Hagen. Hagens Vereine sehen die Auswirkungen des Lockdowns mit Sorgen. Atila Tasli, Vorsitzender des TSV 1860, fordert mehr Beachtung für Amateursport.
Mit Enttäuschung hat die heimische Amateursportszene die jüngsten Verschärfungen der Corona-Auflagen im Zuge des „Lockdown light“ hingenommen, der am kommenden Montag in Kraft treten und das Vereinsleben vorerst zum Erliegen bringen wird. Zwar sei es ja richtig, die Pandemie entschieden einzudämmen. Natürlich müsse man Einschränkungen hinnehmen. Und selbstverständlich stehe die Gesundheit an erster Stelle. Doch hinter all diesen Sätzen, die in diesen Tagen von Vereinsverantwortlichen gegenüber unserer Redaktion oder in sozialen Medien geäußert werden, steht das Wort ‘aber’.
Mehrheit hält Sportevents für unbedenklich
In einer Online-Umfrage unserer Zeitung, an der 513 Menschen teilnahmen (Stand: Donnerstagabend), bekräftigen 21 Prozent der Teilnehmer, dass ein Lockdown für den Sport erforderlich sei, während 16 Prozent die am Mittwoch auf einer Krisensitzung getroffenen Maßnahmen der Bundesregierung für zu spät erachten. Die Mehrheit (63 Prozent) ist jedoch der Meinung: Sportveranstaltungen sind keine Corona-Treiber, also müsse man auch den Trainings- und Spielbetrieb nicht vehement einstampfen.
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Bei Vereinen herrscht Frust, denn sie haben monatelang Hygienekonzepte erarbeitet, literweise Desinfektionsmittel gekauft, Plexiglaswände installiert, Corona-Beauftragte geschult und so weiter und so fort. Alles, um irgendwie einen halbwegs geregelten Spielbetrieb auf die Beine zu stellen. Nun wird alles heruntergefahren, und die Vereine fühlen sich in etwa wie Kinder, die alle Aufgaben im Haushalt gewissenhaft erledigt haben, aber von ihren Eltern dennoch Stubenarrest bekommen.
SV Haspe 70 sah sich auf gutem Weg
„Wir haben uns seit Wiederermöglichung des Sportbetriebes sehr engagiert und mit klug ausgefeilten Hygienekonzepten den veränderten Bedingungen angepasst“, lässt der Vorstand des SV Haspe 70 in einem Statement zur aktuellen Lage verlauten. Das Ergebnis habe „sich sehen lassen“ können, die Sportler hätten sich gemeinsam mit ihren Trainern vorbildlich an die Vorgaben sowohl im Trainings- und Übungsbetrieb als auch bei Testspielen gehalten. Und das Wichtigste: „Es wurden keine Infektionen verzeichnet.“
Kritik äußerte am Donnerstag Atila Tasli, der Vorstandschef von Hagens größtem Verein, dem TSV Hagen 1860, weil der Amateursport nicht die Beachtung bekäme, die er verdient habe. „Oftmals wird nur der Profisport, der zum Teil im erheblichen Maße finanziell unterstützt wird, in den öffentlichen Fokus gerückt. Wenig Beachtung finden aus unserer Sicht die Breitensportvereine, die – so wie wir – in erheblichen Maße unter dem Lockdown leiden“, findet Tasli.
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Viele Fitness- und Rehakurse habe man in den vergangenen Wochen und Monaten bereits nicht veranstalten können, beliebte Freizeiten seien abgesagt worden. Und dann sei da ja noch der Ligabetrieb in zahlreichen Sportarten, der wieder gestoppt wurde. „Nicht zuletzt erfüllen Sportvereine auch eine gesellschaftliche Aufgabe“, hebt Tasli in einem Statement auf der TSV-Facebookseite hervor. „Wir sind Orte, wo Gleichgesinnte Kontakte pflegen und gesellig ihre Freizeit verbringen.“
Sind Vereinsstrukturen in Gefahr?
Die Werte, für die die Vereine stehen, lassen sich nicht so einfach durch einen Corona-Topf der Regierung abfedern. Durch den erneuten Lockdown, das befürchten die Klubs, könnten etablierte Strukturen einbrechen. Ziehen sich Menschen aus dem Vereinsleben zurück? Verlieren Kinder und Jugendliche den Zugang zum Sport? Sorgen, derer man auch an der Hoheleye sich nicht entledigen kann. „Bitte bleiben Sie uns treu, auch wenn das Sportangebot aktuell erheblich eingeschränkt wird. Wir werden versuchen, da wo es möglich ist, Alternativangebote anzubieten“, appelliert Atila Tasli.