Hagen. Geht es nach dem DFB, soll der Amateursport schnellstmöglich ins Training zurückkehren. Doch der Appell stößt nicht bei allen auf Zustimmung

Seit dem Monatsbeginn ruht der Amateursport. Nur die Profiligen wurden vom Lockdown ausgenommen. Wenn es nach dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) geht, zu Unrecht: Der Verband appelliert nun an die Politik den Trainingsbetrieb wieder zuzulassen. Dafür haben sich die Präsidenten der Regional- und Landesverbände ausgesprochen, die besonders auf den Kinder- und Jugendbereich hinweisen. Wie stehen die Hagener Fußballer dazu? Wir haben nachgefragt und erkannt: Die Meinungen sind sehr unterschiedlich.

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Wenn es nach Bernd Preußner, 1. Vorsitzender des SV Hohenlimburg 1910, geht, ist die Trainingspause nicht nur nachvollziehbar, sondern auch notwendig. „Ein morgendlicher Blick in die Zeitung ist doch vollkommen ausreichend: Die Coronazahlen steigen immer weiter, irgendwann muss man doch mal reagieren.“ Wobei er auch die Sicht der Spieler nachvollziehen kann, die wieder auf den Platz wollen: „Wenn man selbst noch aktiv ist, dann sieht man das Ganze natürlich noch mal ein wenig anders. Das kann ich auch verstehen, dennoch geht die Gesundheit aktuell einfach vor.“

Fortsetzung der Saison im Dezember?

Während sich die Zehner also momentan vor allem mit einem Alternativprogramm und Laufeinheiten fit halten, richtet Preußner den Blick schon wieder nach vorne: An eine Fortsetzung der Saison im Dezember glaubt der Vorsitzende nicht. „Wie soll das denn gehen? Die Mannschaften müssen ja auch erst einmal wieder in das Training einsteigen. Dann ist Mitte Dezember und dann schon wieder Weihnachten. Für einen Spieltag zwischendrin wieder anzufangen halte ich nicht für sinnvoll.“

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Zumal bei den Hohenlimburgern nach wie vor die Platzprobleme zu Tage treten: „Wir haben noch immer nicht gehört, wann unser Rasen im Kirchenberg wieder bespielbar sein soll. Und selbst wenn wir ihn im Dezember wieder nutzen können, bleibt die Frage, wie lange das Wetter mitspielt. Wenn es Frost geben sollte, oder der Untergrund zu matschig wird, werden wir wieder ausweichen müssen.“

Einfache Serie als Kompromiss

Mit Blick auf die Meisterschaftssaison der Westfalenliga würde sich Preußner vor allem eine Variante wünschen: „Wenn man nur eine einfache Runde spielt, hätte man genügend Zeit, selbst wenn die Saison erst im Februar oder März wieder starten würde. Das würde den Druck aus dem Ganzen nehmen und man könnte dennoch eine Tabelle erstellen.“

Denn vor dem Saisonbeginn hatte es beim Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) eine Satzungsänderung gegeben. Nach dieser muss mindestens die Hinserie vollendet sein. Sollte es danach zu einem Abbruch der Saison kommen, wird die Tabelle nach dem Stand der Hinrunde gewertet.

„Das ist der größte Schwachsinn“

Ähnlich wie Bernd Preußner sieht es auch Stefan Mroß, Trainer des Westfalenligisten SpVg. Hagen 11. Er hält die DFB-Forderung sogar für „den größten Schwachsinn“. Denn eine Ansteckung könne beim Fußball-Training ja nicht ausgeschlossen werden. „Auch, wenn alle sehr bemüht sind, kann es auch dort immer wieder vorkommen, dass sich doch was durchmischt. Wir haben aktuell deutlich größere Probleme, als die Frage, ob der Amateursport wieder an den Start gehen kann.“ Auch die Argumentation des Deutschen Fußball-Bundes, dass sich das fehlende Training negativ auf Kinder und Jugendliche auswirken würde, will Mroß nicht zählen lassen: „Dann müssen die Eltern auch eingreifen und dafür sorgen, dass die Kinder raus und an die Bewegung kommen. Manche lernen ihre Kinder während des Lockdowns jetzt wahrscheinlich noch mal ganz neu kennen“, fordert er mehr Einsatz von den Erziehungsberechtigten.

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Denn für die Vereine sei es bei Kindern und Jugendlichen ohnehin schwer, das Hygienekonzept richtig einzuhalten. „Wenn im Winter nicht geduscht werden darf, dann müssen die Kinder durchgeschwitzt und kalt warten, bis sie abgeholt werden. Das ist doch auch nicht das Wahre. Da warten wir lieber einfach, bis es wieder erlaubt ist.“ Die Forderung des DFB sei aus seiner Sicht „eher populistischer Natur“.

SSV-Trainer ist für Wiederaufnahme

Eine ganz andere Sicht auf die Dinge hat Alex Berges, B-Jugend-Trainer des SSV Hagen. Er ist seit über zehn Jahren bei dem Höingklub im Nachwuchsbereich als Trainer tätig und hat von den Kleinsten bis zur A-Jugend alle Teams schon einmal betreut. Berges ist der Ansicht, dass der Trainingsbetrieb gerade im Jugendbereich wieder aufgenommen werden sollte, so, wie es auch der DFB fordert: „Die Kinder und Jugendlichen haben einen enormen Bewegungsdrang und wollen einfach auf den Platz und spielen. Aktuell hat aber alles zu, so dass dieser Drang gar nicht aufgefangen werden kann.“

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Erst im Dezember wieder in das Training einzusteigen, hält er für schwierig. „Aktuell können die Spieler gerade mal joggen gehen, aber irgendwann wird ja auch der Spielbetrieb fortgesetzt. Bei den Kleinen ist das kein Problem, aber ab der U14 ungefähr kommt ja auch mehr Körperlichkeit dazu. Da braucht es einfach das Training.“ Bis zum Lockdown Anfang November hat das Fußball-Training beim SSV noch geregelt stattgefunden. „Bis dahin ging es auch. Wir haben Hygienekonzepte gehabt und auch nach bestem Gewissen eingehalten. Wenn das Training bis dahin durchgeführt werden konnte, dann sollte es auch jetzt wieder gehen. Immerhin betreiben wir einen Outdoor-Sport.“

Wie die Politik auf die Forderungen des DFB reagieren wird, ist indes noch offen. Für Stefan Mroß steht aber eines fest: „Wir werden auf keinen Fall wieder in das Training einsteigen. Wir haben auch eine Verantwortung der Gesellschaft gegenüber.“