Hagen. Der Fußball-Verband bespricht in einer Videokonferenz die aktuelle Lage. Erst einmal soll weiter gespielt werden, aber die Meinungen sind geteilt

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie sieht man sich beim Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) regelmäßig. Alle zwei bis drei Wochen werden Videokonferenzen abgehalten, um die aktuelle Lage zu besprechen.

Eine Entscheidung hat es auch bei der aktuellsten Zusammenkunft nicht gegeben, aber die Verantwortlichen nutzten die Gelegenheit, um sich ein Meinungsbild der Kreisvorsitzenden zur aktuellen Lage einzuholen. Am Wochenende soll, soweit möglich, noch normaler Spielbetrieb herrschen, im Anschluss soll die weitere Entwicklung im Auge behalten werden. Im Zweifel steht auch ein Abbruch der Saison im Raum.

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Das sagen Hagener Vertreter

Doch was sagen die Hagener Vereine? Macht es Sinn, die Saison weiter durchzuziehen? Oder sind ein Abbruch beziehungsweise eine Pause sinnvoll? Wir haben bei den Trainern nachgefragt.

„Wenn man selbst und der Verein noch nicht betroffen waren, dann hat man das Gefühl, das alles noch ganz weit weg ist“, kennt Erdal Yildiz Vorsitzender vom SV Boele-Kabel die trügerische Sicherheit, ergänzt aber auch: „Wir merken, dass sich die Eltern große Sorgen machen, die wir auch ernst nehmen.“ Allerdings sieht er beim Fußball einen deutlichen Vorteil gegenüber anderen Mannschaftssportarten in der Halle: „Wir haben den Vorteil, dass alles unter freiem Himmel stattfindet. In die Halle würde ich meine Kinder aktuell auch nicht unbedingt schicken.“

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Vorteil des Outdoor-Sports

Und auch Hallenfußball im Winter kann sich der Vorsitzende nicht vorstellen: „Ich denke, das kommt noch zu früh.“ Grundsätzlich ist Yildiz dafür, die Saison erst einmal fortzuführen. „Wenn die Zahlen weiter hoch gehen und ein Lockdown kommt, sollte man natürlich reagieren und es einstellen. Aber sonst kann man erst einmal abwarten.“ Denn wenn es sich einmal in der Fußball-Szene ausgebreitet hat, sei es sowieso zu spät: „Wenn immer mehr Mannschaften betroffen sind, ist es gar nicht mehr möglich, den Spielbetrieb auf faire Weise noch aufrecht zu erhalten.“

Kritisch sieht auch Mathias Schneidmüller, Abteilungsleiter der Fußballer beim TSV Fichte Hagen, die momentane Entwicklung. „Es ist sehr schwierig zu händeln, die Vereine hangeln sich so durch und solange kein Fall in der eigenen Mannschaft auftritt, geht es wohl auch so. Aber ich sehe es schon kritisch, dass wir aus einem Risikogebiet heraus zu Auswärtsspielen fahren. Da habe ich kein gutes Gefühl bei.“

Saisonpause als mögliches Szenario

Stattdessen hätte sich der Abteilungsleiter ein anderes Szenario gewünscht: „Aus meiner Sicht wäre es nur vernünftig gewesen, wenn man vor den Herbstferien gesagt hätte: So, wir machen hier einen Cut und legen eine Pause ein.“ Ob diese dann für drei, vier Wochen oder länger gegangen wäre, das hätte die Entwicklung der Coronazahlen zeigen müssen. Was so bleibt, ist ein mulmiges Gefühl, zumindest bei Mathias Schneidmüller: „Ich habe das Gefühl, dass es keine klaren Regeln gibt, überall gelten andere Standards. Ich weiß nicht, ob es nicht mehr Sinn machen würde, alles erst einmal runter zu fahren, so schade es auch wäre.“

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Ähnlich sieht es auch Martin Freitas, Trainer des TSV Fichte. „Die Gesundheit steht über allem. Wir spielen ein wenig Fußball, mehr nicht. Dafür sollte man nicht das Leben von anderen Menschen gefährden.“ In der Rolle des Verbandes möchte der Trainer allerdings auch nicht stecken: „Recht machen kann man es aktuell ja wirklich niemandem. Das ist alles sehr schwierig. Aber ich denke, dass, wenn die Saison abgebrochen wird, sie auch nicht mehr los geht.“ Aber auch das wäre für ihn keine große Tragödie: „Es ist jetzt schon erschreckend, wie viele Spiele ausfallen. Wenn es so kommt, dann ist es halt so. Da gibt es aktuell viel schlimmeres.“