Hagen. Der Hagener Ex-Profifußballer Joseph Laumann ist neuer Co-Trainer des FC Barnsley. Im Interview spricht er über die Herausforderung in England.

Der Spielerpass lag bereit und das Trikot wurde schon beflockt: Eigentlich wollte Joseph Laumann (37) in dieser Saison für das Basketball-Bezirksligateam der BG Hagen hobbymäßig auf Korbjagd gehen, aber der Fußball, oder besser gesagt die Arbeit, hat nun mal Vorrang: Vor wenigen Tagen trat der ehemalige Fußballprofi, der es im Jahr 2005 in die Bundesliga-Mannschaft des FC Schalke 04 geschafft hat, sein Amt als Assistenztrainer beim englischen Zweitligisten FC Barnsley an.

Und an der Seite von Cheftrainer Valerien Ismael gelangen zum Saisonauftakt direkt zwei Siege. Mit dem Wechsel auf die Insel geht für den Hagener ein Traum in Erfüllung, wie er im Interview mit unserer Zeitung erzählt.

Joseph Laumann, wie ist Ihr erster Eindruck von Barnsley?
Joseph Laumann:
Lange bin ich ja noch nicht hier, aber ich konnte mir schon etwas die Innenstadt anschauen und war mit ein paar der Jungs essen. Barnsley ist eine schöne, typisch englische Stadt. Es ist natürlich nicht London, aber ich komme ja auch nicht gerade aus einer Metropole (lacht).

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Insofern ist der erste Eindruck echt gut. Was den FC Barnsley angeht: Man hat sofort gemerkt, wie professionell der Klub ist, alles war bestens vorbereitet und ich bin sehr herzlich empfangen worden. Die Bedingungen hier sind einfach top.

Was können Sie uns über den FC Barnsley erzählen?

Barnsley ist ein echter Traditionsverein, das merkt man sofort. Der Klub ist sehr professionell aufgestellt, aber die Dienstwege sind dennoch kurz. Der CEO ist ein junger US-Amerikaner (Dane Murphy; d. Red.), ein cooler Typ, der einen super Job macht und uns beste Bedingungen gibt. Das Stadion ist einfach geil, 23.000 Zuschauer passen rein, leider spielen auch wir aktuell wegen Corona nicht vor Fans.


Wie ist die Coronalage denn im englischen Fußball?
Der Profispielbetrieb wird aufrecht erhalten, allerdings werden wie gesagt keine Zuschauer zugelassen. Die Auflagen sind hier sehr streng, wir werden alle paar Tage getestet und messen ständig Fieber.

Wie kam Ihr Wechsel nach Barnsley zustande?
Ein ehemaliger Mitspieler und guter Freund von mir hat beim VfL Wolfsburg unter Valerien Ismael (neuer Cheftrainer des FC Barnsley; d. Red) als Analyst gearbeitet. Wir haben damals auch gemeinsam viele Spiele analysiert, und so kam der Kontakt zu Valerien zustande.

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Als er auf der Suche nach einem Co-Trainer war, haben wir uns getroffen. Wir haben über Fußballphilosophie und Prinzipien gesprochen und gemerkt, dass es für beide Seiten passt.

War ein Engagement im englischen Profifußball Ihr Ziel?

Ich glaube, England ist für Fußballer immer ein Traum. Als Spieler bekam ich die Chance leider nicht, dafür jetzt als Trainer. Als ich das Angebot bekam, wusste ich: Das musst du einfach machen.

Zuletzt waren Sie ja Assistenzcoach beim Halleschen FC. Der Sprung in die zweite englische Liga muss sich wie eine Beförderung anfühlen.

Ja, definitiv. Ich war jetzt einige Jahre in der dritten deutschen Liga aktiv, aber ehrlich gesagt hatte ich das Gefühl, dass mich das nicht ganz so weit bringt. Barnsley ist eine Riesenchance, die ich unbedingt nutzen will.

Welche Aufgaben übernehmen Sie als Assistenzcoach?

Ich arbeite viel mit unseren Videoanalysten und bereite unser Team so gut es geht auf unsere Gegner vor. Und gemeinsam mit Valerien, der als Manager und Trainer in Personalunion die Prinzipien vorgibt, konzipieren wir als Coaching Staff das Training.

Wie groß ist denn Ihr Trainerteam?

Ganz schön groß: Wir sind zehn Trainer. Wie gesagt, der Klub ist sehr professionell aufgestellt.

Welchen Eindruck haben Sie bislang von der Mannschaft?

Wir haben eine gute Mannschaft mit echt guten Fußballern. Man muss wissen, dass es hier auch in der 2. Liga viele, sehr gut bezahlte Spieler gibt. Jedes Team hat ein paar Topstars.

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Das ist in der zweiten deutschen Liga ja eher nicht so. Außerdem wird hier einen Tick physischer gespielt. Unsere Mannschaft kommt eher über das Fußballerische. Wir haben eine solide Basis, um eine gute Saison zu spielen.

Mit dem Wechsel zum FC Barnsley ist für Sie ein Traum in Erfüllung gegangen. Welche langfristigen Ziele haben Sie denn noch?

Wenn ich im Fußballgeschäft eins gelernt habe, dann, dass man immer einen Schritt nach dem anderen gehen muss. Ich will jetzt einfach Gas geben, mich weiterentwickeln. Es war Zeit für mich, etwas Anderes, etwas Neues zu machen, und ich glaube, der Wechsel nach Barnsley ist genau der richtige Schritt.

+++Info+++

Joseph Laumann wurde als Sohn eines Deutschen und einer Marokkanerin in Marrakesch geboren. Im Alter von zehn Jahren kam er nach Westfalen und spielte zunächst für die E-Jugend von Fortuna Hagen, später lief er unter anderem für den SSV Hagen auf.

In der Saison 2005/06 stand Laumann bei der zweiten Mannschaft des FC Schalke 04 unter Vertrag, schaffte es unter Trainer Ralf Rangnick aber auch in die erste Mannschaft, für die er einen kurzen Bundesliga-Einsatz absolvierte. Nachdem Rangnick gefeuert wurde, hatte Laumann auf Schalke einen schweren Stand.

Der Stürmer spielte danach viel in Regional- und Oberliga-Mannschaften. Nach einer Saison beim SC Roland Beckum beendete er 2014 seine Spielerkarriere.