitlich sehr schwierig.“ Der Kader hat für die gesamte Spielzeit 2020/21 zugesagt, demnach sind im Winter keine Veränderungen zu erwarten. Das betrifft auch die Zugangsseite, hier hat Trainer Wilkes eine klare Meinung: „Alle Klubs haben momentan zu kämpfen. Da wäre es doch respektlos, jetzt andere Spieler anzusprechen und ihnen einen Wechsel nach Haspe schmackhaft zu machen.“ Solidarität wird in der gegenwärtigen Zeit auch im Hagener Westen großgeschrieben.