Wetter. Die Feiern zum 90. Geburtstag fielen beim Schützenheim Volmarstein von 1930 sämtlich aus. Stattdessen wurde das Schützenheim modernisiert.
Den runden Geburtstag gefeiert hätten die Schützen aus Volmarstein gern, er fiel aus wie so viele andere in diesem Corona-Jahr. Statt der 90-Jahrfeier und anderer Feste wurde man beim Schützenverein fleißig. Und modernisierte mit Mitteln aus dem NRW-Programm „Moderne Sportstätte 2022“ und viel Eigenarbeit das Vereinsheim an der Köhlerwaldstraße. Um dort – vielleicht – im nächsten Jahr den 90 + 1. Geburtstag zu feiern.
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Was war geplant?
E
s ist ein ganzer Ordner, den Christine Neuburg vorbereitet hat. Und die Vermerke auf allen Blättern darin sind identisch: 90-Jahrfeier am 25. April – abgesagt, Pokalschießen am 13. Juni – abgesagt, Vogelschießen am 3. Oktober und Königsball am 17. Oktober – abgesagt. Ein Termin ist noch in der Zukunft, doch auch für den Wald-Advent am Schützenheim des SV Volmarstein am 5. Dezember gilt: Abgesagt. Es gab zahlreiche geplante Veranstaltungen im Jubiläumsjahr des Schützenvereins Volmarstein von 1930, doch im Jahr der Corona-Pandemie fand nichts statt. Nur Sportschießen war zwischenzeitlich möglich, nach der Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs starteten die Volmarsteiner bei den Kreismeisterschaften Ennepe-Ruhr im Oktober und brachten einige Titel mit.
Aktuelle Situation des Vereins
Als Sport- und Traditionsverein sehen sich die Volmarsteiner, die aktuell knapp 100 Mitglieder zählen. „Das jüngste Küken ist 18 Jahre alt, der Älteste 84“, sagt Klubchefin Christine Neuburg, am Nachwuchs dagegen fehlt es dem Schützenverein. Mit zwei Schießständen für Lang- und Kurzwaffen bzw. Luftgewehr und Pistole, einem Gemeinschaftsraum mit Bar und einem großzügigen Außenbereich bietet das Schützenheim an der Köhlerwaldstraße gute Möglichkeiten. Auch für künftige Sportschützen, denn der eigentlich noch acht Jahre laufende Pachtvertrag mit der Stadt Wetter für das Vereinsgelände ist nun bis 2049 gültig. „Wir haben das für die Generation nach uns verlängert“, sagt Christine Neuburg.
Ein Schritt, der Voraussetzung für die überfällige Modernisierung des 55 Jahre alten Vereinsheims war. Nur mit einem entsprechend lange laufenden Pachtvertrag konnte der Schützenverein Volmarstein die Bedingungen für das NRW-Förderpogramm „Moderne Sportstätte 2022“ für die Sanierung und Modernisierung vereinseigener Sportanlagen erfüllen. Das Dach des Schießtunnels (Bauleiter Dieter Jarick: „Da tropfte das Schwitzwasser von der Decke“) hatte der Verein schon 2016 mit Eigenleistung saniert, drei Jahre später installierte man eine Gastherme. Nun war die Modernisierung des Schützenheims überfällig, die mithilfe des Förderprogramms gelang.
18.300 Euro Zuschuss erhielten die Schützen, durch Eigenleistungen und Spenden stemmten sie eine etwa 33.000 Euro teure Baumaßnahme. Eine neue Haustür, die Modernisierung der langen Fensterfront mit Kunststoff-Fenstern statt Glausbausteinen und Holz, neuen Fensterbänken, einer neuen Alarmanlage und einem frischen Anstrich standen an, bei den gut zweiwöchigen Arbeiten ab Ende August griffen neben der Wittener Firma Gerhartz zehn Klubmitglieder mit zu. „Jetzt haben wir zweiflügelige Fenster mit Oberlicht und so vernünftige Lüftungs-Möglichkeiten“, verweist Christina Neuburg auf einen gerade in Corona-Zeiten wichtigen Faktor, räumt aber auch ein: „Jetzt ist die Kasse leer. Wir hatten mit den Einnahmen unserer Feiern gerechnet.“ Doch die fielen im Jahr des 90. Geburtstags aus, jetzt auch der Anfang Dezember vorgesehene Wald-Advent.
Als „Schieß-Club Bach“ im Jahr 1930 gegründet
Als ein „Sport und Traditions-Verein, der sich mit Groß und Kleinkaliber wie auch mit Luftdruckwaffen in Bezirk- und Kreis-Meisterschaften bis hin zu Landes- und deutschen Meisterschaft mit anderen Schützen misst“: So beschreibt sich der Schützenverein Volmarstein von 1930. Vor 90 Jahren trafen sich die Anwohner der Bachstraße und Umgebung und gründeten den „SchießClub Bach“, 1. Vorsitzender wurde Wilhelm Fuhrmann. Dessen Tochter Dorothea Walkenbach trug maßgeblich zur Klärung der frühen Historie bei, als sie 2017 das „Gründerbuch“ des Clubs an die aktuelle Vereinsvorsitzende Christine Neuburg überreichte. Die Betätigung im Schießsport erstreckte sich zunächst auf Luftgewehrschießen, ehe man 1932 das Schützenheim „Am Hang“ und in der Folge einen Kleinkaliberstand errichtete.
Nach dem 2. Weltkrieg waren nach den Bestimmungen der Alliierten sämtliche Vereine aufgelöst worden, ein Schießbetrieb konnte nicht mehr stattfinden. Nach der Neugründung des Deutschen Schützenbundes wurde dann 1951 der Schießclub Volmarstein Bach wieder gegründet mit Willi Lischke als 1. Vorsitzendem. Das erste Schützenfest feierte der Verein zum 25 jährigen Jubiläum im Juli 1955.
1963 wurde von den Mitgliedern eine Namensänderung beschlossen, man hieß nun „Schützenverein Volmarstein von 1930“. Ein Pachtvertrag wurde mit der Gemeinde Volmarstein 1964 abgeschlossen, um einen Schießstand mit Vogelschießanlage zu errichten, gleichzeitig begann man mit dem Neubau eines Schützenheims, das am 27.11.1965 eingeweiht wurde. Zehn Jahre später wurde ein Luftgewehrschießstand als Anbau am Schützenheim erreichtet. In der Folgezeit erfolgten mehrere Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen, zusätzlich wurden verschiedene Sportwaffen beschafft. Man nimmt mit Luftgewehr, Luftpistole, Kleinkalibergewehr und Pistole sowie Großkaliberpistole an Wettkämpfen teil.
Die Planungen für 2021
Der Termin steht, das Programm - identisch zu den Planungen 2020 – mit Jagdhornbläsern, Grußworten und Musik von MGV Einigkeit Volmarstein, „The Returns“ und der Oldie-Band „Durchschnitt 49“ auch. Aber ob am Samstag, den 24. April 2021, die Feier „90+1 Jahre“ der Volmarsteiner Schützen stattfinden kann? „Wir befürchten, dass die Party vielleicht auch nicht stattfinden kann“, sagt Klubchefin Christine Neuburg, auch die Einladung hat sie mit einem Vermerk versehen: „Absagen?“. Nur bei den später im Jahr terminierten Veranstaltungen Vogelschießen (2. Oktober), Königsball (16 Oktober) und Wald-Advent 2021 (2. Dezember) hat man etwas mehr Hoffnung.
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Beim Schützenverein Volmarstein bleibt man ungeachtet dessen auch in der Corona-Pandemie aktiv. „Wenn wir sonst nichts machen dürfen, bauen wir hier“, verweist die Vorsitzende auf das marode Vordach, an dem aktuell gewerkelt wird: „Irgendwann können wir auch wieder schießen.“ Und Vorstandskollege und „Bauleiter“ Dieter Jarrick ergänzt: „Das ist wie bei einem Eigenheim: Es gibt immer was zu tun.“
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